Bücherecke Dieter Maler: Die schönsten Burgen und Schlösser In den Alpen zwischen Graubünden und Kernten. — Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1989, 174 Sel ten mit 100 vierfärbigen Abbildungen, Leinen mit far bigem Schutzumschlag, Ladenpreis S 476.—. Die mittelalterliche Stadt und die mittelalterliche Burg haben seit den Tagen der Romantik In der ferlalen Traumwelt vieler Menschen nichts von Ihrem Glanz verloren. Burgenwanderungen vermitteln der Jugend das erste handfeste Geschichtserleb nis, das sich später zum bleibenden Geschichts verständnis steigern kann. Die historische Rittersa ge gehört nach wie vor zur beliebtesten Lektüre der Jugend. Raubrittergeschichten sind unausrottbar. In der Geschichtswissenschaft hat sich die Bur genkunde längst zu einer wichtigen Hilfsdisziplin entwickelt. In Kunsthandbüchern und Reisefüh rern zählen Burgenbeschreibungen zu den meist gelesenen Kapiteln. Eine Ideale Publikationsform Ist gegeben, wenn die Qualität eines Sachbuches mit der Ästhetik eines Bildbandes kombiniert wird. Mit seiner Neuerscheinung über „Die schönsten Burgen und Schlösser In den Alpen" Ist dem Re gensburger Verlag Friedrich Pustet ein derartiges lesens- und sehenswertes Werk gelungen. Bereits der Schutzumschlag — Hocheppan mit dem Blick Ins Bozener Becken — erweckt unsere Burgensehnsucht. Der Autor — Germanist und Kunsthistoriker — erweist sich als fachlich fundier ter Burgenhistoriker, wie an den Texten über selbst erwanderte Wehranlagen überprüft werden kann. Hervorragend das Bildmaterial, wertvoll die beige gebenen Planaufnahmen. Nach einer allgemeinen Einleitung über die Ent wicklung des Burgenbaues und Stellung der Burg In der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung wer den die bedeutendsten Objekte In der Burgenland schaft der Ostalpen — Chur-Rätlen, Tirol und Salz burg (wobei unter Salzburg das alte Fürsterzbistum zu verstehen Ist, dessen Machtbereich bis nach Kärnten reichte) — anschaulich mit vielen histori schen und kunsthistorischen Details beschrieben. Österreichische Leser begegnen dabei folgenden heimischen Ausflugszielen: In Tirol: die Inns brucker Hofburg, Schloß Ambras und die romanti schen Wehranlagen Hasegg, Freundsberg, Tratzberg, LIchtenwörth, Matzen, Kufstein und Maria Stein Im Unterinntal. — Im Salzburgischen: Feste Hohensalzburg, Schloß Mirabell, Schloß Hell brunn, Schloß Leopoldskron, Schloß Kleshelm, Schloß Anlf, Burg Hohenwerfen, Schloß Mauterndorf und Schloß Moosham Im Lungau. — Welters Schloß Bruck und Burg Heinfals als Burgen der Görzer Grafen In Osttirol. — Schließlich In Kärnten die Burgen und Schlösser Salamanca, Landskron, Petersberg und Hochosterwitz. Einen breiten Umfang nehmen, wie es geschicht lich bedingt nicht anders sein kann, die Burgen und Schlösser In Südtirol ein. Vielfach als Neuland eröffnet sich für österreichische Leser der Ausflug zu den Burgen von Chur-Rätlen. Als ein Zugeständnis an die romantische Reiselust dürften die Beschreibungen der „Königlichen Traumschlösser" Hohenschwangau, Neuschwan stein und Linderhof zu verstehen sein, wohin der bayerische „Märchenkönig" Ludwig II. In seine phantastische Traumwelt sich zurückziehen konnte. Es Ist eine Lesefreude und Augenweide, In diesem Buch blättern und schauen zu können. A. Klupp Kurt Absolon 1925—1958 „Der Zeichner mit der Grasharfe" mit 132 Abbildungen aus dem Gesamt werk und Textbeiträgen von Otto Brelcha, Hans Wai gel und Curt WIespoIntne,r Hrsg. v. Otto Brelcha. — Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1989; 224 Selten, davon 132 ganzseitige Abbildun gen (48 Tafeln In Farbe), Leinen mit Schutzum schlag, Ladenpreis der Buchhandelsausgabe S 460.—. Verlag und Autoren Ist für diese Künstlermonographle aufrichtig zu danken. Erinnerungen an die Nachkriegszelt werden wach, als Alfred Schmeller eine der wenigen prominenten Ausstellungen dieses stillen Zeichners und Malers 1957 In der Ga lerie Würthle mit dem Titel „Der Zeichner mit der Grasharfe" rezensierte, als 1960 gemeinsam mit Herbert Eisenreich die sehr eigenwillige Publika tion über „Carnuntum, Geist und Fleisch" erschien, als, ja als . .. die Nachricht von Absolons Unfalltod am 26. April 1958 uns erreichte und dieser Künstler seitdem vergessen, vom lauten Lärm des gegen wärtigen Kunstbetriebes völlig zugedeckt worden Ist. Für Ihn und seine Frau, die ihm nach 10 Jahren Im Tod folgte, zu spät, aber nicht zu spät für ein wa ches österreichisches Kunstverständnis, hat es Otto Brelcha übernommen, sein Werk endlich der Vergessenheit zu entreißen — mit einer groß ange legten Ausstellung, die vom 