Der MAERZ in 75 Jahreszeiten Eine traditionsreiche oberösterreichische Künstlervereinigung konzentriert zum Jubiläumsjahr 1988/89 alle ihre Kräfte Peter Kraft Im Jahr 1913, in einer Zeit explosiver politi scher und kultureller Gärung vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918, wurde in Linz die oberösterreichische Künst lervereinigung MAERZ gegründet. Bezeich nenderweise erfolgte fast gleichzeitig in Prag die Gründung einer Künstlergruppe MAJ — die tschechische Entsprechung des deut schen Monatsnamens Mai — und hieß ein Gründungsmitglied des MAERZ in Linz Mat hias May. Dieser Name bezeichnet zu jener Zeit wie heute einen vielversprechenden, lei der jung verstorbenen Künstier, der eine eigene Malschule in Linz gründete und stili stisch-gestalterisch eine erste vor-expressionistische Unruhe in die im Ganzen recht bie dere Linzer Kunstszene brachte. Hier blühte um die Jahrhundertwende und kurz nachher ein üppiger, gepfiegter Spätimpressionis mus, auch der schlichte Realismus be herrschte noch in seiner aus dem niveauvol len Biedermeier abgeleiteten Tradition von Porträt, Stiileben und Landschaftsbild bezie hungsweise städtisch-ländiicher Vedute die Ateliers und Ausstellungen. Der MAERZ — heute eine mehr als 100 Mit glieder umfassende, weit ins Überregionale ausstrahlende Vereinigung, die von Herbst 1988 bis Herbst 1989 mit einer Reihe von Veranstaitungen ihr 75-Jahr-Jubiläum feierte — war ursprünglich eine kleine Gruppe von mit einander befreundeten Idealisten, durch wegs Künstlern von Rang und Namen, denen der gesellschaftliche Umgang miteinander, der theoretisierende Vergleich ihrer Arbeits weisen und künstlerischen Weltbilder ein grundsätzliches Aniiegen war. Professor Peter Baum, Direktor der Neuen Galerle der Stadt Linz, gratuliert Professor Dr. Alfons Ortner zu seiner Jubiläumsausstellung in der MAERZ-Galerie. Im Bild von links nach rechts: Dipl.-Ing. Professor Lothar Hütteneder, ein Neffe von Alfons Ortner; Professor Helmuth Gsöllpointner, Professor Peter Baum, MAERZ-Präsident Ewald Walser, Professor Dr. Alfons Ortner und seine Gattin. — Sämtliche Fotos zu dieser Abhandlung: Felix Nöbauer, Linz Wie einfach und schlicht das ursprüngliche Auftreten des Vereins in der Öffentlichkeit war, darüber unterrichtet ein aufgezeichnetes Tonband-Interview mit einem MAERZ-Altmeister und späteren Ehrenpräsidenten, dem be reits verstorbenen Prof. Egon Hofmann, der ein akademisch ausgebildeter Künstler, dazu ein gescheiter Publizist, ein empfindsamer Poet und zugleich ein weitgehend unabhän giger Industrieller war. Die MAERZ-Leute hat ten in Linz, in der Gegend des heutigen Volksgartens, ein Lokal für Zusammenkünfte, Gespräche und Jahresausstellungen ange mietet, in dem sie selber Putzdienst abstatte ten. Linz war damals so klein, daß eine MAERZ-Ausstellung schon eo ipso Stadtge spräch war. Da die tragende Bürgerschicht im Verein integriert war, bedurfte es keiner zu sätzlichen Werbung in den dafür noch gar nicht vorhandenen Medien. Durch Egon Hofmann erwuchsen dem MAERZ Mitglieder und Gesprächspartner wie Alfred Kubin, der berühmte Zeichner und Illustrator; Vilma Eckl, die eigenwillige Male rin; Richard Biiiinger, der von Hofmannsthal i
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