Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Bücherecke auch eine Verbesserung für eine 2. Auflage anzu melden. Die entscheidenden Leistungen von Frau Professor Elfriede Prillinger für dieses Museum müßten entsprechend dargestellt werden. Für die gesamtoberösterreichische Landeskunde wertvoll ist die Beschreibung des alten Zunftwe sens des „ehrsamen Handwerks" der Hafner in Gmunden, das ursprünglich der „Welser Hafner ordnung" unterworfen war. Mitgearbeitet haben an diesem wertvollen Buch als Fotografen Arthur Gollner und Christiane Noiges (neben Leihaufnahmen). Zeichnungen erar beiteten Monika Broggini und nochmals Arthur Gollner. Der LANDESVERLAG bemühte sich um eine gute Ausstattung. Drucktechnisch wären be sonders bei den Farbabbildungen in einer 2. Auf lage Verbesserungen wünschenswert. Clemens M. Hutten Der Langau — Österreichs Sonnenbeoken. — Salzburg: Verlag der Salzburger Druckerei 1989, 108 Seiten, 81 Farbbilde,r Einband Efalin (wattiert), Format 21,5 x 23 cm, Ladenpreis S 298.—. Die Edition SCHÖN & GUT im Verlag der Salzbur ger Druckerei macht ihrem Nahmen Ehre. Nach den Bildbänden über Pinzgau, Pongau und Flach gau ist nunmehr über den Lungau ein sehens- und lesenswertes Landschaftsbuch erschienen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bildteil, der in Bildgrup pen gegliedert ist: Herbes, liebliches Land — hier wird die landschaftliche Schönheit des Lungaus in eindrucksvollen Bildern vorgestellt mit der Zielrich tung, „das Detail wahrzunehmen, das Wesentliche zu erkennen, den Charakter zu durchschauen und bei Ausschnitten des großen Ganzen zu verwei len"; Land mit Charakter— hier erlebt der Betrach ter die Kulturlandschaft, die bäuerliche Siedlung, die Kirchen und Schlösser, das Brauchtum, all das, was dem Lungau den Ruf „einmalig im gesamten Alpenraum" eingebracht hat; Verborgene Schön heit—hier werden Details aus dem reichen Kultur erbe des Lungaus herausgegriffen, von der Stall türe bis zum Lungauer Kniestrumpf. Der Textteil bereitet die Bildbetrachtung vor. Auch in diesem Buchteil deuten die einzelnen Kapitel überschriften die Tendenz des Autors an, im Leser die Sehnsucht nach Einkehr in diese unvergleichli che Landschaft zu erwecken. Wie sehr diese Sehn sucht lebensentscheidend werden kann, ergibt ein Hinweis auf den Buchautor, der beruflich als Res sortleiter für Außenpolitik bei den „Salzburger Nachrichten" an die Stadt gebunden ist, seine Blei be = Wohnsitz jedoch in Tamsweg gefunden hat. Elfrlede Wöhry: Linz innen. — Linz: Edition Wöhry, 58 ganzseitige Schwarz-Weiß-Fotos mit ganzseiti gen Begleittexten, Format 30 x 23 cm, Ladenpreis S 560.—. Die Faszination des Wechselspiels zwischen Pho totechnik und Photokunst besteht seit der Pionier zeit der Photographie in der 1. Hälfte des 19. Jahr hunderts. Neben der naturgetreuen Abbildung eines Motivs wurde von Anbeginn versucht, das Photoabbild künstlerisch zu übersteigern. Dabei gab es Irrwege, wenn der Photograph der Meinung war, er könnte die Grenzen zwischen seiner Tech nik und der Malerei aufheben. Geblieben ist bis zum heutigen Tag jedoch das Augenerlebnis sei ner sensiblen Motivauswahl. Standort, Bildaus schnitt, atmosphärische Erfassung des Phäno mens Hell-Dunkel, das sind die Kriterien für ein künstlerisch geplantes Photo, wobei technische Kunstgriffe bei der Entwicklung der Aufnahme nachhelfen können. Elfriede Wöhry ist in diesen Kreis begabter Photo graphen einzureihen, an sich Photoamateurin, wie die meisten guten Photographen. Sie ist hauptbe ruflich in der Wirtschaft tätig, Mitarbeiterin des Landesverlages in verantwortlicher Position. Ge borene Steiermärkerin, hat sie bereits in ihrer Stu dentenzeit neben der Volkswirtschaft auch das Wahlfach Philosophie gewählt. Seit 1980 lebt sie in Linz. Bei Präsentation ihres Buches „Linz innen" bekannte sie sich zu ihrer Wahlheimat. Ganz rich tig sagte sie dabei, daß sie als „Zugroaste" viel leicht für die Wesenheit der oberösterreichischen Landeshauptstadt einen wacheren Blick als die „Eingeborenen" habe. Mit der künstlerischen Photographie befaßt sie sich seit dem Jahr 1973 — mit Erfolg, was ihr bisheriges Ausstellungsverzeichnis belegt: Stadtmuseum Linz-Nordico, Linz am Rhein, Ulm, New Delhi, Graz, Traun und Bruck an der Mur. Für die Zeit schrift „Oberösterreich" wurde sie zu einer wertvol len photographischen Mitarbeiterin. Ihr am 4. Okto ber d. J. im Linzer Stadtmuseum Nordico präsen tierter Bildband „Linz innen" stellt sicherlich einen vorläufigen Höhepunkt in ihrem Werkschaffen dar. Eine Ausstellung zu diesem Buch ist für die Zeit vom 11. Dezember 1989 bis zum 14. Jänner 1990 im Programm des Nordicos eingeplant. Anzumerken ist, daß diese Aktivität einer Privatperson auch