Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

41 Der Fußboden des Saales ist mit großen Platten von Grünauer Marmor belegt, die Wände sind bis Brusthöhe mit dunklem Marmor von Salzburg verkleidet. Die kunstvollen, äußerst fein ausgeführten Stucco=Ornamente der Wände, die ursprünglich mit Ledertapeten ver¬ kleidet waren, wurden erst unter Abt Alexander II. Straßer von dem berühmten italienischen Barockplastiker Diego Francesco Carlone hergestellt, der auch an der Ausschmückung des Stiegenhauses in St. Florian arbeitete, für seine Kunst hohe Dreise forderte, aber auch echte Meisterwerke schuf. An den vier Wänden ließ der patriotische Drälat 15 hohe Kaiser¬ bilder anbringen, welche die deutschen Herrscher aus dem Hause habs¬ burg von Rudolf l. (1273—1291) bis Karl VI. (1711—1740), den Dater der Kaiserin Maria Theresia, darstellen. Diese großen durch die kunstvolle Ausführung wie die geschmackvolle Umrahmung ausgezeichneten Ge¬ mälde, welche die Kaiser in ganzer Figur mit den Reichsinsignien ge¬ schmückt oder in voller kriegsrüstung darstellen, stammen von dem großen Barockmaler Martino Altomonte, der so viele herrliche Altarblätter in unserer Heimat geschaffen hat und besonders durch die gewaltigen Fresken im Drinz Eugen=Palais und im Belvedere berühmt ist. Über jedem Dorträt steht in einem reich verzierten Spruchband der Name des Kaisers, unten befindet sich das Wappenbild mit der latei¬ nischen Devise. Sehr wirkungsvoll ist die Eingangsseite mit den zwei hohen Flügeltüren, die von hübschen Marmorpfeilern umgeben sind, und von einem hohen Gesimse, das mit den Wappen der altösterreichischen Erb¬ länder verziert ist, gekrönt werden. Dazwischen befindet sich ein präch¬ tiger Marmorkamin, darüber in kunstvoller Stucco=Umrahmung das mächtige Bild des Begründers der habsburgischen Dynastie Rudolf 1. mit seinem bezeichnenden Motto „Utrum lubet? (Was von beiden be¬ liebt, Krieg oder Frieden?) Diese schönen Dortale, wie auch die übrigen Marmorarbeiten stammen von der kunstreichen hand des tüchtigen Bildhauers von Linz Joh. B. Spaz, dessen Werken wir schon in der Stiftskirche begegnet sind. Doch so prächtig auch die Ausstattung des freundlichen Saales ist, das schönste bleibt uns noch zu betrachten übrig, das kunstvolle Riesengemälde an der Decke, das wie mit magischer Gewalt die Blicke an sich zieht. Rings herum baut sich eine mächtige Scheinarchitektur von Kon¬ solen und Dostamenten, Säulen und Pfeilern, Friesen und Kranzgesimsen auf, durch die wir in das offene Himmelsgewölbe blicken, wo sich die mythologischen Gestalten des griechischen Götterhimmels in ihrer ganzen Herrlichkeit entfalten. Don unerhörter Farbenpracht umgeben, fährt der strahlende Lichtgott Phöbus Apollo mit seinem milchweißen Pferde¬ gespann über das Himmelsgewölbe. Strahlende, gleißende Lichtbündel

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