Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

124 Säulen umgeben ist; links davon erhebt sich eine künstlich angelegte Grotte, die mit einem auf dem Boden liegenden Steindenkmale Gunthers und den drei Wappentieren geschmückt ist. Außerdem waren an den Wänden Bleirohre mit verschiedenen Wasserkünsten angebracht wodurch man neugierigen Besuchern allerlei nasse Überraschungen und feuchte Scherze bereiten konnte. Der Hauptteil der Anlage ist aber ein geschmackvoller kleiner Rundbau mit Arkaden, der zeltartig in den Teich vorspringt und eine Art steinernes Lusthaus bildet, wo sich äbt Alexander in seinen Mußestunden gerne aufhielt, Schwäne und Fische fütterte und sich beim Anblick des lieblichen Bildes an seine ferne Heimat im Süden am Lugano=See erinnerte. Fast hundert Jahre später, 1691, wurde der dritte Fischbehälter, den wir noch heute als eine Rarität von Kremsmünster und als ein wahres Kleinod heimatlicher Barockkunst mit Recht bewundern, unter Abt Schrevogl errichtet. Sein genialer Baumeister Carlantonio Carlone entwarf ihm dazu einen Plan, der einerseits an die früheren Anlagen anknüpfte, anderseits die luftigen, freien Arkadenbauten nach¬ ahmte, wie sie im sonnigen, blauen Süden so häufig zu finden sind. Mit Recht billigte der große Bauherr die kühne Idee seines klugen Ratgebers, denn so wenig sonst freie, offene Hallenbauten wegen des rauhen Klimas, der häufigen Schneefälle und der kalten Ostwinde in unseren Gegenden am Platze sind, so passend war diese architektonische Form für den vorliegenden Zweck, offene Fischweiher in der Nähe des Stiftes anzulegen. Die letzten zwei Becken wurden bei Dollendung des Meierhofes 1717 durch unseren großen Prandtauer hinzugefügt und so die geschmackvolle Anlage erst unter äbt Alexander Straßer vollendet. Der Fischbehälter ist ein verborgenes Kleinod, da er auf allen Seiten von Gebäuden umgeben und gegen die Linzerstraße durch eine hohe Mauer abgeschlossen ist; um so größer ist die Überraschung und Bewunderung, wenn man aus dem dunklen, kleinen Dorraum in den freien lichten Hallenbau hineinkommt, wo man von allen Seiten per¬ lendes Quellenwasser spruceln hört. In der freundlichen Anlage, die 70 m lang und 14 m breit ist, sind fünf Wasserbecken derart angeordnet, daß man sie von allen Seiten umschreiten kann, sich dabei immer unter einem gedeckten Bogengange befindet, während die Wasserflächen selbst der freundlichen Sonne und dem milden Regen offen stehen. jedes Becken ist mit Steinen ausgemauert und von einer steinernen Brustwehr umgeben, die durch schöne Gitter unterbrochen und durch Pfeiler gegliedert sind; auf den zierlichen Gesimsen ruhen Dostamente für die toskanischen Säulen, welche die Gewölbebogen tragen. Die vier kleineren quadratischen Becken sind fast 10 m lang und von 14 Säulen umgeben, das große in der Mitte ist 21 m lang und von 22 Säulen umringt.

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