Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Linzer Stadtansicht aus dem 17. Jahrhundert Caspar Merlan oder Klemens Beuttier, Donauprospekt von Linz 1654/1668, Linz In alten Ansichten Tat. 12. — Repro; Franz MIchalek, Linz ■ '-..■-jv--.. ■l- % &rauci;_ajs Utt ßü f|7 i2D |8 s« »a irn mafl 1®-^ 3Si it. nach dem Prager Fenstersturz von 1618, als die Stände in Böhmen, aber auch in Ober österreich, die Macht übernahmen. Damals wurden hektische Verhandlungen geführt, Gesandtschaften abgefertigt und Bündnisse untereinander abgeschlossen, gewisser maßen eine aktive ständische Außenpolitik betrieben. So weilte vom 18. bis 27. Juni 1619 der junge Feldherr Hanns Ludwig von Kuefstein, der spätere Landeshauptmann von Oberösterreich, als Gesandter der nieder österreichischen Stände in Linz, um über Hilfstruppen und Geldzahlungen zu ver handeln. Er hat alle Episoden seines Linzer Aufenthaltes genau in seinem Tagebuch ver merkt, die Überreichung des Beglaubigungs schreibens in der Ritterstube des Landhau ses, die Zusammenkunft mit Georg Erasmus von TschernembI, dem Haupt der protestanti schen Ständebewegung, der Ihn in seinem Quartier aufsuchte, und die Gastereien, die sich an diese offiziellen Empfänge anschlös sen. Erfolge im Sinne seiner Auftraggeber hatte er nicht, denn er mußte sich bittere Vor würfe über die unentschlossene Haltung der niederösterreichischen Stände gefallen las sen. Im damals gerade neu adaptierten Frei haus des Erasmus von Starhemberg auf dem Hofberg kam es anläßlich eines Diners auch zu politischen Diskussionen und Auseinan dersetzungen, die Kuefstein sogar die Duell forderung eines Anhängers der radikalen Partei der niederösterreichischen Stände ein trug, mit dem er sich allerdings bald wieder versöhnte. Während die ständischen Gesandten zum Sitz der oberösterreichischen Stände, dem damals als Repräsentationsbau im Renais sancestil erglänzenden Landhaus, pilgerten, fanden Verhandlungen des Landesfürsten mit Abgesandten fremder Länder im kaiserli chen Schloß statt, das ja unter der Regierung Kaiser Friedrichs III. und dann wieder zur Zeit Kaiser Rudolfs II. den gesteigerten Bedürfnis sen der Zeit angepaßt wurde. Linz war also für den Empfang fürstlicher Per sönlichkeiten und deren Begleitung gerüstet, auch wenn die Stadt, die ja schon seit 1490 als Hauptstadt des Landes bezeichnet wird und kurze Zeit auch Sitz der Regierung des östlichen Teiles der österreichischen Erblän der war, noch keine sehr großen Ausmaße hatte. Um 1500 schätzt man die Bevölkerung auf etwa 2500 Menschen, die bis 1600 auf etwa 3000 angewachsen sein dürften. Auch die Häuserzahl (1576: 252) stand damals noch weit hinter den größeren Städten Steyr und Wels zurück. Aber die Zeitgenossen wußten die Vorteile der Stadt an der Donau durchaus zu schätzen, wobei an den eingangs zitierten Venezianer erinnert sei. Der aus Eger gebür tige Schlesier Kaspar Bruschius verfaßte um die Mitte des 16. Jahrhunderts ein Lobgedicht auf Linz, worin er neben der Lage an der Do nau und dem Schloß noch andere Sehens würdigkeiten anführt, wie etwa den Stadt platz, das Rathaus und die Pfarrkirche. Wenn man sich die Frage stellt, wann jeweils gerade Linz zum Schauplatz zwischenstaatli cher Verhandlungen wurde, so ergeben sich vor allem zwei Komponenten; einmal ist es of fensichtlich als idealer Punkt angesehen wor den, um mit dem benachbarten Bayern zu ei nem Ausgleich zu kommen und das zweite ist die Anwesenheit des Landesfürsten, wenn rasche Entscheidungen erzielt werden mußten. Das erste näher zu erläuternde Beispiel fällt in das Jahr 1506 und ist ein territorialer Aus gleich mit den bayerischen Wittelsbachern,

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