Nachruf auf August Hermann Kotschy - evangel. Pfarrer in Steyr 1889-1890

— 13 — müssen, so ist das auch bei ihm der Fall gewesen. Er ist aber durch manches finstere Thal gegangen (Ps. 23, 4) — dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen in der Finsterniß, und in diesem Lichte hater in letzter Zeit ge¬ wandelt, da er wie verjüngt in seinem Geiste die Gemeinde Steyr übernahm. Mit welcher Freudigkeit stand er an der schwierigen Aufgabe! Wie hat er die Seinigen, die um seine Gesundheit besorgt waren, mit seinem Muthe aufgerichtet und beruhigt! Er hat hier im Glauben gestanden, im Glauben gearbeitet, im Glauben gelitten, im Glauben gestritten als ein Diener und Streiter Jesu Christi. hat, Gott sei Dank, auch im Glauben überwunden! Wenn er nicht so lange hier bleiben sollte, als er und es ist der HErr, der ihn wir dachten und wünschten, — abgerufen, der zu ihm sprechen konnte: „Ei, Du frommer und getreuer Knecht, Du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will Dich über Viel setzen, gehe ein zu Deines Herrn Freude!“ Ja, das ist der Trost, den wir für Zeit und Ewig¬ keit aus dem Glauben unseres lieben Freundes schöpfen können. In diesem Glauben ist er vor Gott gerecht und kann nun schauen, was er geglaubet, genießen, was er ge¬ das himmlische Jerusalem. hoffet hat — Wie auf dem Grabstein des sel. Pfarrers Boos das Wort steht: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben“ so kann auch dieses Wort über dem Grabe des ersten evangel. Pfarrers, der nach der Gegenreformation in Steyr zur Ruhe des Volkes Gottes eingegangen ist, seine Stelle finden. Nicht nur die Kanzel eines evangel. Pfarrers, sondern auch das Grab desselben gibt Zeugniß davon, daß in Oesterreich dem Evangelium wieder Raum gegeben ist, und so wollen wir, wenn auch der Mund unseres lieben Bruders für diese Welt geschlossen ist und wir seinen Leib als ein Saatkorn in die Erde senken, den Glauben uns bewahren, daß das Werk, das er hier im Glauben begonnen, nicht vergeblich war. Auch Du, theure Gemeinde Steyr, sollst Deines Glau¬ bens leben, glauben, daß nicht Menschen Dich tragen und erhalten, daß es der HErr ist, der Dich trägt und hält. Einen anderen Grund kann Niemand legen, außer dem, der gelegt ist, Jesus Christus. Diesen Grund hat Dein treuer und eifriger Prediger und Seelsorger gelegt, ein Anderer möge auf diesem Grunde weiter bauen, nicht Holz, Heu oder

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