Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

43 im Bernhardisaal zu Schlierbach befindet. Der zweite Auslauf, der vom Fußboden kommend, mitten auf der Tafel der Festgäste endet, besteht in einem barocken, vergoldeten Tafelaufsatz, aus welchem ein Delphin das frische Quellwasser perlend hervorsprucelt, während im darunter befindlichen Becken muntere Goldfischchen herumschwimmen. Dieser herrliche Saal hat nicht nur bei Tage eine vorzügliche Belichtung, sondern kann seit Eröffnung des Elektrizitätswerkes, die 1910 hier in glanzvoller Weise stattfand, durch die am Hauptgesims angebrachten Glühlampen auch abends herrlich beleuchtet werden, wodurch bei Festen, Konzerten und theatralischen Aufführungen Steidl's Kunstwerk zauberhaft zur Geltung kommt. Auch der schöne Kronleuchter in der Mitte des Saales hat seine Geschichte; er wurde nämlich dem klugen und geschäftstüchtigen äbt von genuesischen Handelsleuten zum Geschenke verehrt, mit welchen er in reger Händelsverbindung stand. HaAmAAMMAAAAAA Durch die Kunstsammlungen des Stiftes. Die reichhaltigen Sammlungen des Stiftes verdanken ihre Ent¬ stehung dem Kunstsinne einzelner Prälaten, die wie Ulrich Schoppen¬ zaun (1454—1484) und Johannes Schrein (1505—1524) im Seitalter des Humanismus als große Gelehrte und Bücherfreunde nicht nur viele Handschriften und die ersten gedruckten Bücher erwarben, sondern auch bereits ein antiquarisches Interesse hatten für Münzen und Gem¬ men, für Inschriften und Statuen. Mit dem adeligen Abt Johannes Spindler (1589—1600) beginnt dann die lange Reihe kunstsinniger und baulustiger äbte, die sich mit kurzen Unterbrechungen bis in die neueste Zeit fortsetzt. So schmückte schon äbt Spindler seine Drivatwohnung mit kostbaren Wandtapeten, ließ sich von einem Kunsttischler in Steyr höchst elegante und geschmackvolle Möbelstücke anfertigen, kaufte als Freund der Musik viele Instrumente und hatte ein großes Interesse für Silbergeschmeide und kunstvolle Goldschmiedarbeiten; das wertvolle Rotelbuch mit den alten Ansichten des Stiftes, die kostbaren Einbände der beiden ältesten Evangeliarien, sowie manche Kunstgegenstände stammen aus seiner Seit. Wie an den Fürstenhöfen, so kam auch in der Studierstube und in den angrenzenden Wohn= und Empfangsräumen unserer Abte all¬ mählich eine kleine Haussammlung zu Stande, bei der aber auch neben dem Kunstwert noch die Seltsamkeit oder Kuriosität der Gegenstände eine Hauptrolle spielt, daher spricht man in jener Seit von Kunst¬

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