Nachruf auf August Hermann Kotschy - evangel. Pfarrer in Steyr 1889-1890

— 12 — wollte er auch Anderen immer wieder an's Herz legen und sie dazu aufwecken. Und wenn er in seinem Eifer vielleicht übereilt gesprochen oder gehandelt hat, so hat er es später bereut, aber in vielen Stücken hat er doch das Rechte ge¬ troffen und in Allem mußte man ihm das Zeugniß geben, ja, er hat für das Haus des HErrn, für Sein Wort, für das Heil der Seelen geeifert. Er wird in der Kirche, in den Vereinen, denen er angehörte, in dem Kreise seiner Amts¬ genossen eine empfindliche Lücke zurücklassen. Als ein unerschrockener Zeuge von der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, hat er wie sein seliger Vater, sich hingezogen gefühlt zu den evangel. Gallneukirchnern, welche durch den „Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“, den seligen Pfarrer Boos zur Erkenntniß und zum Troste der Wahr¬ heit gebracht wurden, daß der Mensch nicht gerecht werde durch des Gesetzes Werke, sondern durch den Glauben an Christum Jesum. Wie hat sich der liebe Bruder bemüht, um dem kleinen Häuflein im Mühlviertel zu einem eigenen Pfarrer zu ver¬ helfen, welchen innigen, warmen Antheil hat er an der jun¬ gen Gemeinde, an den Anstalten der christlichen Liebe ge¬ nommen, wie viel Mühe in Wort, Schrift und Arbeit hat er daran gewendet, und wie viel Gebete werden aus seinem priesterlichen Herzen zum HErrn emporgestiegen sein. In meinem und im Namen meiner Gemeinde, unseres Vereins und unserer Anstalten spreche ich Dir, lieber Bruder, auch an Deinem Grabe den innigsten Dank aus. Als ein Zeuge, der sich des Evangeliums nicht schämte, mußte er auch die Schmach des Evangeliums tragen. „Ich glaube, darum rede ich, werde aber sehr geplaget“, so hieß es auch bei ihm, wie beim sel. Boos und bei Allen, welche von der Gerechtigkeit des Himmelreichs zeugen und darnach trachten. „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen ver¬ folgt werden“, hat der Herr Christus schon in der Berg¬ predigt gesprochen, — „selig seid ihr, wenn euch die Men¬ schen um meinetwillen verfolgen — und reden allerlei Uebels wider euch, so sie daran lügen.“ Auch die lügnerischen Schmähungen, die unser Mitbruder über sich ergehen lassen mußte, legen Zeugniß davon ab, daß er Christo gedienet, der Wahrheit und der Gerechtigkeit nachgetrachtet hat. Und wie Alle, die durch den Glauben gerecht geworden sind, durch allerlei Kämpfe und Anfechtungen hindurch gehen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2