Ferdinand Krackowizer - Auf der Schulbank in Steyr

„Am Verein der Enns und Steyr, Wo erschallt der Hämmer Klang, Töne bald zur ernsten Feier, Bald zur Lust ein deutscher Sang.“ (Motto der Liedertafel.) Sei mir gegrüßt, du liebe, alte Eisenstadt! Gedenke ich deiner, so tauchen die goldenen Tage glücklich verlebter Ju¬ gend in der Erinnerung lebendig vor mir auf. Ich sehe sie vor mir, die gewerbefleißige Stadt mit ihren alten Mauern und Toren, mit dem gemütlichen Leben und Treiben der Fünfzigerjahre. Damals blühten noch Handel und Verkehr und nimmer ruhten die fleißigen Arme der verschiedenen Eisenarbeiter. Ueberall ertönte das Klopfen der kleineren Hämmer, munter vollbrachten die russigen Gesellen und sin¬ gend ihre Arbeit, am lebhaftesten am spiegelklaren, rasch¬ fließenden Steyrflusse, der, in enge Ufer eingezwängt, alles belebt und in Tätigkeit setzt. Der starke Fluß hebt den schwe¬ ren Eisenhammer, er dreht die kleineren Hämmer in rast¬ loser, lärmender Bewegung. Es trommeln die Stampfen der Papiermühle, es lärmen die Kupfer= und Pfannenhämmer, es drehen sich in schnellem Umschwunge die großen Schleif¬ steine, das Feuer sprüht aus ihnen und kühn schwebt ober¬ halb des Steines der Geselle. Und der Wehrgrabenkanal mit seinen Fludern und Wasserrädern setzte zwei Papiermühlen, ein Drahtzugwerk, zehn Schleifen und auch einen Gipsstampf in Bewegung. Wenn dann Feierabend anbrach, saßen Mei¬ ster und Gesellen auf der Hausbank, Lehrbuben brachten in bauchigen Krügen schäumendes Bier, es dampften die Pfeifen und heiteres Lachen erscholl. Die jungen Gesellen aber wan¬ delten in den engen Gassen auf und ab und warfen ihre Augen wohlgefällig auf die hübschen Bürgerstöchter. Aus den traulichen Stuben der alten Gasthäuser und Schenken,

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