Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

139 aber auch der Rokoko= und Empirestil ist in einigen recht geschmackvoll verzierten Grabinschriften vertreten. Eine besondere Erwähnung ver¬ dient das prachtvolle harmonische Turmgeläute der vier Glocken aus dem Jahre 1508, abgestimmt auf die Töne Es, As, c, es, das auch im Weltkrieg wegen seines hohen Alters und seiner besonderen Klang¬ reinheit vor der Ablieferung bewahrt blieb. jeder, der hier an einem heiteren, klaren Herbsttage zwischen den friedlichen Gräbern wandert, den Blick zum schmucken Kirchlein und zur zierlichen Turmkuppel er¬ hebt, dann wieder senkt zur weiten grünen Landschaft, die sich im Kreise herumzieht, seine Augen sättigt am Blau des Himmels und der fernen Berge, der ist ganz entzückt und hingerissen von der herrlichen Lage dieses stimmungsvollen Erdenfleckchens und wie traumbefangen im Gemüte, wenn noch dazu die harmonische Musik der alten Kirchen¬ glocken einfällt und silberne Tonwellen über das ruhige Tal ausgießt. Auf derselben Anhöhe des linken Kremsufers führt uns eine höchst genußreiche, etwa einstündige Wanderung durch Wald und Flur des Schwarzholzes zu dem hübschen Renaissanceschlosse ächleiten, das nicht weit von dem Eisenbahnknotenpunkte Rohr das Tal be¬ herrscht und durch seinen vorzüglichen Schloßkäse allgemein bekannt ist. Als lohnende Spaziergänge vom Stifte aus sind noch zu empfehlen der Weg über das hochgelegene Windfeld mit malerischer Ansicht der Siedlungen im Kremstal, sowie kleine Waldwanderungen im Siegel¬ maier= und Staudingerholze. In fast nördlicher Richtung führt die Straße zu den großen Forsten des Schacherwaldes, in welchen Abt Gregor Lechner schon 1555 zur Entwässerung der sumpfigen Gegend mehrere Teiche anlegen ließ, die zu den größten des Landes gehören und in der abgeschiedenen Waldeinsamkeit ein liebliches Bild darbieten. In der Nähe des großen Teiches bei der Abzweigung der Allhamingerstraße befindet sich die schönste und größte gotische Steinsäule der Umgebung, welche vom Dolksmunde das Galgenkreuz des Schachers ge¬ nannt wird, weil sich im Mittelalter hier die Richtstätte der armen Sünder befand. Auf einem mächtigen Sockel erhebt sich die hohe acht¬ eckige Steinsäule mit einem schönen Würfelkapitäl; darüber ist noch der prismatische Aufbau für die Bildernischen, der in eine vierseitige Dyramide ausgeht und mit einer gotischen Kreuzblume abschließt. Von hier aus können wir die Waldwanderung noch zu der einsam gelegenen Kirche Heiligenkreuz oder zu dem freundlichen Pfarrdorfe Sip¬ bachzell fortsetzen. Die hübsche Barockkirche von Heiligenkreuz, deren Türme früher mit Kuppeln bedeckt waren, wurde 1687 unter Abt Schrevogl über einer einfachen Klorianisäule erbaut, zu welcher die Leute in Scharen zu wallfahrten pflegten. In der ziemlich großen Kirche, die wahrscheinlich nach einem Plane von Carlone ausgeführt wurde, ist das Abschlußgitter von hohem Interesse, es bildet nämlich das Mittel¬

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