Oberösterreich aktuell Grußwort zum Stadtjubiläum von Linz Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Ein Stadtjubiläum zu feiern, verlangt, sich dieser Stadt bewußt zu werden. Es bedarf der Erinnerung, der Kritik an gegenwärtigen Ent wicklungen und der Fantasie, Gestaltungsmögiichkeiten vorwegzunehmen. Speziell in einer „Stadtiandschaft" ist das Bewußtsein der Bevölkerung von einer gemeinsamen Ge schichte erfaßt, es läßt Zusammenhalte ent stehen und vermittelt jenes Mindestmaß an Übereinstimmung, das, ungeachtet ailer Interessensgegensätze, gemeinsames Han dein ermöglicht. Wir Menschen von heute, die wissen wolien, wie ihre Vorfahren in den Städten gelebt haben, halten uns an die Denkmale historischer Kunst und Architektur, die wir unmittelbar besehen, begreifen und begehen können. Die Aufmerksamkeit richtet sich speziell in einer Industriestadt wie Linz auf den überschaubar gegiiederten Stadt kern, der Vergangenheit und Gegenwart mit einander verbindet. Angesichts der rasanten städtebaulichen Dynamik sichert eben diese historisch gewachsene Abfolge von Häusern, Straßen und Kirchen bis hin zu ganzen Stadtviertein Elemente der Wiedererkennbarkeit, Elemente der Identität. In diesem Span nungsfeld steht nun der Mensch von heute. der sich 1990 in der „Landesaussteilung" im Linzer Schloß mit dem Kosmos verbindet. „Mensch und Kosmos", Kepler und Einstein, Renaissancemusik, Installationen und Werke unserer zeitgenössischen Künstler — letztere präsentiert unter dem Titel „Ursprung und Moderne" in der Neuen Galerie der Stadt Linz — geben ein Bild der Ganzheit von Kunst und Wissenschaft, Kultur und Leben, ein Bild unserer Landeshauptstadt. Es ist eines von ungestümer Lebenskraft und heim licher Schönheit, ein Kristallisationspunkt der Wirtschaft und Kultur an der oberen Donau. Hier hat sich im Zuge des Aufbaues in der Nachkriegszeit ein ganz spezielles Klima der Toleranz entwickelt, von hier haben wirt schaftliche Impulse weit in die Welt hinaus gewirkt, vom Donauufer aus hat die Klang wolke und das Festival ARS-Elektronica inter nationales Kunstverständnis verändert. Das Brucknerfest eröffnete den Linzern und Ober österreichern die Welt der besten MusikinterBlick in das Arbeitszimmer von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck preten. Speziell die Musiktradition hat ausge hend von Linz die Kulturlandschaft in Ober österreich wesentlich geprägt. Die Qualität unserer Landesmusikschulen und des Bruck ner-Orchesters strahlt weit über die Landes grenzen hinaus. Im Jubiläumsjahr der Stadt findet der Architektenwettbewerb für den Aus- und Neubau des Bruckner-Konservatori ums statt. Einer der musikpädagogischen Schwerpunkte dieser Einrichtung wird erst mals in Österreich dem Bereich der elektro nisch-technisch-computergesteuerten Krea tivität gewidmet sein. Die Adaptierungsarbeiten im Adalbert-Stifter-Haus an der Unteren Donaulände sollen in ein „Zentrum der Litera tur und der Literaten" münden. Zukunftsvisio nen eines neuen Musiktheaters nehmen im mer greifbarere Formen an, das Konzept eines Museums „Mensch, Natur, Umwelt" wird diskutiert und erlangt unter dem Druck der weltweiten Probleme immer mehr an Ak tualität. Der Ausbau der Stadtwerkstatt, des Posthofes, des Offenen Kulturhauses und der Spielstatt im Phönix sind unübersehbare Zei chen eines neuen breiteren Kulturbewußt seins, das traditionelle Grenzen überwindet und Tore für die Zukunft öffnet. ■ ■ mm- '■ i .
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