Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

109 günstigen Seiten des österreichischen Erbfolgekrieges, der auch vom Stifte große Opfer erforderte, mußte aber der Bau eingestellt werden und wurdhe erst sieben Jahre später mit geändertem Plane an der heutigen Stelle in sehr vorteilhafter Lage über dem Tale wieder auf¬ genommen. jeden Sommer wurde ein Stockwerk vollendet und so wurde der Bau trotz eines bedeutendenEinsturzes infolge eines Ron¬ struktionsfehlers am 23. Mai 1755, bei dem aber glücklicherweise niemand zu Schaden kam, im Jahre 1758 vollendet. Das Gebäude selbst, welches im Grundriß die Form eines Rechtseckes hat, mit etwas vorspringenden Mittel¬ teilen, ist nahezu 30m lang, 20 m breit und 50 m hoch. Die zu physikalischen Be¬ obachtungszwecken bestimmten Reller¬ räume sind zwei Stockwerke tief in die Erde eingebaut. Das Gebäude selbst besitzt im Hauptbau außer dem Erd¬ geschoß acht Stockwerke, während die beiden Seitenteile nur bis zum fünften Geschosse reichen und dort durch flache Terrassen abgeschlossen sind. Durch einen Hauptpfeiler des Gebäudes läuft ein zylindrischer Hohlraum von der obersten Spitze bei den Kuppeln bis Der Refraktor in dem Kuppelraum in die Tiefe des Kellergeschosses. Diese auf der Spitze der Sternwarte. ausgemauerte Röhre, die man früher als astronomischen Brunnen bezeichnete, weil man von unten helle Sterne auch bei Tageslicht erblicken kann, wird zu verschiedenen physikalischen Versuchen, wie zum Foucault'schen Dendel, benützt. Wie im nahen Stift St. Klorian die vaterländische Geschichte durch ausgezeichnete Forscher eine eifrige Pflege fand, so wurden in Kremsmünster in Verbindung mit den berühmten Unterrichtsanstalten besonders die mathematischen, astronomischen und natur¬ wissenschaftlichen Studien seit Jahrhunderten mit Begeisterung betrieben. Das älteste Universalinstrument mit einem Dertikalkreis und Armen aus Elfenbein zur Messung von Höhenwinkeln, trägt die Jahres¬ zahl 1570, hat also das ehrwürdige Alter des Dormitoriums aus der Seit des Erhard Doit; von der prachtvollen Kunstuhr aus dem Jahre 1588 in der Abtei war bereits die Rede. Der geschickte P. Agid Eber¬ hard de Raittenau (1605—1675) aus Salzburg, der in der prak¬ tischen Mechanik sehr gewandt war, hat eine große Anzahl messingener Instrumente für geometrische Messungen und astronomische Beobach¬

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