Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

mit denen schon im 13. und 14. Jahrhundert oftmals hier verhandelt worden ist. Nunmehr hatte Maximilian nach Erbstreitigkeiten inner halb der Familie eingegriffen und sich dafür schon früh ein „Interesse" zusichern lassen, das heißt die Aussicht auf Gebietsentschädi gungen für die habsburgischen Lande. Die ses „Interesse" war allerdings außergewöhn lich groß und übertraf bei weitem die Vorstellungen der erbberechtigten Münchner Wittelsbacher, die sich allerdings dadurch die Unterstützung des Königs gesichert hatten. In den militärischen Auseinandersetzungen mit den ebenfalls Anspruch erhebenden Pfäl zer Wittelsbachern blieben die Truppen Maxi milians Sieger und die Pfälzer Partei mußte sich schließlich geschlagen geben und den Entscheidungen des Königs unterwerfen. Am 30. Juli 1505 erließ Maximilian in Köln einen Schiedsspruch, der dem bayerischen Erbfol gestreit ein Ende setzen sollte, wobei auch die Pfälzer Wittelsbacher nicht ganz leer aus gingen, die Hauptmasse des Landshuter Er bes allerdings den Münchner Wittelsbachern zufiel. Gemischte Kommissionen sollten die strittigen Fragen und Details bis Georgi (24. April) des folgenden Jahres klären. Eine sol che Kommissionssitzung fand bereits im Ok tober-November 1505 in Freising statt, es zeigte sich jedoch, daß die beiden Parteien hartnäckig um ihre Rechte stritten und auch Maximilian, der Schiedsrichter, um seinen Anteil besorgt sein mußte. Die Verhandlun gen wurden dann zunächst in Osterhofen und Passau (November 1505), schließlich in Linz fortgesetzt. Der König, der sich inzwi schen nach den Niederlanden begeben hat te, kam in Eilmärschen über das Rheinland, Würzburg, Regensburg und Passau eben falls dorthin. Er hatte hier auch noch andere Aufgaben zu erledigen, denn in Ungarn ent wickelte sich die Lage nicht in seinem Sinne, da die Magnaten die habsburgisch-jagellonischen Heiratsprojekte und damit die mögli che Erbfolge torpedierten. Der ungarische König Wladislaw hatte deshalb ebenfalls eine Gesandtschaft nach Linz abgeordnet, die in geheimen Verhandlungen die künftige famili äre und politische Verbindung zwischen Jagellonen und Habsburgern festlegen wollte, was dann auch tatsächlich im März 1506 in Wiener Neustadt zu einem Abschluß ge bracht werden konnte. In Linz ging es in der bayerischen Causa aber um eine endgültige Verankerung von Maximi lians Anteil. Am 13. Dezember erhielten die bayerischen Räte Sigmund von Rohrbach, Hans von Pfeffenhausen, Georg Eisenreich und Kaspar Winzer vom Herzog ihre Voll machten. Von diesen Räten sind besonders die beiden letzteren bekannt. Eisenreich (t 1520) als Jurist, Dechant zu St. Peter in Mün chen und Propst zu St. Petersburg, der zu den „Gelehrten Räten" der Münchner Wittels bacher zählte, und Winzer(er) (t 1542), der von Maximilian persönlich zum Ritter ge schlagen wurde, später Feldhauptmann und etwas zwielichtiger Unterhändler zwischen den bayerischen Herzogen und Johann Zapolya, dem Gegenspieler und Gegenkönig der Habsburger in Ungarn. Die Urkunde der Unterhändler trägt das Da tum des 16. Jänner 1506 und ist in Linz aus gestellt. Darin wird die Abtretung der dem rö mischen König (Maximilian) zugesprochenen Gebiete festgelegt. Es handelte sich dabei unter anderem um die Gerichte Kufstein, Kitz bühel und Rattenberg in Tirol und das Mondsee- und Wolfgangland im Lande ob der Enns. Obwohl man in München über die sen Gebietsverlust nicht erfreut war, wurde das Verhandlungsergebnis doch schon am 8. Februar desselben Jahres von den Herzo gen Albrecht und Wolfgang bestätigt. Auch der 1534 abgeschlossene, in der Litera tur allgemein als „Linzer Vertrag" bekannt ge wordene, Pakt ist ein bilaterales Abkommen mit Bayern. Die Verbitterung über die Höhe von Maximilians „Interesse" und besonders die Niederlage im Ringen um die böhmische Königskrone, die 1526 dem Habsburger Fer dinand zufiel, hatte die bayerischen Herzoge immer mehr ins Lager der politischen Gegner der Habsburger geführt. Dazu kamen noch weitere Gegensätze in wirtschaftlichen Fra gen und verschiedene territoriale Forderun gen. Aber Bayern befand sich bald in einer schwierigen politischen Lage, denn die Für stenopposition gegen Habsburg, der man sich angeschlossen hatte und die auch Ver bindungen zu Frankreich knüpfte, bestand in erster Linie aus Mitgliedern, die die Sache des Protestantismus unterstützten, während die bayerischen Herzoge nie einen Zweifel hatten erkennen lassen, daß sie sich weiter hin der römischen Kirche zugehörig fühlten. So drohte die Gefahr der Isolation zwischen den Fronten. Daneben bestand auch von Sei ten der Habsburger, vor allem von Kaiser Karl V, der Wunsch, mit Bayern zu einem Aus gleich zu kommen. Die Verhandlungen be gannen am 11. August und gestalteten sich sehr schwierig. Auf bayerischer Seite wirkten mit dem Kanzler Dr. Leonhard von Eck (1480 bis 1550), dem bedeutendsten Staatsmann Bayerns in dieser Epoche, und Dr. Johann Weißenfelder (t 1548), ebenfalls einem er probten Mann, zwei ausgesprochene Spit zenleute. Ihre Partner auf Seiten Erzherzog Ferdinands von Österreich waren Josef von Lemberg (t 1554), Kriegsmann und bewähr ter Gesandter Ferdinands, dann Obersthof meister seiner Gemahlin, Niklas Graf Salm (t 1550), ein Sohn des berühmten Verteidi32

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