Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

120 — Aber die größte Bedeutung sowohl wegen seines Umfanges, wie wegen der merkwürdigen Bauten hat der „Hofgarten“ der auf der Ostseite des Stiftes liegtund seiner ganzen Ausdehnung nach von einer hohen, fortlaufenden Mauer umgeben ist. Im oberen Teil dieses prächtigen Gartens können wir durch noch erhaltene Bauten und Anlagen, Brunnen und Statuen den ursprünglichen Renaissance¬ Gartenstil nach dem italienischen Geschmack des sechzehnten und sieb¬ zehnten Jahrhundertes erkennen. Im zierlichen Renaissancestil ist auch das schmucke Gartenhaus ge¬ halten, welches neben der Stern¬ warte am Rande der steilen Lehne liegt und wegen seiner malerischen Kuppel vom Dolke als „Moschee“ bezeichnet wird. Dieser Garten¬ pavillon gibt uns das Beispiel einer architektonischen Sentralanlage mit kreisförmigem Grundriß, wie sie in unserer Gegend nur selten vor¬ kommen, hier ist nur noch die fast Der zierliche Sentralbau der „Moschee“ hundert Jahre später erbaute Kal¬ eines Gartenhauses von Jakob Hallius (Aglio), 1645 errichtet. varienbergkirche zu erwähnen. Der Hauptraum der Moschee ist eine rechteckigen Fenstern, die über das achteckige Rotunde, die von acht Seitendach des Dorbaues emporragen, einen sehr günstigen Lichteinfall von oben erhält; rings herum läuft eine geschmackvolle Galerie, die aus einer steinernen Ballustrade besteht, auf welcher zierliche toskani¬ sche Säulen ruhen, welche die ziemlich breiten Gesimsstücke des Seiten¬ daches tragen; zu beiden Seiten befinden sich mit Nischen versehene Gartenzimmer, welche mit turmartigen Bauten abschließen, die aber niedriger gehalten sind als die prächtige Hauptkuppel, welche in fein¬ geschwungenen Linien mit einer Rugel endet. Jeder Besucher genießt mit Freude den herrlichen Ausblick von der Südgalerie über das liebliche Kremstal, dem man hier näher gerückt ist, als auf der Höhe der Sternwarte. Auch von der Marktseite betrachtet, gewährt dieser Bau, auf starken Grundfesten erhöht und von zwei Glashäusern flan¬ kiert, einen entzückenden Anblick und gereicht dem ganzen Stifte zur größten Sierde. Über Seit und Baumeister dieser hochinteressanten Anlage sind wir durch die Kammereirechnungen glücklicherweise genau in Kenntnis

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