einen Neues zu sehen, für die anderen aber Gelegenheit zum Zugreifen und ein paar Kreuzer zu verdienen. Das Hauptgeschäft beim Güterumschlag bleibt freilich den straff organisierten Faßziehern, deren zunftähnli che „Gompanie" selbst die schwierigsten Transporte meistert. Das Gedränge der Flöße und Schiffe ist zeitweise so groß, daß 1825 eine Schiffsladeordnung das möglichst ra sche Be- und Entladen vorschreibt; sogar Wasserrettungsboote gibt es, und 1828 wird die „Donau-Strom-Polizei-Vorschrift" zur Ver kehrsregelung auf dieser Hauptschlagader des Handels in Kraft gesetzt. Dennoch kommt es noch oft genug zu Zwischenfällen, bei denen hin und wieder sogar Brückenjo che gerammt und umfangreiche Reparaturen notwendig werden. Aber darin hatten die Lin zer ja genug Übung, denn mehrmals in je dem Jahrzehnt rissen Eis oder Hochwasser ganze Abschnitte der hölzernen, auf 13 Jo chen liegenden Brücke weg, die möglichst schnell ersetzt werden mußten. Zurück zu den Märkten, von denen noch einer erwähnt werden soll, an den heute nie mand mehr denkt. Auf dem Pfarrplatz haben jene Wagen ihren Standplatz, die Getreide, Hülsenfrüchte, Heu und Stroh in die Stadt brachten. Hier ist gewissermaßen die Großtankstelie für das einzige Transportmittel au ßer den eigenen zwei Füßen: hier wird der tägliche Bedarf für die Pferdehaltung ge deckt. Um 1820 sind im Stadtgebiet (ein schließlich Vorstädte) fast 700 Pferde einge stellt, die als Reit- und Zugtiere unentbehrlich sind. (Übrigens wurden im selben Gebiet auch noch 1400 Kühe und fast ebensovieie Schafe gehalten — Selbstversorgung war eben noch lange nicht verschwunden!) Hartenstein, Das Urfahrer Platzl, Aquarell, 1820, Linz In alten Ansichten Tafel 48 (Im Bild zu beachten Häuserfront, Tore, Mode). — Repro: Franz MIchalek Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß neben diesen tägiichen Märkten jeweils Dienstag und Samstag Wochenmärkte und zweimal jährlich vierzehntägige Jahrmärkte abgehaiten werden. Diese Jahrmärkte haben nichts mit dem heutigen „Urfahrmarkt" zu tun; wir würden sie heute eher als Messen bezeichnen; in- und ausländische Händler strömen nach Linz, seltene und luxuriöse Waren werden angeboten und all die „Gewöl be" geöffnet, in denen auswärtige Erzeuger ihre Waren deponierten, um sie bei diesen Messen en gros und en detail an den Mann zu bringen. Bei diesen Jahrmärkten werden Schuiden beglichen, Geld geliehen und Ver pfändungen getätigt, Verträge geschlossen und alle jene Geschäfte durchgeführt, für die es während des Jahres keine Zeit oder keine Gelegenheit gab. — Es würde unseren Rah men bei weitem sprengen, auf die „Linzermärkte" weiter einzugehen; mit dem Hinweis auf existierende Literatur kehren wir zum Lin zer Aiitag des Biedermeier zurück. Vielleicht wäre es jetzt angebracht, über die Linzer Errungenschaft des 19. Jahrhunderts IIj!
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