Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Die Habsburger und das barocke Linz Von Leopold I. über Karl Vi. zu Maria Theresia Georg Wacha Kaiser Leopold I. bestieg nach dem vorzeiti gen Tode seines ältesten Bruders, des bereits zum König gekrönten Ferdinand IV. (an den Blattern gestorben am 9. Juli 1654), nicht ohne Schwierigkeiten den Kaiserthron: eine Zeitlang hatten gewisse Kreise seinen Onkel, Erzherzog Leopold Wilhelm, zur Nachfolge im Reich ausersehen. Wie Jahrhunderte spä ter der letzte bedeutende Nachfahre des Ge schlechts, Franz Josef, stand er mit 18 Jah ren recht dornenvollen Aufgaben gegenüber. 1640 geboren, wurde er am 18. Juli 1658 zum Kaiser gewählt und am 1. August in Frankfurt am Main auch gekrönt. König von Ungarn war er bereits seit 1655, von Böhmen seit 1656. Die Merkmale seiner Familie traten bei ihm besonders eindringlich in Erscheinung: die Habsburgerlippe, manchmal von Künst lern übertrieben dargestellt, auf der einen Seite, die geistigen Merkmale, wie das gute Gedächtnis, die Vielsprachigkeit, die Bildung und die starke Musikalität ebenso wie die tra ditionelle Abneigung gegen den französi schen Hof auf der anderen Seite. Leopold I., ursprünglich für den geistlichen Stand be stimmt, verkörperte in mancher Hinsicht na hezu den asketischen Typus, aber in vollem Bewußtsein seines Gottesgnadentums. Es standen ihm gute Erzieher, später aber auch ungewöhnlich fähige und pflichttreue Ratge ber zur Seite. Im letzten Lebensjahrzehnt Kaiser Ferdi nands III. (gestorben 1657) hatte man ver sucht, die ärgsten Wunden von dreißig Kriegsjahren im Reich zu heilen. In Öster reich war besonders die Gegend nördlich der Donau durch den Einfall der Schweden in den letzten Jahren des langen Krieges ver heert worden. Sorgen bereitete damals vor allem Siebenbürgen und dessen Verhältnis zu Polen und Ungarn, weniger die Hinrich tung eines gekrönten Hauptes, nämlich des Stuartkönigs Karl I. in London (1649), und das Entstehen der englischen Republik. „Eigentliche Abbildung der Schönen Lustigen und berühmten Statt Lintz in Österreich an der Donau gelegen: Woselbsten Ihre kayßerliche Majest (Leopold I., Anm. d. Red.): seithero deroselben abzug von Prag, sich mit dero Kayßerl: Hoffstatt biß in den Martium deß 1681 Jahrs enthatten." — Repro: Franz Michalek, Linz ttm Leopold I. mußte sich gegen die Politik des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zur Wehr setzen, er erreichte durch Montecuccolis geniale Heeresführung einen Erfolg im Türkenkrieg 1663/64 mit der Schlacht von Mogersdorf bzw. St. Gotthard an der Raab. Nach der Nie derlegung der polnischen Königskrone durch den letzten Wasa-König Kasimir 1668 hatte der Piast Michael (Wisniowiecki) die Krone Polens erlangt, der eine Stiefschwester Leo polds heiratete, aber schon 1673 an demsel ben Tag starb, an dem Johannes Sobieski die Türken bei Choczym in der Moldau besiegte; 1674 wurde der siegreiche Feldherr zum Kö nig gewählt. Inzwischen war 1670 in Ungarn die antihabsburgische Magnatenverschwörung unter drückt worden, nach Hochverratsprozessen wurden die Anführer (Zriny, Frangepani und Nädasdy) 1671 in Wiener Neustadt und Wien hingerichtet. Damit konnte die mit so vielen Opfern durchgeführte Rekatholisierung auf Ungarn ausgedehnt werden, evangelische Prediger und Lehrer, die sich nicht schuldig bekannten, kamen in den Kerker oder auf die Galeere. i^n ^ ttttf ^frp-vfej^pirC: ' i 1 I> » » tu . u 1 infTTTr.

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