Archäologische Ausgrabungen ha ben den Nachwels einer mehr als 1700-jährigen Kulttradition er bracht. Um 200 n. Chr. wurde auf diesem Platz der keltisch-römische Stadt tempel von Lauriacum gebaut. Angesichts dieses heidnischen Tempels verweigerte der hl. Florian das Götter- und Kaiseropfer und erlitt am 4. Mai 304 im nahen Ennsfluß den Martertod. Zur selben Zeit starben in den Kerkern von Lauri acum als Opfer der Christenver folgung Diokletians gegen 40 Männer und Frauen. Zu Ehren und zum Andenken an die namenlos gebliebenen Lorcher Märtyrer wurde um 360 über den Tempelruinen die erste frühchrist liche Basilika und Bischofskirche von Lauriacum gebaut. Nach der Zerstörung durch die Hunnen er folgte der Wiederaufbau. 550 nahmen die Bayern Besitz von Lauriacum. Um 630 erfolgte die erste Christianisierung der Bayern durch Mönche aus Burgund, die aber um 700 von den Awaren wieder vertrieben wurden. Die da mals zerstörte Basilika wurde durch den dreitägigen Aufenthalt Karls d. Großen zu Lorch (791) vor dem Feldzug gegen die Awaren wieder aufgebaut. Die karolingische Kirchenanlage ist als Wallfahrts kirche mit einem Chorumgang für die Pilger deutlich gekennzeichnet. Die letzten baulichen Veränderun gen und den gotischen Neubau um 1300 haben die Passauer Bischöfe als Urheber, von denen sich der aus dem Nibelungenlied bekannte Pilgrim (971-991) ,,Bischof von Lorch" nannte. Die St. Laurenz-Kirche war bis 1553 Stadtpfarrkirche von Enns, das 1212 unter dem Babenberger Leo pold VI. zur Stadt erhoben wurde. Da sie aber auf dem Gelände der ehemaligen Zivilstadt von Lauri acum (römisches Stadtrecht 212!) und damit weit außerhalb der Stadt mauern von Enns steht, hat man die Pfarrechte zur Zeit der Reformation in die große und damals leerstehen de Minoritenkirche Maria Schnee zu Enns übertragen. Mit 1. Jänner 1968 erfolgte die Neuerrichtung der Stadtpfarre Enns-St. Laurenz an der alten Lorcher Basilika. BASILIKA St. LAURENZ ENNS 1*^' I ^ '" ' '' r>'h mV'm r.( .[Hl \~ « L \ ;iv '.,v Lv 1 >1 1 !'( Ar!! f , h r' M M-Mlt MM )vM'' y'HVfl:AM>K)f ,(jNi MS v; Tv 1.1 M \Vi M'fM f''". p . M[IHM •(.'?' [' . A t'M' •'AMjofr/At- - V • ■ "V. : "t "i ! I Die archäologischen Ausgrabungen legten unter dem weiten Kirchen raum die Mauerzüge der römischen und frühmittelalterlichen Vor gängerbauten frei, die zum größten Teil konserviert und in einer ,,Unterkirche" begehbar gemacht wurden. Dieses Bild zeigt die Situa tion, bevor die Stahlbetondecke als Fußboden für die Kirche eingezogen wurde. Bei Ausbesserungen am alten Hoch altar fanden Arbeiter am 12.10.1900 im Hohlraum des Alta res einen mit 87 Gebeinen gefüllten antiken Steinsarg, der mit einer be schrifteten Steinplatte zugedeckt war. Die lateinische Inschrift besagt unter anderem, daß der kaiserliche Legat, und designierte Konsul, als Statthalter der Provinz und Kom mandant der 1 1. italischen Legion dem Schutzgeist dieser Legion eine Weihung dargebracht hat. Aus der klassischen Datumsbezeichnung läßt sich der 18. September 191 n.Chr. errechnen. Der aus dem zerstörten heidnischen Tempel stammende Ge denkstein hat wegen seiner geeigne ten Maße als Deckel für das Reliquiar Verwendung gefunden. Der neugeschaffene Altarraum bietet ideale Möglichkeiten für die Gestaltung der Gottesdienste. In die Ausnehmung des Blockaltares aus Burgenländer Sandstein wurde der antike Steinsarg mit den Gebeinen der Lorcher Märtyrer hineinge schoben. Der Altar birgt außerdem Reliquien von Florian und Severin. Als Tabernakel dient ein gotischer Sakramentsschrank aus dem Jahre 1486. Über die Brüstung hinter dem Altar sieht man hinunter auf die Apsiden der früheren Kultbauten. Den Abschluß des geradelinigen Ostchores und früheren Presbyteriums bildet ein Taufraum mit einem gotischen Taufstein, den eine Bron zekuppel krönt. Ein überaus reich verziertes Sakramentshäuschen aus 1480 gehört zu den besonderen Kostbarkeiten der St. Laurenzkir che.
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