19. Mal bis 4. August dieses Jahres In Graz gezeigt worden Ist und wei tere Ausstellungsstationen erleben wird, und einem Kunstbuch, das mit Sorgfalt und Liebe ge staltet wurde. Die Grundlage war mit einem Werk verzeichnis gegeben, das „Dell", Adele Absolon, die Witwe des Künstlers, zusammengestellt hatte und das nach Ihrem Tod noch ergänzt werden konnte. Es enthält über 700 Nummern (Aquarelle, Zeichnungen, Monotypien, Arbelten mit Ölfarbe). Die Textbeiträge von Hans Welgel „Ein junger, ei gentlich recht unscheinbarer Mann" und Curt WIespoIntner „Bequem war er nie" sind meister haft geschriebene essaystlsche Erinnerungen, vol ler Wärme, voller Aufrichtigkeit, dicht Im Schildern der Atmosphäre dieser Zelt der Wiener Künstlers zene der vierziger und fünfziger Jahre, die weit ent fernt von dem war, was sich heute Kunstszene nennt. Der Textbeitrag von Otto Brelcha „Als Künstler und also als Zeichner" Ist die sachliche, kunsthistori sche Variante zum Thema, bei aller Sachlichkeit ein Dokument echter Wahlverwandtschaft. Ent scheidend der Satz: „Zeichner wie Kllmt, Schiele und Kubin bilden aber jene Reihe, In die auch Ab solon gehört." Die Abbildungen vertiefen für jeden, der Augen zum Schauen und ein Gefühl hat, diese Irmgard Gollner: Gmundner Keramik. Töpfertradltlon einst und jetzt. — Linz: LANDESVERLAG 1989, 192 Selten mit zahlreichen Abbildungen, 21 x 24 cm, gebunden, Ladenpreis S 298.—. Die Vorzüge dieses Sach- und Kunstbuches sind Praxisbezogenheit, gute Lesbarkelt und eine Inter essante Auswahl von mit dem Thema zusammen hängenden landeskundlichen Informationen. Posi tiv Ist auch anzumerken, daß die Autorin, Mitarbeiterin des Museums auf Schloß Trautenfels Im stelrlschen Ennstal, den Begriff Keramik einord net, wohin er gehört — In das Handwerk, wobei aus Kunsthandwerk bei Fleiß und Begabung auch Handwerkskunst werden kann. In jüngster Zeit ha ben akademisch ausgebildete Keramiker mit ihrer herablassenden Kritik an den „Häferltöpfern" lei der eine Begriffsverwirrung angerichtet. Daß es zwischen beiden Berelchen — Handwerk und Bild hauerei In Ton und vor allem auch mit Stuck — Be rührungspunkte, gegenseitige Befruchtungen und eine breite Übergangszone gibt, Ist eine Selbstver ständlichkeit. In Oberösterreich gibt es dafür ein Vorbild In der 1982 verstorbenen Bildhauerin Gud run Baudlsch-Wittke, die trotz Internationaler künstlerischer Erfolge mit größter Liebe an Ihrer Werkstatt „Keramik Hallstatt" hing und auf der Höhe ihrer Laufbahn noch die Meisterprüfung als Hafner ablegte. Ähnlich dachte Kurt Ohnsorg, der ohne die Unterstützung der „ÖSPAG-Sanltärkeramlk" nie seine Gmundner Keramik-Symposien hät te verwirklichen könne. Nur am Rande sei auf die Werkbundidee hingewiesen. Praxlsbezogenheltl Irmgard Gollner beginnt Ihre Darstellung nicht mit der Vergangenheit, sondern mit der Gegenwart. Gleich zu Beginn des Buches werden die heute In Gmunden tätigen Betriebe vor gestellt — Gmundner Keramik Hohenberg, Töpfe rei Födinger, Fa. Georg Pesendorfer, ÖSPAG-Sanltärkeramlk. Die Texte werden mit Farbabbildungen anschaulich ergänzt. Das Sortiment der Gmund ner Keramik Hohenberg wird überdies mit Skizzen aller Im Handel erhältlichen „Formen" bekannt gemacht. Auf S. 86 ff. sind alle wesentlichen Signaturen und Firmenzelchen abgebildet, für Sammler ein wichti ger Behelf. Inri Kapitel „Das alte Handwerk" wird der Leser ein geführt In die Handwerkswelt des Töpfers und Haf ners: Material, Gerät, Herstellung, Form, Gebrauch und Reparatur, eingestreut der Reichtum der Gmundner Keramiktradition vom 17. bis Ins 19. Jahrhundert mit Text und Blldbelsplelen. Erläutert werden Worte und Begriffe der KeramikFachsprache: Keramik, Ton, Schwarzware, Irden ware, Fayence oder Majolika, Steingut, Steinzeug, Porzellan. Gute Lesbarkelt! Die Autorin versteigt sich nicht In eine überzüchtete Fachsprache, sondern schreibt allgemein verständlich. Bei einer 2. Auflage wäre allerdings zu empfehlen, Ihre Begeisterung etwas zu zügeln und auf allzu viele Superlative zu ver zichten. Landeskundliche Information! In diesem Bereich muß vor allem Gmunden der Autorin dankbar sein. Sie regt die Leser zu einem Spaziergang durch die Stadt mit Betrachtung der alten Hafnerhäuser und Ihrer weitläufigen Besitzgeschichte an. Sie befaßt sich eingehend mit der Geschichte der Familie Schleiß, die sie in vier Epochen, 1903—1913, 1913—1923, 1923—1928 (Traunlelten) und 1921—1980 (Im Seestadtl), gliedert. Sie veröffent licht ein Inventar der Keramikbestände des Kam merhofmuseums In Gmunden. Hier Ist allerdings 85
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