Oberösterreich aktuell Seite 77: Linzer Landhaus, Blick In den Arkadenhof des Linzer Landhauses Unten: Stiegenaufgang Im Arkadenhof, Portal Im 1. Obergeschoß, um 1574, mit Chronogramm aus 1708 I • » ■■ ■ • i ■ ■■■ '' 1 i / / ■■ 3 I. X r il : : f ! I ) t I* ? welchem sie ihre Landtage mit gebührender Feierlichkeit in festlichem Rahmen abhalten konnten, doch darüber hinaus galt es, Raum zu schaffen für die ständig wachsenden Auf gaben der ständischen Verwaltung, für das Verordneten-Kollegium, das die Beschlüsse des Landtages durchzuführen hatte, für die Landständische Kanzlei, die das „Gültbuch" führen mußte, sowie für Waffen und Wehr der Mitglieder. Es sind uns lediglich drei Meisternamen be kannt, die mit dem Bau des Linzer Landhau ses verbunden sind: Christoph Ganevale, Caspar Toretto und Peter Guet. Doch das Er gebnis läßt keinen Zweifel darüber offen, daß es den zu Bauherren bestimmten Rittern Dietmar von Losenstein und Hildebrand von Jörger gelungen war, überaus tüchtige Bau meister, Zimmerer und Maurermeister zu en gagieren. Als erstes entstanden jene Gebäude, die den prächtigen Arkadenhof umschließen. Der Haupttrakt barg im Erdgeschoß das land schaftliche Zeughaus samt Türhüterwoh nung und im Obergeschoß den „Paradesaal" ständischer Macht, den vom Nordtor bis zur südlichen Stadtmauer reichenden Stände saal. An seiner Westseite erhebt sich im Hof frei aufragend der Landhausturm als impo santes Treppenhaus. Der Arkadenhof selbst läßt heute noch die einstige Bedeutung des Landhauses als Zentrum der Landespolitik erkennen; Über drei Stockwerke und drei Bauseiten spannten sich die Arkaden, im Erdgeschoß auf Granitpfeilern, in den beiden Geschossen darüber auf toskanischen Säu len aus rotem Marmor und Granit. Inmitten dieses Laubenhofes sollte wenige Jahre spä ter der Peuerbacher Steinmetz Peter Guet ein Brunnenkar aus rotem Marmor auf Mauthausener Granit mit acht weißmarmornen Wap pen und Löwenköpfen anfertigen. Als beson ders reizvollen Aufputz erhielt der Brunnen auf der Mittelsäule eine Bronzegruppe mit der Figur Jupiters, umgeben von Statuetten der übrigen sechs personifizierten Planeten des ptolemäischen Systems. Doch auch östlich des Saalbaues wurde eif rig gewerkt. Hier schuf der aus der berühm ten Comaskenfamilie stammende Christoph Canevale vier Gebäudeteile, für die der Vene zianer Caspar Toretto die Steinmetzarbeiten lieferte. Über all den Aktivitäten erhob sich natürlich auch die Frage nach der Aufteilung der Ko sten. Und hier zeigt sich, daß die Stände, so einig sie nach außen auftraten, doch unter einander mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Es war zwar von Anfang an klar, daß die Mitglieder des Prälaten-, Herren- und Rit terstandes für den Großteil der Bausumme aufkommen würden, aber am Anteil des vier-
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