Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

122 Hans Walz, der zwei Gitter für die Schneckenstiege anfertigte, von denen eines mit der Jahreszahl 1643 noch vorhanden ist, der Maler Blasius Grezing an der Derzierung der Kuppel. Wie auf einer alten Ansicht aus diesem Jahre zu sehen ist, war als Gartenanlage auch eine merkwürdige Sonnenuhr aufgerichtet. Das Sifferblatt wurde von einem mächtigen halbkreisförmigen Gartenbeete gebildet, zuge¬ stutzte Buchsstäuden und Blumen stellten die Ziffern und Teilstriche vor, auf welche eine bunte Stange als Seiger im Mittelpunkte den Schatten wars. Später ging man offenbar nach dem Muster der Anlagen in Wien und Schönbrunn zum französischen Gartenstil über, worauf die symmetrische Anlage der Wege und Laubengänge, wie die nach dem Lineal zugeschnittenen Heckenwände, die gewissermaßen grüne Mauern bilden, hindeuten; jetzt bildet sich sozusagen von selbst wieder ein ein¬ facher, natürlicher Gartenstil nach englischem Geschmacke heraus, der durch die hohen, alten Bäume in den Resten der früheren Anlagen recht malerisch wirkt. Erwähnung verdient auch das alte Feigen¬ haus, welches zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet wurde und die ältesten Feigenbäume nördlich der Alpen enthält. Während der kalten Jahreszeit wird das Gebäude eingedeckt und etwas geheizt, so haben sich die südlichen Bäume trotz der strengen Winter schon fast durch dreihundert Jahre erhalten und bringen jährlich zweimal reich¬ liche und schmackhafte Früchte hervor. Seit Erbauung des neuen Gymnasiums befindet sich im oberen Teile des Hofgartens, der im ganzen ein Gebiet von nahezu fünfzehn Hektar umfaßt, auch ein großer, freier Spielplatz, der von der munteren Jugend für die Turn¬ und Spielstunden sowie zu mannigfachem Sportbetrieb ausgiebig be¬ nützt wird. Don dem ziemlich beträchtlichen Teiche, der unterhalb des Maierhofes liegt, schlängelt sich ein munterer Bach, der die Stiftssäge treibt, durch das grüne Gelände bis zu einem zierlichen Linden¬ wäldchen, durchbricht dann die Gartenmauer und setzt auf seinem Abfluß zur nahen Krems noch eine Säge und eine alte Mühle in Bewegung. Auch im unteren Teile der Dändelleite befinden sich noch mehrere Teiche, die zur künstlichen Fischzucht benützt werden. A Die Fischbehälter des Stiftes. Die Fischzucht spielt heute im Wirtschaftsleben unserer Heimat keine bedeutende Rolle mehr; ganz anders war dies in früheren Jahr¬ hunderten, wo besonders in den Klöstern die Fischzucht eifrig betrieben wurde, schon wegen der großen Anzahl von Fast= und Abstinenztagen,

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