f'.:- ' . TW Wenn ich früher als kleiner Bub mit meinen El tern per Schiff von einem Ausflug nach Linz zurückkehrte, dann, so erinnere ich mich heute noch, wanderten stets vor Linz die Blicke hinauf zum Pöstlingberg und mancher fragte: „Wem gehört denn die komische Villa da oben?" Als Antwort kam, fast ehrfürchtig: „Das ist die Rosenbauer-Villa." Damals war dieser markante Bau im Grün des Pöstlingberghanges mit seiner glatten Beton- und Glasfront, Flachdach, vorkragend aus dem Berg heraus, etwas Ungewöhnliches, Seltsa mes. Für mich wurde diese Villa zu einem nachhaltigen Erlebnis. Ihr Anblick beeinfluß te meine Einstellung zur modernen Kunst, machte mich toleranter, vorsichtiger im Urteil. Denn dieser dazumals „komische" Bau des berühmten Architekten Lois Welzenbacher, etwa 1930 entstanden und später in die mo derne Architekturgeschichte eingegangen, diese Villa fällt heute kaum mehr jemandem auf. Indes sind viele Villen bereits so gebaut. Sei also künftig vorsichtiger, wenn du über einen neuen, in der Gegenwart ungewöhnli chen Bau oder ein Kunstwerk urteilst, merkte ich mir. Dank der Rosenbauer-Villal Nun, heute fächert sich eine ganze Galerie eleganter, moderner und teils auch prächti ger Villen rund um den Pöstlingberg auf. Sie schauen versteckt hinter dem hier immer noch aufragenden Grün der Bäume hervor oder sie stoßen wie ein Schiffsbug vor, als wollten sie das Häusermeer unter sich durch pflügen, und es mag sich mancher Hausherr Blick auf den Pöstlingberg von Süden, Tuschpinselzeichnung, um 1840, OÖ. Landesmuseum, Ortsansichtensammlung Linz I 68/5. — Repro: Franz Gangl, Linz solch einer ideal gelegenen Villa als „Kapi tän" vorkommen, der Auslug hält nach der Stadt, die eindrucksvoll vor ihm ausgebreitet liegt und abends im Lichtermeer funkelt. Wenn wir schon beim Pöstlingberg als erlese ner Linzer Wohnlandschaft sind, dann mag der Kuriosität halber darauf verwiesen wer den, daß zwei der noch halbwegs erhaltenen Befestigungstürme vom alten Linz heute Lin zer Familien als ungewöhnliche, doch mit allem Komfort ausgestattete und exquisite „Villen" dienen, und daß sich einst Adolf Hit ler, der ja in Linz die Mittelschule besuchte, etwa das Gebiet der heutigen Windflach mit ihrem Bergrücken oberhalb der Donau als Platz für seinen geplanten Alterssitz ausge dacht hatte, eine Art „Obersalzberg in Linz". So sehr Linz sein Stadtgesicht vom Bauern ort zur größten Industriezone Österreichs ver ändert haben mag, es blieb doch, gottlob, eine „Stadt der fünf Hügel", die sich wie mächtige Wächter rund um die Stadt schüt zend scharen: Pfenningberg, Kürnberg, Freinberg, Bauernberg und eben d e r Pöst lingberg. Seit altersher eigentlich der mar kanteste Punkt über Linz, 539 Meter hoch. gekrönt von der Pöstlingbergkirche, der Wall fahrtskirche. Beliebte Trauungskirche und „Landesheiiigtum" von Oberösterreich! Die herrliche Aussicht, die man vom Pöstling berg oder dem Pfenningberg aus weithin über die Landeshauptstadt und das Land ge nießt, sie rühmte schon im Jahre 1807 Josef Freiherr von Eichendorff, der bei einem Be such in Linz schrieb: „Endlich erreichten wir den letzten und höchsten Berg vor Linz und erschraken ordentlich vor der plötzlichen himmlischen Aussicht und der zauberischen Lage dieser schönen Stadt: weites, blühen des Tal, von den Seiten begrenzt durch schö ne Waldberge voll glänzender Schlösser und Kirchen und in dessen Hintergrund sich das himmlische Steiermark erhebt. Das Ganze hat schon einen eigenen, südlich italieni schen Anstrich . . ." Man kann es auch anders sehen, etwa als Geologe. Dieser stellt zunächst nüchtern fest, daß nicht der Pöstlingberg, sondern der Pfen ningberg mit seinen 616 Metern der höchste Berg rund um Linz ist. Der Geologe sieht un ter den so erfrischenden Waldrücken um Linz die Jahrtausende, ja Jahrmillionen verbor gen, die diese Szenerie einst schufen. So be schreibt der Linzer Geologe Dr. Hermann Kohl in Constantinis Pöstlingberg-Buch den Pöstlingberg als eine „Randkuppe des Süd randes des Böhmischen Massivs", die ein Rest alteiszeitlicher Schotterterrassen dar stellt. Wo heute Riesenhof, Schableder und Hagen am Fuß des Pöstlingberges liegen.
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