Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

45 fessor und Bibliothekar P. Silvester Langhayder mit großer Sorg¬ falt in dem schönen, hellen Saale des vierten Stockwerkes aufgestellt, wo sich jetzt die Dogelsammlung befindet. Um für die großen natur¬ wissenschaftlichen Sammlungen Platz zu gewinnen, wurde endlich die Bildergalerie erst unter äbt Cölestin Ganglbauer in die gegen¬ wärtigen Säle verlegt. Schon die Geschichte der Entstehung unserer Sammlung durch zufällige Erwerbungen einzelner äbte erklärt, daß eine strenge chrono¬ logische Ordnung der Gemälde nach Schulen wegen des lückenhaften materiales nicht am Platze wäre; auch sind die Bilder zum Großteil nicht Originale, sondern vielfach nur Kopien, die aber deswegen wieder größeren Wert haben, weil sie noch aus alter Zeit stammen, oder sogar aus der Werkstätte der großen Meister selbst herrühren und nicht nur in ihrer Malweise sondern unter ihren Augen ausgeführt wurden. Besonders gut vertreten ist die religiöse Malerei des bay¬ rischen und österreichischen Alpenvorlandes aus dem 15. und Beginn des 16. Jahrhunderts, sowie die deutsche Schule der älteren Meister, ferner der Malerkreis, den der kunstsinnige Kaiser Rudolf II. an seinem Drager Hofe um sich versammelte aus der Zeit um 1600. Der große Reichtum an Kunstwerken der niederländischen Malerei, zu der man wohl über siebzig Gemälde rechnen kann, hängt offenkundig mit der Dorliebe des Wiener Hofes für diese Kunst¬ richtung zusammen. Der Begründer der Hofsammlung war ja Erzherzog Leopold Wilhelm, der als Statthalter der Niederlande (1646—1656) den Grundstock zu seiner reichen Gemäldesammlung, welche heute die größte Zierde des Kunsthistorischen Museums bildet, gelegt hatte. Seit dem Fürstbischofe Anton Wolfrackt standen ja unsere äbte mit dem Kaiserhause in Wien in inniger Verbindung und trachteten auch im Kunstgeschmack den Habsburgern nachzueifern. Unsere zwei mächtigen Galeriebilder von Michiel van Cocxie, der als niederländischer Raphael bezeichnet wird, sind sogar Ehrengeschenke des kaiserlichen Hofes für geleistete namhafte Kriegssteuer. Dagegen ist die venezianische oder italienische Schule bedeutend schwächer vertreten mit etwa dreißig Gemälden, die vor¬ wiegend Wiederholungen sind. Sehr reich und mit vorzüglichen Origi¬ nalen ist unsere heimatliche Kunst der österreichischen Barock¬ malerei vertreten, wovon wir schon in der Stiftskirche herrliche Droben bewundert haben. Endlich treffen wir im letzten Kabinette be¬ deutende Namen der Altwiener Malerei der Biedermeierzeit bis zum Revolutionsjahr 1848. Unsere Galerie ist reich genug, um uns einen Einblick in die Stilrichtungen der angeführten Schulen zu geben. Das große Gebiet der Historienmalerei ist hauptsächlich durch religiöse Stoffe ver¬ treten, aber auch mythologische Szenen und Darstellungen aus der

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