Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild
119 Refraktor und zur Messung der Stärke und Richtung des Windes ein Anemometer und die frei im Winde flatternde Fahne, nach der die ganze Umgebung zur Wetterbeobachtung aufblickt. Über die 286 Stufen die uns zur Höhe der acht Stockwerke emporgeführt haben, müssen wir nun wieder zurück und besichtigen beim Ausgang den umfangreichen Hofgarten. WmaAAAAAAA A 422 Kremsmünster, das grüne. icht umsonst hat Kremsmünster in Wappen und Stiftsfarben das freundliche „Grün“ ausgenommen. Wie die Stiftung selbst aus dem Grün des altdeutschen Waldes, wo Jäger und Schwarzwild neben einander verbluteten, hervorgegangen ist, so ist Stift und Ort heute noch in unmittelbarer Nähe von freundlichen Gehölzen und grünen wäldern umgeben und hat in halbstündiger Entfernung einen der größten Forste unseres Heimatlandes, den ansehnlichen und wildreichen Schacherwald, der sich über mehrere Gehstunden erstreckt, zum Nachbar. Zur größten Zierde gereichen dem Stifte aber seine wunder¬ Gärten, die es von allen Seiten wie mit einem grünen vollen Gürtel einschließen und infolge ihres hohen Alters und ihrer kunst¬ reichen Anlagen für unsere Heimatgeschichte von großer Bedeutung sind. In unmittelbarer Nähe der Kirche befindet sich das uralte Kreuzhöfchen, das früher mit Blumenbeeten geschmückt und mit gewölbten Bogengängen versehen, den Mönchen zur Erholung diente, aber dem Neubau der Marienkapelle größtenteils zum Opfer fallen mußte; der fast quadratische Konventgarten, dessen Mitte ein alter Brunnen mit hübschen Lauben ziert, enthielt früher auch den Klosterfriedhof mit der uralten ägydius=Kapelle. En der Westseite des Stiftes längs des Gasttraktes befindet sich der sogenannte „Welsche Garten“ der seinen Namen von der prachtvollen italienischen Oran¬ gerie erhielt, die Abt Schrevogl um 1670 dort anlegen ließ. Orangen und Citronen, §eigen und feines Obst, edle Weinreben und Artischoken wurden dort mit bestem Erfolge gezogen und teilweise auch nach auswärts geliefert; seine Sierde waren prachtvolle Blumenbeete, Bassins mit Springbrunnen, zierliche Statuen und wunderliebe Zwergfiguren aus Stein, wonach diese Anlage auch „Zwergelgarten“ in den Hauschroniken genannt wird. Dom nämlichen Abt wurde der unterhalb der langen Gebäudefront gegen Süden zu gelegene Abhang im oberen Teil als „Rüchengarten“ sorgfältig ausgestaltet und mit Weinreben, edlen Obstarten bepflanzt, während der untere Teil als Wildpark ein¬ gehegt und mit Fasanen und zierlichen Damhirschen besetzt wurde, wovon der heute noch übliche Name „Dändelleiten“ Zeugnis ablegt.
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