als Auftakt zum offiziellen Jubiläumsjahr „500 Jahre Landeshauptstadt Linz" gewertet werden kann. Zu ihren Bildern schrieb Elfriede Wöhry selbst die Texte. Sie meidet bloße Bildbeschreibungen oder eine landläufige Selbstverherrlichung, erweist sich als eigenwillige Wortkünstlerin, knapp, aber ein fühlsam in ihren Formulierungen. Auch in ihren Linz-Bildern meidet sie landläufige Klischees. Als Ziel gibt sie an: „Linz innen, wortund bildfolge als ausschnitt eines nie endenden tagebuches ..." Sie nähert sich der Stadt „zu lande", „zu Strome", „zu fluge, zu fuße, sich nähernd aus stadtäußerem in stadtinneres". Es sind Linz-Bilder, wie sie von und über Linz noch nie gemacht worden sind — Stimmungsbilder, ohne Sentimentalität, ganz im Gegenteil sehr wirk lichkeitsnah. Nur es wird diese Realität einer Stadt erlebt mit den Augen eines Menschen, der sich mit seiner Kamera auf den Weg gemacht hat, den Pulsschlag dieser Stadt zu erspüren. Der Rundgang beginnt mit der Fahrt bergwärts hin auf zum Pöstlingberg — meisterhaft u. a. Bild 3 „Blick vom Pöstlingberg ins Tote Gebirge". Dann wandern wir wieder talab zur Donau, zum Strom, hinein in die verschiedenen Stadtzonen. Die Men schen, die in dieser Stadt leben, werden gleichbe deutend zur Stadtarchitektur eingereiht. Etwa: Zwei Knaben sind in Betrachtung von Schau stücken eines Flohmarktes vertieft (Bild 11), köst lich Bild 13 „Taubenmarkt" Dabei ist dieser Tauben markt im Bildausschnitt gar nicht so wichtig. Wichtig erscheint eine kleine Taube auf dem Straßenbahngeleise, daneben ein Sandler und die lang gestreckte Garnitur eines Straßenbahnzuges. Wichtig ist für Frau Wöhry die Begegnung mit der Musik und Kunst in Linz — „bezüge setzen, im spiegelnden, im plastischen, im architenturinneren, zu musikweit, internationaler". Auf „donauparkstunden" folgt „chorsängersicht". Allein schon diese Begleittexte zu den Bildern deuten an, was diese Stadtfotos vermitteln wollen. Wir werden eingeladen, auch einmal in Ruhe durch unsere Stadt zu bummeln, die Luft (die gar nicht so schlecht ist) einzuatmen, ihre Melodie zu spüren, uns in sie hinein zu träumen. Für die vorzügliche Buchgestaltung zeichnet Rot ter Design verantwortlich, für gute Druckqualität sorgte der LANDESVERLAG Druck Linz. Dieser Bildband empfiehlt sich für eine internatio nale Begegnung. Gerhard Hallmann: Russische Realisten in der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts. — Rosenhelm: Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg 1989, 256 Sei ten, 138 Farbtafeln, davon 24 doppelseitig, 48 Bildausschnitte, Porträts sämtlicher Maler, 24 x 33 cm, Leinen, Ladenpreis S 1092.—. Am 17. August 1989 wurde in der Städtischen Gale rie Rosenheim mit Meisterwerken aus der Staatli chen Tretjakow-Galerie Moskau eine Ausstellung „Russische Malerei im 19. Jahrhundert" eröffnet. Wenige Stunden vorher präsentierte das Rosenheimer Verlagshaus Förg sein neues Kunstbuch, das sich mit dem gleichen Thema beschäftigt. Im Werbetext ist mit Recht von einem „Prachtband" die Rede. Ausstellung und Buch machen uns be wußt, daß Rußland im 19. und 20. Jahrhundert nicht nur eine hervorragende Literatur und Musik her vorgebracht, sondern in diesem Zeitabschnitt auch einen bedeutenden Beitrag zur abendländischen Malerei geleistet hat. Der Stellenwert der russi schen Avantgarde mit Kandinsky an der Spitze ist seit langem bekannt, die „Russischen Realisten" führten bisher in der europäischen Kunstgeschich te eher ein Schattendasein. Dabei ist ihre Entwick lung, sind ihre Zielsetzungen gerade mit der öster reichischen Malerei im 19. Jahrhundert durchaus verwandt. Lösung vom Klassizismus, wie er in Ruß land von der 1757 gegründeten Kaiserlichen Aka demie der Künste in Petersburg vertreten wurde, bewußte Hinwendung zur Naturnähe in GenreHistorien- und Landschaftsmalerei, auch im Por trät, dadurch vielfache Anfeindung. Allerdings sind auch deutlich unterschiedliche Ak zente zu erkennen. Wie in der Literatur stellen sich die russischen Realisten früh in den Dienst einer aufopfernden Sozialkritik. Wie in der Literatur ge hörte ihre ganze Liebe dem Leben des einfachen Volkes — „Offen und wahr zeigten sie die Freuden und Leiden des Volkes und hielten mit der gleichen Offenheit der gesamten Gesellschaft den Spiegel unbarmherzig vors Gesicht." Kennzeichnend für die Verhältnisse im Rußland des 19. Jahrhunderts, als die Intelligenz weitgehend eine revolutionäre Haltung bekundete, ist die Gründung der „Genos senschaft zur Veranstaltung von Wanderausstel lungen" (Peredwishniki) im Jahr 1871, deren Mit glieder nicht nur die wahrhafte Darstellung des Lebens und der Geschichte des russischen Volkes 86

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