Ferdinand Krackowizer - Auf der Schulbank in Steyr
zu denen kunstvolle Schilder aus Schmiedeeisen die Durstigen lockten, tönte vielfach heiterer Gesang. Rückte die Nacht vor, so wandelte nur mehr der Nachtwächter in den stillen Stra¬ ßen, rief die Stunden aus und in den städtischen Laternen flackerten trübe Oellämpchen. Am Ennsufer zog sich noch die starke Stadtmauer hin, an der sich im Frühling die Eisschollen des Flusses stauten und aufbauten. Von der hochgelegenen Promenade, die sich vom Fürstenschlosse bis zur Stadtpfarrkirche mit mächtigen Kastanienbäumen ausdehnte, blickte man in den tiefen Stadt¬ graben mit vielen schönen Gärten. Und du, herrlicher Haupt¬ platz mit dem vornehmen Rathause, mit den alten, hohen Giebelhäusern, mit dem ehrwürdigen gotischen „Bummerl¬ wirtshause“ und seiner vortrefflichen Küche; du, stattlicher Platz am Grünmarkt, dessen feste Bürgerhäuser sich wie Thea¬ terprospekte vorschieben, an ihrem Ausgange die mächtigen Tore, die zum Flusse führten, am alten Riesenstadel der In¬ nerberger Gewerkschaft vorüber: welches Leben entfaltete sich da an den Wochenmärkten am Donnerstag! In hellen Scha¬ ren kamen die Gebirgsbauern mit den Erzeugnissen ihrer Aecker in die Stadt herein, schmucke Steirerwägen rollten mit Marktbürgern durch die Tore, Holzfuhren und Kohlenwägen vermehrten das Gedränge. Und die Männer des Traungaues gingen in ihrer schönen Tracht, den Gemsbart auf dem grü¬ nen Hute, manche den breiten, gestickten Bauchgurt mit der Geldkatze um den Leib. In der „Goldenen Krone“ und im „Goldenen Schiff“ am Grünmarkt waren Sitzkeller und Gast¬ stuben voll von Schmausenden und Zechenden. Dann gar das bunte Leben an den beiden Jahrmärk¬ ten im Frühling und im Herbst, welche vierzehn Tage dauer¬ ten! Der ganze große Stadtplatz voll von Reihen hölzerner Buden, zwischen denen sich die Jugend neugierig herumtrieb. Welch ein Gewoge von Käufern und Verkäufern aus Stadt und Land. Am Balkon des Rathauses sah das alte Markt¬ schwert herab wie vor Jahrhunderten und die Polizeimänner gingen wichtig einher zwischen den Menschenmassen, sichere Felsen im unruhigen Meer der Marktbesucher. Wahrlich, du schöne Eisenstadt, du hast nicht viele deines¬ gleichen in deutschen Landen. Oft nennt man dich das öster¬ reichische Rothenburg. Den Kranz der Berge, der dich um¬ gibt, die smaragdgrünen Flüsse Enns und Steyr hast nur du!
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