1 STEYR 0 0 1852 JAHRE 2012 Chronik Kolping STEYR 160 Jahre Kolpingsfamilie sind Anlass für einen Rückblick über die Gründung, Entwicklung und den heutigen Stellenwert in der Gesellschaft. Mitte des 19. Jahrhunderts hat in und um Steyr die Industrialisierung der Eisenverarbeitung verstärkt eingesetzt. An der Enns und Steyr waren viele Gewerbeund Handwerksbetriebe angesiedelt, wo viele Gesellen beschäftigt waren. Damals war es üblich, dass die Gesellen nach Abschluss ihrer Lehre auf Wanderschaft gingen. Auch Adolph Kolping ging nach seiner Lehre als Schuhmacher auf Wanderschaft. Er war entsetzt über die oft menschenunwürdigen, sehr schwierigen Lebensbedingungen während dieser Zeit. Er erkannt die Not und handelte, er gründete 1849 den ersten Gesellenverein in Köln. 1850 finden sich 27 Gesellen zusammen und möchten einen Gesellenverein gründen, nach dem sie gehört haben, dass in Linz ein solcher gegründet werden soll. Es findet sich aber keiner der den Verein führen soll. 21.03.1852 Zusammenkunft unter der Leitung von Oberlehrer Jakob Irk. Irk wurde zum ersten Präses des katholischen Gesellenvereines gewählt. Mitgliedsbeitrag sechs Kreuzer pro Woche. 22.05.1852 Adolf Kolping kommt nach Steyr. 23.05.1852 In Anwesenheit von 52 Gesellen und dem Bürgermeister von Steyr wird in der Magaretenkapelle neben der Stadtpfarrkirche der katholische Gesellenverein gegründet. Präses wurde Michael Würz, Kooperator der Vorstadtpfarre St. Michael. 02.06.1856 Adolf Kolping kommt ein zweites Mal nach Steyr. Er konnte sich vom Aufblühen des Vereines überzeugen, der in der Zwischenzeit auf über 200 Mitglieder angewachsen war. Kolping bot nicht nur Schlafmöglichkeiten für die Handwerker, sondern auch Kurse in Schreiben, Rechnen, Geschichte, eine eigene Turngruppe, ein Gesangsverein, eine Musikkapelle und eine Krankenkasse wurden gegründet.
08.07.1877 Der Gesellenverein feiert 25jähriges Jubiläum. Die Festrede hielt Zentralpräses Dr. Anton Gruscha aus Wien (er wurde später Kardinal von Wien). Generalpräses Schäffer aus Köln weihte die neue Fahne. 05.05.1880 tritt Ferdinand Schmidinger dem Gesellenverein bei, 1981 geht er auf Wanderschaft, 1887 aus Wilhelmshaven zurückgekehrt, übergab ihm Präses Strobl die Leitung der Gesellenvereinsbühne. 50 Jahre bis zum bitteren Ende 1938 lenkte er umsichtig die Geschicke der Bühne und gab damit dem Verein die finanzielle Grundlage. In hunderten Theatervorstellungen wurden unter der Leitung Schmidingers viele Talente entdeckt. Sohn Josef wurde Staatsopernsänger, Enkelin Dolores eine bekannte Schauspielerin. Bis nach dem 2. Weltkrieg konnte auf Spieler zurückgegriffen werden die von ihm geformt wurden. 1886 Kauf des Gasthauses „Blauer Bock" und 1887 Kauf des Hauses in der Mitterer Gasse 19 und auf Initiative von Präses Strobl Baubeginn des neuen Hauses mit Saal und Theaterbühne. 23.09.1888 Einweihung des neuen Kolpinghauses durch Zentralpräses Dr. Anton Gruscha mit 13 Präsides, anwesend waren auch 245 Mitglieder, 18 Gesellenvereine, 160 Mitglieder des Arbeitervereines und 145 auswärtige Mitglieder. 17.07.1892 40jähriges Gründungsfest, Präses Huemer. 07.09.1902 SO-Jahr-Jubiläum mit Fahnenweihe. Die Fahne wurde von der Gräfin Eleonore Lamberg gespendet. Nach einem großen Festzug mit 38 Gesellenvereinen, wurde die Fahne durch Bischof Dr. Franz Mario Doppelbauer geweiht. Auf der Fahne ist das Programm Kolpings: Religion & Tugend, Frohsinn & Scherz, Eintracht & Liebe, Arbeitsamkeit & Fleiß dargestellt. 1914 Vor dem Ersten Weltkrieg führte der Bedarf an Gesellenwohnungen/Zimmern zum Ankauf des Duschlhauses Mitterergasse 17 (heutiges Kolpinghaus). Mit Beginn des Weltkrieges wurde das Haus vom Militär beansprucht. Nach dem Krieg wurden die Theateraufführungen wieder aufgenommen. 1922 findet der Internationaler Gesellentag in Köln statt und eine Abordnung aus Steyr nimmt daran teil, ebenso fährt eine Gruppe 1927 zum Internationaler Gesellentag nach Wien. 03.07.1927 75jähriges Bestandsjubiläum. In der Zwischenkriegszeit war das Gesellenhaus auch Hort vieler christlicher Vereine. Auch die erste Gewerbeausstellung findet im Kolpinghaus statt.
