einem überaus breiten Publikum erschlossen zu haben, wobei das Spektrum von der Klas sik bis zur Moderne reicht und auch die extre men Strömungen neuzeitlicher Unterhal tungsmusik mit berücksichtigt. Bereichert wird das Angebot auf kulturellem Sektor in Linz natürlich auch durch das Lan destheater, das Landeskulturzentrum Ursulinenhof, Kellertheater und Theaterkeller, neu erdings durch das Theater Phönix, ferner durch das Landesmuseum, die Neue Galerie der Stadt Linz und das Stadtmuseum Nordico und deren Ausstellungstätigkeiten sowie durch Konzertaktivitäten kleineren Rahmens an verschiedenen Darbietungsorten, die hier nicht alle aufzuzählen sind. Auffallend an dem ganzen Linzer Kulturbe trieb, ob er nun vom Land Oberösterreich ge fördert wird oder von der Stadt Linz, ist jeden falls seine Vielfalt und Buntheit, aber insbesondere auch das ihm entgegenge brachte breite Publikumsinteresse, das ihm immer wieder und zum überwiegenden Teil volle Häuser beschert. Das Linzer Publikum darf als überaus interessiert, aufgeschlossen und für kulturelle Belange engagiert bezeich net werden. Vielleicht ist es den Linzern als Bewohner ei ner wirtschaftlich besonders herausfordern den und dynamischen Industriestadt ein umso stärkeres Bedürfnis, sich jene Nahrung für Geist und Gemüt im kulturellen Bereich si cherzustellen, die ansonsten ein hektischer beruflicher Alltag zwischen Computern, Schreibmaschinen, Walzwerken, Blechpres sen, Reagenzgläsern und Werkzeugmaschi nen versagen würde. Der Stadtmensch ist zwar arbeitsam, konsumorientiert, verkehrs diszipliniert und leistungsangepaßt, aber er ist eben auch ein Mensch mit Empfindungen, Hoffnungen und Träumen, für die er weniger im geschäftlichen Alltag, sondern mehr in der Kunst und in dem, was er dafür hält, eine Ent sprechung findet. Er hat also den Ehrgeiz, nicht nur Arbeitsroboter zu sein, sondern sich auch als sinnhaftes Wesen mit Gemüt erle ben zu dürfen, als Mensch mit Empfindungen und kulturellen Bedürfnissen. Besonders interessant ist in diesem Zusam menhang auch der Vorgang, wie die Linzerinnen und Linzer seit geraumer Zeit allmählich die Schönheit und den Reiz ihrer Altstadt ent decken, wie sie plötzlich bemerken, daß Linz über romantische alte Stadtteile verfügt, an denen man früher achtlos vorbeigegangen ist, deren Vorhandensein kaum wahrgenom men wurde. Wenn von den Reizen der Linzer Altstadt die Rede ist, von ihrer unvergleichli chen Atmosphäre, ihren sehenswerten Ge bäuden und liebevoll gepflegten Details, kann man nicht umhin, daran zu erinnern, daß die Rettung der Linzer Altstadt durch den Gemeinderat schon 1977 beschlossen wor den ist. Damals hat der Gemeinderat jene Förderungsrichtlinien erlassen, die es bis auf den heutigen Tag möglich machen, Altstadt objekte zu renovieren und zu revitalisieren. Damals erklärte sich die Linzer Stadtverwal tung bereit, für Erneuerungsarbeiten an er haltungswürdiger Bausubstanz Zuschüsse bis zu 30 Prozent des Sanierungsaufwandes zu gewähren. Mit Hilfe dieser Subventionen und wohl auch unter Heranziehung eines 1987 ins Leben ge rufenen „Stadterneuerungsfonds" erlebt die Linzer Altstadt ihre Wiedergeburt und Neu entdeckung. Innerhalb von zwölf Jahren sind schon mehr als 500 Altstadtobjekte unter Heranziehung von mehr als 100 Millionen Schilling Förderungsmittel aus dem Stadt säckel baulich saniert und in ihrem Bestand gerettet worden. In den meisten Fällen war damit auch eine sinnvolle Revitalisierung ver bunden, wie beispielsweise im Falle des Pruner-Stiftes, des Hörschingergutes in Urfahr, der Häuser in der Hofgasse, des Hotels „Ro ter Krebs", der Häuser am Hofberg, des Kremsmünsterer Stiftshauses und verschie dener Objekte des so einzigartigen Haupt platz-Ensembles. Diese Hinwendung der Linzer Bevölkerung zu einem aus ihrer Geschichte überkomme nen kulturellen Erbe, die Bereitschaft, es an zunehmen, in Ehren zu halten und so zu be handeln, daß es wohlgefällig betrachtet und guten Gewissens an die kommenden Gene rationen weitergegeben werden kann, diese insgesamt erfreulich kulturbewußte Haltung bewahrt Linz vordem Odium, bloße IndustrieDas Linzer Landestheater und die Kammerspiele haben an kultureller Ausstrahlung nichts eingebüßt. Die meisten Aufführungen sind in beiden Häusern gut besucht, lediglich Raummangel und technische Unzulänglichkeiten werden beklagt, so daß der Ruf nach einem Neubau immer deutlicher vernehmbar wird. — Foto: Schattier Rechts: Das Kremsmünsterer Stiftshaus im Herzen der Linzer Altstadt ist erst kürzlich von der Stadtverwaltung mit erheblichem Aufwand total renoviert und einer neuen Zweckwidmung zugeführt worden. Da in diesem Hause Kaiser Friedrich Iii. 1493 verstorben sein soll, ließ die Stadtverwaltung zu seinen Ehren einen Gedenkraum einrichten. — Foto: Schattier 64
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