Peter Kubovsky zeichnet Alt-Linz Wolfgang Hilger Zur Einstimmung für diesen Beitrag bestieg ich bei prächtigem Sommerwetter gemein sam mit Peter Kubovsky den Turm des Linzer Landhauses. Von dessen die Türmerstube umlaufender Galerie erläuterte mir ein mit der Stadt wohlvertrauter Künstler jene ihm lieb gewordenen Motive, die ich selbst vor bald 30 Jahren das letzte Mal von diesem Blickpunkt aus wahrnehmen durfte. Zu unse ren Füßen lag eine prächtige, aus mittelalter lichem Kern gewachsene Stadt, deren Kir chen, Häuser und Türme im Altstadtbereich bis heute vom Geist des Barocks geprägt sind. Wenn jedoch der Blick über diesen al ten Kern hinausschweift, erkennt man den brutalen Zugriff unseres Jahrhunderts auf Umfeld, Vororte und bis vor kurzem unverbautes Land. Vieles, was mir während meiner hierorts verlebten Kindheit vertraut war, habe ich nicht mehr gefunden. Klotziger, grob schlächtiger Beton hat die Idylle ersetzt. Ge wiß, dies alles mag von Wirtschaft, expandie renden Wohnbedürfnissen und sonstigen Notwendigkeiten der Zivilisation bewirkt wor den sein, dennoch, man ist mit Linz wahrlich nicht zimperlich umgegangen. Knappe drei Jahrzehnte haben viel verändert. Geschah es stets zum Vorteil? Oftmals, im Abstand mehrerer Jahre, hat sich Peter Kubovsky vom Landhausturm aus mit dem vor ihm liegenden Linz auseinanderge setzt und dabei auch die Wandlungen der Stadt registriert. Was auch immer entstand, niemals gerieten seine Zeichnungen zu rei nen Veduten. Der splittrige Strich der Feder, an einzelnen Stellen sich zu dunklem Netz werk verdichtend, setzt in jedem dieser Blät ter neue und unterschiedliche Akzente, ab hängig davon, an welchem Detail das Auge des Künstlers und damit seine Neugierde sich verfängt. So, wie Kubovsky immer wieder von ein und demselben Punkt aus im Vertrauten Neues zu entdecken sucht, wurde ihm gerade das historische Linz zu einer Fundgrube, um an den Strukturen dieser Stadt jene Fähigkeit zu schulen, Charakter, Eigenart und historische Identität eines Ortes in einem graphischen Biatt unverwechselbar und dennoch in sub jektiver Interpretation festzuhalten. Darüber hinaus war er stets bemüht, mit sin nigem Auge jene Details zu entdecken, die dem Genius loci, dem Mythos eines Ortes verbunden sind. Ein Architekturdetail, eine Bauplastik, die Silhouette eines Hauses kann in richtiger, meist abbreviierter künstlerischer Interpretation mehr an Empfindungen vermit teln als eine gelehrte, der historischen Tat sächlichkeit gerecht werdende Be schreibung. Bei aller sonstigen Vielfalt seines OEuvres ist Peter Kubovskys Kunst von Linz schwer trennbar. Seiner Herkunft nach stammt er aus Südmähren, wo er 1930 in Lundenburg geboren wurde. 1945 kam er mit seinen An gehörigen als Flüchtling nach Mondsee, mit ß'/i w/J/
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