1932 Der Gesellenverein schrumpft auf 49 Mitglieder, davon 29 in Arbeit und 20 arbeitslos. Damals mussten 50% der Steyrer-Bevölkerung öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen. 01.03.1938 Die Theaterbühne spielte das letzte Stück „Der Schützenkönig", einige Tage später wurde das Haus von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. 20.05.1945 Der Kolpingverein nimmt wieder das Kolpinghaus in Besitz, der Theaterbetrieb wurde aber nicht mehr aufgenommen, Ferdinand Schmidinger ist schon 85 Jahre alt. Mit der Verwaltung des Hauses wurde das Vereinsmitglied Bloderer und Vizebürgermeister Paul Mayr beauftragt. 1948 Statt dem Theater wurde ein Kino (Coloseumkino) in Betrieb genommen. 01.10.1949 Aufgrund der finanziellen Situation, musste das Gasthaus zum „Blauen Bock" verkauft werden. 16.05.1957 Bei der Generalversammlung konnte der neue Diözesanpräses Weihbischof Dr. Alois Wagner begrüßt werden. 1960 Prof. Johannes Willnauer wird Präses. 30.04.1965 Das Kolpingkino (Coloseumkino) wird geschlossen, der Saal wird für verschiedene Veranstaltungen vermietet. 01.01.1976 Die Vereinsdruckerei Steyr mietet den Saal und richtet eine Druckerei für die „Steyrer-Zeitung" ein. Endlich hatte der Verein wieder Einnahmen. Nach Schließung der Druckerei wurden Haftentlassene von der Strafanstalt Garsten und Obdachlose aufgenommen, es wohnten immer weniger Gesellen im Haus. 10.07.1985 Prof. Willnauer stirbt und am 17.10.1985 wird Dr. Alexander Kronsteiner Pfarrer von St. Michael, Präses der Kolpingsfamilie Steyr. Kronsteiner begann sofort mit Verbesserungen, Warm- und Kaltwasser, WC und Brausen in den Zimmern usw., aber es stand fest, das Haus wird eine Generalsanierung brauchen. 23.06.1992 im Rahmen der Fronleichnamsprozession feiert Kolping das 140-Jahr-Jubiläum. In der Stadt Steyr reifte der Plan eine Fachhochschule zu errichten. Dr. Kronsteiner hatte mit seinen Weitblick und Visionen sofort die Chance erkannt, das Kolpinghaus als Studentenheim für Fachhochschüler auszubauen und damit das Kolpinghaus neu zu beleben. 10.09.1997 Begehung des Kolpinghauses und Vorstellung eines Projektes durch Architekt Dipl.Ing. Werner Scheuer, welches große Zustimmung fand. An dieser Besprechung nahm LHStv Dr. Christof Leitl, Fachleute vom Land OÖ, von Kolping Österreich Zentralpräses Prof. Ludwig Zack, Dr. Kronsteiner und Herbert Schmidinger von der Kolpingsfamilie Steyr teil.
April 1998 Beginn der Generalsanierung und Ausbau von Studentenwohnungen im Kolpinghaus. 01.10.1999 nach nur 18 Monaten Bauzeit, nach Überwindung vieler kleiner und größerer Hindernisse intern, wie auch extern, konnten die ersten Studenten, pünktlich zum Start des Studienjahes einziehen. Präses Prof. Kronsteiner war beinahe täglich auf der Baustelle und achtete auf eine ansprechende zeitgemäße Sanierung. So entstanden 90 modernst ausgestattete Wohneinheiten, nach dem Motto Kolpings „Die Umgebung stimmt den Menschen wie ein Instrument". 21.11.1999 Eröffnung des neuen Hauses durch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, NR-Abg. Murauer und Zentalpräses Prof. Ludwig Zack. Im Jahr 2000 kaufte die Pfarre St. Michael das Bruderhaus mit der Kirche von der Stadt Steyr, mit der Auflage als Dependance für das Kolpinghaus auszubauen. Das Haus dient der Stadt als Obdachlosenheim und war in einem sehr desolaten Zustand. Das Bruderhaus wurde von der Kolpingsfamilie langfristig gepachtet und in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt generalsaniert. 05.09.2004 wird das Bruderhaus durch Bischof Maximilian Aichern, Landeshauptmann Dr. Pühringer, Bundespräses Zack und Vizebürgermeister Spanring eröffnet. 15 moderne Wohneinheiten für Jugendliche und Studenten wurden geschaffen. 23.06.2009 KR Ing. Leopold Krenn übernimmt von Dr. Kronsteiner den Vorsitz der Kolpingsfamilie Steyr. 29.06.2012 stirbt Präses Monsignore Dr. Alexander Kronsteiner. Die beiden Kolpinghäuser sind heute für 90 Jugendliche und Studenten ein Vaterhaus in der Fremde, ein wichtiger Bestandteil in unserer Stadt. Die Häuser werden auf Basis einer christlichen Grundhaltung geführt und stehen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, politischer oder religiöser Gesinnung für alle jungen Menschen offen. Die moderne Ausstattung und Infrastruktur, die Nähe zur Fachhochschule und das familiäre Ambiente führen zu einer 100%igen Auslastung. Wir dürfen heute dankbar zurückblicken auf 160 Jahre Arbeit der Kolpingsfamilie, aber auch mit positiver Stimmung in die Zukunft schauen, dass Kolping in Steyr auch weiterhin eine wichtige Aufgabe - im Sinne Adolph Kolpings - jungen Menschen eine Heimat auf Zeit zu geben in der Fremde - wahrnimmt und so die Idee Kolping weiterlebt. Treu Kolping. © www.kolping-steyr.at
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