Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

136 Rechten die Freiheit zweier Jahrmärkte zu Pfingsten und Agapiti, sowie eines Wochenmarktes an jedem Mittwoch. Zur Seit Maximilian l. blühte besonders die Eisenindustrie, denn Abt Johannes Schreiner erwirkte 1510 die Gründung einer eigenen Gilde oder Sunft der hier zahlreichen Messer= und Klingenschmiede. Eine große Merkwürdigkeit von Kremsmünster war die Dapier¬ mühle in der Landwied, die älteste des Landes, die durch Werkleute, welche äbt Habenzagel aus Nürnberg berufen hatte, bereits 1542 in Betrieb gesetzt wurde, während Steyr und Wels erst zehn Jahre später mit der Dapiererzeugung begannen. Im Jahre 1592 wurde die Fabrik an die Familie Wurmb vererbt unter der Bedingung, daß der durch¬ bohrte Eber des Stiftswappens als Wasserzeichen im Dapiere fort¬ geführt werde. Das Dapier wurde aus Leinenlumpen erzeugt, die von eigenen Hadernsammlern, die dazu die behördliche Erlaubnis hatten, aus dem ganzen Kremstale zusammengetragen wurden. Diese Hadern wurden sortiert, gereinigt, eingeweicht und zu einem Brei zerstampft. Mit Schöpfrahmen, die mit einem Drahtsieb bespannt waren, wurde nun die feinverteilte Masse aus der Bütte geschöpft, so daß ein Häutchen auf dem Netz, wo auch die Marke aus Draht angebracht war, liegen blieb. Die heraus geschöpften Blätter wurden zwischen Filzplatten ge¬ preßt und auf dem hohen Dachboden getrocknet. Das Kremsmünsterer Dapier war so vorzüglich und beliebt, daß es nicht nur bei den Amtern in Linz und in Niederösterreich, sondern auch im Ausland reichen Absatz fand. Die Wasserkraft der alten Dapiermühle kam im Jahre 1910 wieder in Verwendung, als zur Beleuchtung für Stift und Markt, das Elektri¬ zitätswerk erbaut wurde, das in neuester Seit durch Aufstellung eines kräftigen Dieselmotors seinen Ausbau gefunden hat. Die Volksschule, welche ursprünglich in Verbindung mit den übrigen klösterlichen Unterrichtsanstalten stand, ist wahrscheinlich auch die älteste unserer Heimat; aus dem alten Schulmeisterhaus vor dem Eichentore, das unter Abt Spindler abgebrochen wurde, verlegte man sie bereits 1591 in das Rathaus am Fleischhauerplätze. Unter Maria Theresia wurde sie zum Rang einer haupt= oder Normalschule erhoben, an welcher bis 1806 sogar Unterricht in Latein erteilt wurde. Als die Schullokalitäten im alten Rathaus baufällig geworden waren, wurde die Schule wieder in das Stift verlegt, und zwar in den ge¬ räumigen und lichten Trakt neben dem Riedertore, wo sie sich heute noch befindet. Entsprechend der neuen Unterrichtsreform geht man nun daran, die oberen Klassen in eine Hauptschule umzugestalten. Außer¬ dem befindet sich im Bereiche der großen Pfarre noch eine zweiklassige Schule in Kirchberg und Sattledt, und eine einklassige auf der Höhe des Gustermaierberges in Krühub. Einige Häuser tragen vor dem Dachgiebel eine blinde horizon¬ tale Abschlußmauer, welche Form auf italienischen Einfluß zurückgeht¬

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