Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

30 hierauf verengt sich die Fassade zu einer Tafel mit der mächtigen In¬ Schrift: Vere Dominus est in loco ist“ (wahrhaft der Herr ist an diesem Orte), worüber die Jahreszahl 1681 steht und als Bekrönung eine schöne Salvatorstatue aus Stein. Die hohen Turmgeschosse haben mächtige portalartige Schallöffnungen, die fast bis zum Kranzgesimse reichen; die Ecken zieren gekuppelte Pilaster mit schönen Kapitälen. Die großen Kuppeln mit den schöngeformten Laternen haben im Som¬ mer 1918, gerade vor Abschluß des Krieges, ihr Kupfer eingebüßt und dabei viel von der Harmonie ihrer edlen Barockformen verloren. Auch die alten Glocken mußten geopfert werden; glücklicherweise ist das neue von der Firma Krupp in Berndorf 1924 gelieferte Geläute sehr günstig ausgefallen und besonders die Große Glocke B 3322 kg, von prachtvoller Klangwirkung; Pfarrglocke Es 1362 kg, Ave-Glocke F 954, Frauen =Glocke G 628, Komplett =Glocke b 357, Armenseelen =Glocke c 249; das Zügenglöcklein as ist vom Jahre 1716. Unter der Altane am Eingange der Kirche befindet sich das Kriegerdenkmal der beiden Gemeinden, das am 24. April 1921 feierlich enthüllt wurde. Es besteht aus zwei Marmorplatten in einfachem Sand¬ steinrahmen mit den Namen der im Weltkriege gefallenen Krieger. Das Innere der Kirche, die 78 m lang, 21 m breit und im Mittel¬ Schiffe 18 m hoch ist, läßt durch die Kreuzesform des Grundrisses, sowie durch das dreiteilige über einer alten Krypta stark erhöhte Press¬ byterium und das Verhältnis des hohen Mittelbaues zu den nur 12 m hohen Seitenschiffen die ursprüngliche Anlage noch deutlich erkennen, die aus dem Ende des dreizehnten Jahrhundertes stammt und im romanisch =gotischen Übergangsstil gehalten war. Nun sind die Kreuz¬ gewölbe zwar mit reichen Stucco =Zierden und Fresken bedeckt, machen aber trotz aller barocken Umhüllung fast noch einen gotischen Eindruck; im Läuthause rückwärts, das nicht mehr barockisiert wurde, sind Teile der ursprünglich gotischen Bögen und Rippen noch zu sehen. Die Arkadenbögen zeigen schwere und starke Akanthuskränze, die ganze Decke ist in zahlreiche Felder zerlegt, die ein reich profilierter mit mannigfachem Laubwerk verzierter Stucco =Rahmen umgibt. In diesen großen Kartuschen befinden sich die schönen Freskobilder, mit denen Abt Erenbert Il. 1680 das ganze Gewölbe der Kirche aus¬ schmücken ließ und die dem Gotteshause zur hohen Zierde gereichen. Sie rühren her von den vier Brückern Grabenberger, die aus Krems stammen und auch für Garsten und Lambach vorzügliche Fresken geliefert haben. Je 24 Bilder der beiden Seitenschiffe stellen Szenen aus dem alten, die 28 Bilder im hohen Mittelschiffe und die zwanzig im Presbyterium solche aus dem neuen Bunde und aus der Apostel¬ geschichte dar. Diese überreiche Ausstattung mit Freskomalerei ist für die Kunstperiode zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts charakteristisch und findet sich in mehreren Klosterkirchen unserer Heimat.

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