Nachruf auf August Hermann Kotschy - evangel. Pfarrer in Steyr 1889-1890
— 11 — redlich ausgerichtet hat, ja, daß er über seine Kräfte ge¬ arbeitet hat. Aber nicht so sehr, daß er gearbeitet hat, sondern was er gearbeitet hat, macht uns den Heimgegangenen so theuer und bewegt an seinem Grabe unsere Herzen zum Dank gegen Gott. Um den Segen seiner Arbeit recht zu erkennen, wollen wir sie unter das Licht des göttlichen Wortes stellen, wie wir es im Briefe an die Römer, Kap. 1, 15—17, aufge¬ zeichnet finden: „Darum, soviel an mir ist, bin ich geneigt, auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen. Denn, ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht Alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Sintemal darinnen geoffenbaret wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn ge¬ schrieben stehet: Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Wie der Apostel Paulus an die Christen in Rom, als hat der theure Bruder auch an die Gemeinde Steyr mit sie ihn fragte, ob er geneigt sei, ihrem Rufe zu folgen, und Freuden geantwortet: Ja, ich bin bereit, zu kommen Er euch das Evangelium von Christo Jesu zu predigen. hatte die Kraft des Evangeliums an sich selbst erfahren, hatte in Christo dem Gekreuzigten und Auferstandenen die Ge¬ vor rechtigkeit gefunden, die vor Gott gilt, und sie bezeuget Juden und Griechen, d. h. vor denen, welche durch ihre Werke sich selbst gerecht machen wollen, und vor denen, welche in ihrer Weisheit meinen, sie brauchen keinen Heiland, und das Evangelium für eine Thorheit halten. Der Vollendete hat den Trost der Vergebung der Sünden, den Frieden Gottes, die Seligkeit durch den Glauben an die Erlösung empfangen, welche Jesus am Kreuze durch Sein Opfer, Sein Blut, Sein Leiden und Sterben erworben hat. Und weil Er selbst erfahren hat, wie glücklich, wie selig ein solches Herz sei, so hat er sich gedrungen gefühlt, dies allen denen anzupreisen, welche noch nicht zu diesem Frieden ge¬ kommen sind. Und wenn seine Liebe in ihrem Eifer Manchem zudringlich erschienen sein mag, so dürften gewiß darunter nicht wenige sein, welche zur Erkenntniß gekommen sind, oder noch zur Erkenntniß kommen werden: „Pfarrer Kotschy hat es gut mit mir gemeint, er hat Recht gehabt.“ Nach dem Reiche Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit zu trachten, war für ihn selbst die wichtigste Aufgabe und
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