Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

107 Auch die Entwicklung der modernen Namensformen läßt sich an den Unterschriften der Bilder deutlich verfolgen. Ursprünglich erscheinen nur einzelne Taufnamen wie „Gerhardus“ Dietheri¬ cus“; der 25. Abt heißt „Bernardus de Schleuten“, der nächste Henricus ex comitibus de Playn. Es wurde also zuerst bei Adeligen ein zweiter Name beigefügt, um den Stammsitz des Geschlechtes zu bezeichnen, wie Achleiten, Playn, Ottsdorf (Name eines Geschlechtes, das beim jetzigen Ottsdorfmaier bei Kirchberg seinen Sitz hatte). Nach unserer Tafel beginnt also die Beifügung eines zweiten Namens zu Beginn des 13. Jahrhunderts bei Adeligen; bürgerliche Namen wie Schoppen¬ zaun, Braun, Hunzdorfer, Lechner tauchen erst seit Mitte des 15. Jahr¬ hunderts auf. Im selben Gange sind noch die Bilder der äbte von Markus Weiner (1558—1565) angefangen in größeren Gemälden, von denen die älteren von Spindler, Alexander a Lacu, Wolfradt, Negele vortreffliche Portraitsstücke sind, aufgehängt. Ganz am Ende des langen Gebäude¬ traktes bestand schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine „mathemati¬ sche Stube“ mit zahlreichen astronomischen und physikalischen Instru¬ menten, die später in die neuerbaute Sternwarte geschafft wurden. AAAAAAAAAEA Das Wahrzeichen von Kremsmünster. Die Sternwarte oder der mathematische Turm. Stattliche Gebäudefronten mit weiten Portalen, ehrwürdige Kirchenhallen mit hohen Kuppeln und zierlichen Laternen besitzen auch andere stolze Klosterbauten unseres schönen Heimatlandes, aber Krems¬ münsters architektonisches Bild bekommt eine eigentümliche Note durch den von weitem auffallenden Bau der hoch in die Lüfte ragenden Sternwarte, die darum mit Recht als das Wahrzeichen von Krems¬ münster angesehen wird. Die Sternwarte, welche dem Stifte wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeutung stets zur Zierde gereichte und für die Fremden wegen ihrer wertvollen Sammlungen und des freundlichen Ausblickes über Tal und Berglandschaft seit jeher ein mächtiger Anziehungspunkt war, wurde, wie uns die lateinische Inschrift am Eingange kündet, zur Glorie des Allerhöchsten und zur Pflege der schönen Wissenschaften im Jahre 1758 von Abt Alexander Fixlmillner vollendet; rückwärts ist die Pflege der Astronomie durch die Pfalmverse angedeutet: „Sonne, Mond und Sterne mögen den Herrn preisen!“ Die Anregung und den Plan zu dem gewaltigen Bau, der fast zehn Jahre Bauzeit und bedeutende Auslagen erforderte, gab der gelehrte bayrische Benediktiner P. Anselm Desing, der als äbt von Ensdorf

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