Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

106 und durch die bewegten Dolksszenen lebendig wirkenden Gemälde wurden von dem vorzüglichen Freskanten Antonio Galliardi ausgeführt, dessen Meisterwerken wir im Stifte schon vielfach be¬ gegnet sind. Auch die Decke des alten Kapitelsaales im ersten Stock, der für die Beratungen der Stiftsmitglieder und für das Chorgebet bestimmt ist, hat er mit stimmungsvollen Bildern ausgeschmückt, welche die von Gott erleuchtete Weisheit Salomons darstellen. Sehr kunstreich ist auch das darin befindliche Chorgestühl ausgeführt, besonders die zwe ältesten für äbt und Prior bestimmten reich geschnitzten Sitze mit hohem Aufbau, die vom aufgelassenen Kloster Garsten stammen. In der daneben befindlichen alten Abteikapelle zeigt die Decke mit kleinen Fresken und Stuccozierden von den italienischen Künstlern Mazza und Spazzo noch ältere barocke Formen; das schöne Altar¬ blatt, welches die Kreuzabnahme des Herrn vorstellt, wurde, wie die Signatur beweist, 1712 von dem bekannten Barockmaler johann Michael Rottmayr von Rosenbrunn, der als kaiserl. Hofkammer¬ maler 1730 in Wien gestorben ist, ausgeführt. icht nur als ehrwürdige Ahnengalerie des Hauses, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für die Kulturgeschichte der Heimat ist die alte Portraits=Tafel deräbte, die sich im Gange des zweiten Stockes befindet, höchst beachtenswert. Auf vier Leinwandtafeln sind in ovalen Medaillons sämtliche äbte des Hauses, angefangen von Fater (777—802) bis zum 69. Abt Leonhard ächleuthner, der 1905 gestorben ist, dargestellt. Diese Tafel stammt aus dem Jahre 1580, wo sie Abt Erhard Doit durch den heimischen Maler Johann Schmidt herstellen und der damaligen Sitte gemäß in der Kirche aufhängen ließ. Die wirkliche Portraitähnlichkeit kann also erst zu Ende des 16. Jahrhundertes beginnen, die früheren sind nur kon¬ ventionell dargestellte Brustbilder, wie sie auch sonst für solche ähnen¬ reihen verwendet wurden. Die ersten sieben äbte sind nur in der schwarzen Mönchskutte mit dem Stabe abgebildet, die Mitra erscheint erst bei „Erchenbertus um 1050, der ausdrücklich als erster Infelträger bezeichnet wird. Von da an sind sämtliche äbte wie Bischöfe mit Pluviale, Infel, Ring und Stab dargestellt; das auffällige weiße Tüchlein, welches zum Anfassen des Stabes diente und Sudarium genannt wurde, erscheint schließlich nur mehr als Quaste zur Verzierung und verschwindet seit 1644 voll¬ ständig. Eine Ausnahme bildet nur der spätere Erzbischof von Wien, Cölestin Ganglbauer, der als Kardinal mit dem roten Barett dargestellt ist. Die Bartlosigkeit der Gesichter beginnt mil Abt Alexander Straßer, doch tragen schon die beiden früheren äbte nur kümmerliche Bartspuren, sogenannte „Fliegen“, so daß nach dieser Tafel die Mode des Rasierens der Geistlichen mit 1700 beginnt.

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