Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

schlugen einst die Wogen des Teritärmeeres an den Strand. Beim Bau der Merkursiedlung auf dem Hagen hat man in etwa 335 Meter Höhe Brandungsblockwerk gefunden, schreibt Kohl, und verweist darauf, daß das Hauptgestein des Pöstlingbergs und seiner Umgebung Perlgneise sind. Mehr mag uns indes die Bedeutung des Pöstlingberges als Landeswallfahrtsort interessie ren. Es gibt mehrere „Entstehungsgeschich ten", auf die Hans Commenda in seiner bedeutsamen „Linzer Stadtvoikskunde" ver weist. Aile führen in den Beginn des 18. Jahr hunderts zurück und münden bei dem from men Ausgeher der Linzer Kapuziner Franz Obermayr, der im Jahre 1716 von dem Linzer Bildhauer Ignaz Jobst zu Ehren der von ihm hoch verehrten Muttergottes eine Pietä anfer tigen ließ. Am Adventsonntag 1716 habe dann Obermayr dieses Maria- oder Vesperbiidwerk „auf dem Steinfelsen auf dem Gipfel des Pöstlingberges" aufgestellt und zum Schutz vor Wind und Wetter einen Verschlag darum gemacht. Viele Leute kamen zum Gnaden bild und fanden Trost. Als dann die „krumm und lahm liegende" Maierin des Schlosses Hagen von der Gnadenstatue hörte, schlepp te sie sich mühselig auf Krücken zur Waldan dacht hinauf. Als sie heim wollte, habe sie keine Krücken mehr gebraucht und Tage spä ter konnte sie bereits ohne Krücken zur Mut tergottes auf dem Pöstlingberg pilgern. Fort an setzten Wallfahrten zur Muttergottes ein. Dann überfiel eines Tages den Grundherrn Graf Gundomar von Starhemberg eine schwere Krankheit. Er gelobte, nach seiner Genesung eine Wallfahrtskirche auf dem Pöstlingberg zu errichten, und so entstand zwischen 1738 und 1747 die erste Pöstlingberg-Wallfahrtskirche, in die am 15. Juli 1747 das Gnadenbild aus der Holzhütte im Beisein hoher Adeliger übertragen wurde. Es setzte ein wahrer Zustrom von Wallfahrten zur Gnadenmutter auf dem Pöstlingberg ein. Die Waiifahrt wurde zur bedeutendsten in Oberösterreich und zg einer der bekannte sten in der gesamten Monarchie. Pilgerzüge von weither kamen heran. Es kamen außer der Gnadenmutter noch einige heilige Helfer hinzu, so eine Verehrung des hl. Judas Thad däus (Helfer in verzweifelten Fällen), der hl. Odilia (Augenleiden und Kopfweh), der hl. Appolonia (Zahnschmerzen) und des hl. Ivo (Ehevermittier). Heute noch genießt die Pöstlingbergkirche den Ruf einer der beliebtesten Hochzeitskirchen des Landes. So markant diese Linz überragende doppeltürmige Kirche ist, so sehr nahm und nimmt natürlich auch das ganze Land Anteil am Schicksal dieses Gotteshauses. Es war da her ein gewaltiger Schock, als im Mai 1914 die Türme der von den Linzer Architekten Jo hann Haslinger und Johann Matthias Krinner erbauten Kirche abbrannten. Das wurde als böses Vorzeichen angesehen und in der Tat begann 1914 der erste Weltkrieg. Ein zweitesmal wurde wiederum an einem Maitag die Pöstlingbergkirche von Brand ver wüstet. Die starken Witterungseinflüssen ausgesetzte Wallfahrtskirche war ab dem Jahre 1961 großzügig renoviert worden, man hatte bereits für den 15. August (Mariä Him melfahrt) 1963 die große Abschiußfeier der Restaurierung angesetzt, da brach am Frei tag den 31. Mai 1963 unter dem Einfluß eines heranziehenden Gewitters durch unvorsichti ge Arbeiten mit einer Lötlampe ein Groß brand aus. Der Nordturm stürzte in den früj?.-• .1^ '.i -.-i-i«; . ;■ ^-- I s?»' IRR ^1.

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