Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild
Das Gymnasium. Dom Konviktshof oder Spielplatz der ersten Abteilung, der mit einer mächtigen Kastanie geschmückt ist, begeben wir uns nun durch den Konventgarten zum neuen Gymnasialgebäude, das unter Abt Ceonhard ächleuthner vom ärchitekten Hermann Krakowizer aufgeführt und am 21. September feierlich eingeweiht wurde. Der latei¬ nische Spruch an der Hauptwand des ersten Stockes: „Es scholis omnis nostra salus, divitiae omnes“ (den Schulen haben wir all' unser Heil, unseren Besitz zu verdanken), weist auf die innige Verbindung des Ordens mit der Schule hin, jener Stätte des Friedens, aus der jederzeit für die Menschheit echte Kultur und wahres heil ausgegangen ist. Von der uralten Klosterschule und änderen Instituten des Stiftes war be¬ reits die Rede, doch die Hauptlehran¬ stalt Kremsmünsters, der viele Hunderte von Akademikern Österreichs ihre ge¬ diegene humanistische Ausbildung ver¬ danken, ist das Gymnasium, dessen Begründung als lateinische Schule Abt Gregorius Lechner (1543—1558), höherer Ordnung wir mit historischer begründet 1549 das Gymnasium. Gewißheit in das Jahr 1549 versetzen können, das somit volle 380 Jahre besteht. Das gut erhaltene Portrait des Gründers, welches die Direk¬ tionskanzlei schmückt, trägt die Inschrift: „Gregor Lechner scholas aperuit anno salutis 1549“ (er eröffnete die Schulen 1549). In dieser bewegten Seit, wo Humanismus, Reformation und die Reform der Kirche durch das Konzil von Trient auf alle Geister den mächtigsten Eindruck machten, hat der gelehrte äbt Gregor Lechner aus Liebe zur Wissenschaft, aber auch um der katholischen, bildungs¬ bedürftigen Jugend seiner Heimat eine Erziehungsstätte zu schaffen, die alte einfache Lateinschule zu einer Unterrichtsanstalt höherer Ord¬ nung erweitert. Der Unterricht wurde aber damals noch nicht von Stiftsmitgliedern, sondern wie es Sitte der Seit war, von wandernden weltlichen Magistern besorgt, die sich förmlich verdingten und Miet¬ kontrakte mit vierteljähriger Kündigung abschlossen. Sie standen unter dem Hofschulmeister „Magister aulicus“ genannt, der den „Kantor“ für den Musikunterricht an seiner Seite hatte. Don ihm hieß die Wohnung und die ganze alte Singschule, deren Zöglinge auch den öffentlichen Unterricht besuchten die „Kantorei“; ältere Söglinge dieser Anstalt, die
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2