Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

W 36 Ein kleines Kirchlein für sich bildet die liebliche Frauen¬ Kapelle, die in Verbindung mit dem alten Kreuzgange bereits 1220 begründet, in ihrer gegenwärtigen Form im Jahre 1677 unter Erenbert Schrevogl eingeweiht wurde. Von den Gemälden erwähnen wir die schöne Rosenkranzkönigin des Hochaltares von dem englischen Maler Franz Hamilton, der mit seinem Bruder Karl unter Abt Schrevogl mehrere Jahre für das Stift arbeitete; ferner zwei altdeutsche Bilder „Geburt Christi“ und „Mariae Verkündigung“ von Georg Scheible aus Weilheim 1619, die sich früher bei den Seitenaltären an den Pfeilern befanden. Die Statue des linken Seitenaltares „Unbefleckte Empfängnis“ ist modern (1850), alt dagegen die reichverzierte holzfigur der Dietà (Maria mit dem Leichnam ihres göttlichen Sohnes), welche als Desperbild bis 1728 beim Eingang der Kirche stand und als Gnadenbild vom Volk hoch verehrt wurde. Auch die Holzfiguren der Heiligen: Florian, Sebastian, Laurentius und Stephan, sind gute alte Arbeiten. Unter dieser Kapelle liegt ein großes Gruftgewölbe, in welchem bis 1785 die Mitglieder des Stiftes bestattet wurden. Die Schatzkammer mit dem Tassilokelch. Zur sicheren Aufbewahrung der damals zahlreichen goldenen und silbernen Kirchengefäße und wertvollen Paramente erbaute Abt Schrevogl im Jahre 1673 die Schatzkammer, zu welcher man durch die alte Sakristei kommt, in der sich eine schöne Kreuzigungs¬ gruppe von Schwanthaler und eine „Mariae Himmelfahrt“ vom Kremser =Schmidt befindet. Wie die akademische Kapelle aus einem „Granarium“ (Ge¬ treidespeicher) entstand, so die Schatzkammer aus einem alten Zeughaus oder einer Waffenkammer „Armamentarium“ Die Stucco= Orna¬ mente, welche von Giovanni Battista Mazza und Spazzo ge¬ schaffen wurden, zeigen noch nicht die vollen, satten Formen der Frucht¬ kränze in der Kirche; die feinen, edlen Süge des Rankenwerkes mit den Dutti und Kartuschen weisen fast noch Renaissanceformen auf. Zwei Gemälde von Karl Remp stellen Szenen der Gründungslegende dar. In kunstvoll geschnitzten schweren Wandschränken und einge¬ legten Tafelkästen werden hier kostbar gefaßte Reliquien, kirchliche Gefäße und wertvolle Paramente aufbewahrt. Von dem künstlerisch bedeutenden alten Kirchenschatze an golde¬ nen und silbernen Gefäßen, der sich in der Blüte der Barockzeit hier befand, sind leider nur mehr kümmerliche Reste vorhanden. Bereits 1741 zu Beginn des Erbfolgekrieges wurde der größte Teil des reichen

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