Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Oberösterreich aktuell von 1612 bis 1626 als Landschaftsmathemati ker beschäftigten. Die Schule — eine Lehranstalt, die wir heute zwischen Gymnasium und Universität ansie deln würden — war im „hinteren Stock" des Landhauses untergebracht, den Canevale und Toretto an der Ostseite des Saaltraktes angebaut hatten. Sie muß aber bald schon unter dringendem Raummangel gelitten ha ben, denn die Zahl der Schüler stieg sprung haft von anfangs sieben auf 74 an. Wenn man bedenkt, daß zu den Lehrsälen noch die Wohnungen von Rektor und Präzeptoren ka men sowie der gesamte Konvikt, in welchem die adeligen Herrchen mit ihren Hofmeistern logierten, ist es naheliegend, daß man mit dem Osttrakt nicht das Auslangen fand und auch auf die Seite westlich des Saalbaues ausweichen mußte. Schließlich zählten zu dem beachtlichen Personalstand noch der Hauswirt mit seinem Gesinde, die unter an derem für das leibliche Wohl zu sorgen hatProjekt für das Südportal des Linzer Landhauses von Karl Molner (?) und Joseph Teidl, undatiert, wird um 1800 angesetzt, OÖ. Landesarchiv, Plänesammlung, Inv. Nr. VII 26 „Rumortafel" Im „Durchhaus" des Landhauses das sich nimand, wer der auch sein mag, vnderstehn in oder vor disen befreidten landthauß die wehr zu zugkhen oder zu palgen vnd zu schlagen noch zu rumoren . . .", mit Datierungen 1568, 1679, 1745, 1825 ten und täglich an sechs bis acht Tafeln auf trugen. Die ersten Jahrzehnte im neuen Landhaus sollten, trotz heftiger politischer Auseinan dersetzungen mit dem Landesherrn, für die Landstände die prunkvollsten werden. Schon 1570 hatten sie von Kaiser Maximilian II. einen umfassenden Freiheitsbrief erwirkt, der ihnen die Ausübung der Amtsgeschäfte und das Asylrecht zusicherte und sie von Steuern und sonstigen Abgaben befreite. Dies trug wesentlich dazu bei, daß die Land stände das Haus Ihrer Sitzungen und Bera tungen bald als ihr „Familienheim" betrachte ten. Der große Ständesaal sah demnach nicht nur ernsthafte Beratungen, bei denen eigenständige Landespolitik betrieben wur de. Er diente den Ständen auch als protestan tische Kirche, in der besonders unter der tole ranten Herrschaft Maximilians II. nicht nur die Ständemitglieder, sondern selbst die Bürger schaft die Predigt hörten, die Kommunion ¥

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