Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

12 gorische Figuren finden sich an allen Flächen und Gewölben. Unsere Stiftskirche, wie die prachtvollen Gotteshäuser von Schlierbach, Garsten, Baumgartenberg fallen in diese Periode. Die großartige Dollendung dieses Stiles bildet der Monu¬ mentalbarock von 1700—1740. In dieser Deriode wird der Sentral¬ bau mit hohen Kuppelanlagen bevorzugt, Wände, Pilaster und Pfeiler verschwenderisch mit Marmor ausgelegt und an den Decken riesenhafte Freskogemälde angebracht, wie bei uns im hohen Kaisersaal. Solche glanzvolle Bauten finden wir in St. Florian, Spital am Dyhrn; bekannte Rundkirchen sind in Stadl=Daura bei Lambach, in Christkindl bei Steyr und unser Kalvarienbergkirchlein. Der nachfolgende Rokokostil 1740—1780 zeigt nur mehr Spiegelgewölbe, flache Kuppeln und Saalbauten mit zahlreichen aber kleineren Freskobildern und der bekannten zierlichen Dekoration. Die schönen Kirchen von Wilhering, Pfarrkirchen bei Bad Hall, bei uns die akademische Kapelle und das Gotteshaus von Kirchberg zeigen diese Stilgattung. Für die Bedeutung Kremsmünsters auf dem Gebiete der Baukunst in dieser Periode spricht schon der Umstand, daß die Landes¬ hauptstadt Linz ihren schönsten und wertvollsten Drofanbau unseren Abten zu verdanken hat, die an der Spitze der Kurie der Prälaten standen und sich für ihre Repräsentationspflichten in der Hauptstadt einen Palast erbauten, als das einfache Stiftshaus in der Altstadt nicht mehr genügte. Es ist dies der gegenwärtige Bischofhof in der Herrenstraße, den der mächtige und einflußreiche Abt Alexander II. Straßer (1721—26) durch den großen Jakob Prandtauer, dem Erbauer von Melk, errichten ließ. Den Beginn der Früh=Barocke können wir bei uns schon mit dem kunstsinnigen Abte Alexander l. vom See (1601—13), also fast zwanzig Jahre früher ansetzen, als im übrigen Oberösterreich. Er stammte selbst von Lugano und mit ihm hielten sückländische Bauleute und Kunsthandwerker ihren Einzug in unsere Gegenden, die ihren Einfluß und ihre führende Stellung im Bauwesen durch mehr als hundert Jahre behaupten konnten. Von diesem Kunstmäzen rührt der alte Abteitrakt her, der zierliche in den Gunther=Teich vorspringende Rundbau mit ganz italienischem Charakter, sowie die erste Anlage großen Treibhauses für Feigen, Orangen und Artischoken. eines Deutlich zeigt sich im Kunstschaffen zur Seit dieses äbtes, daß der Ursprung der oberösterreichischen Barocke in Oberitalien liegt. Die alten Kammereirechnungen des Stiftes überliefern eine Anzahl von Namen italienischer Kunsthandwerker, Gipskünstler, Stuccateure, Bau¬ meister und einfacher „Muratori“ die fast alle aus der Umgebung von Udine, Como, Lugano und Mailand, also aus Oberitalien stammen. Sie waren meist nur Kunsthandwerker, wagten sich anfangs nur an

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