Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

48 mäßig kleinen Christuskörper, die wunderlichen Bäume der Schächer¬ kreuze, die holden Gestalten der heiligen Frauen in farbenprächtigen wallenden Gewändern mit reich gesticktem Saume, der herbe, schmerz¬ erfüllte Ausdruck des Antlitzes der heil. Jungfrau, die prächtigen Staffage¬ figuren der vier gewappneten Ritter auf ihren Pferden mit reichen Schabraken, der genau ausgeführte Dordergrund, die grüne Landschaft mit Lelsen und Burgen, die bläulichen Berge des Hintergrundes machen dieses Gemälde zu einem großen Kunstwerk des echt nationalen Meisters voll tiefer Empfindung und leuchtender Farbe. Die prunkvolle Ausstattung und architektonische Derzierung des Raumes „Der Mariae Verkündigung“ l. 108, weist uns auf mabuse, der eigentlich Jan Gossaert heißt; seit seiner Italienfahrt gab er die heimische Einfachheit auf und überhäufte seine Bilder mit Renaissanceformen, wie unser Bild, das aber durch die geschickte Raum¬ verteilung und das harmonische Kolorit recht ansprechend wirkt, deutlich zeigt. Die zwei Frucht= und Blumenstücke, darunter 109 und 113 wie die zwei Jagd= und Tierstücke gegenüber 126 und 133 sind von dem englischen Maler Franz Hamilton, der unter Abt Schrevogl hier tätig war und zur großen Malerfamilie der Hamilton gehörte, die in der kaiserlichen Sammlung so schöne Tier= und Blumenstücke geschaffen hat. Über der Grablegung l. bei der Ecke Nr. 258 hängen zwei wert¬ volle Bilder: 115 ädam und Eva von Lucas Cranach, dem älteren (1472—1553); am kahlen Stamm zwischen den beiden Figuren ist das zierliche Monogramm des Meisters ersichtlich, ein Schlänglein mit Drachenflügeln und einem Krönlein auf dem Ropfe. Nr. 105. Ein altes Flügelbild, das außen die vier Evangelisten, innen das Weltgericht zeigt; r. streben die Auserwählten mit Engeln zur lichten Höhe, l. werden die Verdammten durch Teufel in die Hölle gestürzt. Von dem Ingolstäcter Künstler Christoph Schwarz, der dem Italiener Daris Bordone nacheiferte und um 1580 als Hofmaler in München tätig war, befindet sich auch in Wien ein „Jüngstes Gericht“ Die rechte Ecke enthält fünf sehr wertvolle niederländische Bilder. Da wollen wir gleich die Bilder der Künstlerfamilie Brueghel zu¬ sammennehmen, deren Werke zur Seit, da Kunst= und Wunderkammern noch in einander übergingen, wegen der Feinheit der Ausführung, der schalkhaften Laune, der wunderlichen Spukhaftigkeit besonders beliebt waren und darum im Wiener Museum in reicher Jahl vorhanden sind. Das Haupt dieser interessanten Kleinmaler ist Pieter Brueghel, der Altere, kurzweg „Bauernbrueghel“ genannt (1510—1570); die beiden Bilder 91 „Kirchtagszene“ und 85 „Gefecht zwischen Bauern und Sol¬ daten in einem Dorfe“, entsprechen ganz seiner Manier, das ländlich Derbe des Bauernlebens ungeschminkt, aber mit einer gewissen Heiterkeit darzustellen. Daß sich sein Sohn Pieter der Jüngere, Höllenbrueghel

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