Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Errichtung einer Schule, wenige Tage später begann der Kirchenbau. Die erste Messe wurde am 21. Oktober 1680 gelesen. Dabei handelte es sich eher um eine öffentlich zu gängliche Kapelle, nicht um den nach ande ren Planungen erst 1736 begonnenen monu mentalen Neubau. Die Minoriten hatten 1674 in Linz wiederum ein Haus in der Klosterstraße erworben, we nig später das Nachbargebäude und erhiel ten 1679 ihre ehemalige Klosterkirche zurück. Die Kapuziner erreichten in diesen Jahren den Höhepunkt ihres Ansehens am Kaiser hof. P. Markus von Aviano war der enge Rat geber Leopolds I., weilte in Linz während der erzwungenen Aufenthalte des Hofes, predig te auch hier bei großem Zulauf. Ein Kapuziner (R Emerich Sinelli) gelangte auf den Wiener Bischofstuhl und zählte zu den wichtigsten Beratern des Kaisers. In Linz erteilte Kaiser Leopold I. den Kapuzinern am 18. Dezember 1680 die Bewilligung, in Urfahr ein Hospiz zu errichten. Zu Weihnachten desselben Jahres genehmigte der auf Schloß Ebelsberg wei lende Passauer Bischof diese Neugründung. 1681 errichtete Baumeister Georg Pruckmayr das Hospiz mit Kapelle und Glocke. Die Um wandlung in ein Kloster wurde zwar 1683 ab geschlagen, 1687 aber doch genehmigt. Der Klosterbau konnte 1690 errichtet werden, der Kirchenbau 1692 bis 1694. Am Palmsonntag verließen die Kapuziner das Hospiz und zo gen in das neue Kloster ein. Es diente nach der Aufhebung 1784 noch als Pfarrhof und Schule, blieb aber bis vor wenigen Jahrzehn ten erhalten, um dann einem häßlichen Park platz zu weichen. 1683 führte die Flucht des Kaisers über Linz bis nach Passau, erst nach der Wiederein nahme der Residenzstadt beglückwünschte Leopold 1. die Verteidiger und die Entsetzer in Wien, kehrte aber im September sogleich wieder nach Linz zurück, um der Typhusge fahr auszuweichen. Jetzt war eher Gelegen heit für Feste und Feiern. Hatte man schon 1677 im Landhaus eine Oper von Antonio Draghi mit Dekorationen von Burnacini auf geführt, waren es 1680 sowohl eine Serenata von Draghi, als auch eine Einführung zu ei nem deutschen Tanz sowie weitere Ballette von Schmelzer, so war es zu Dreikönig 1684 die Oper „GI'Elogii" von Draghi, in der auch Arien des komponierenden Kaisers zu hören waren. Im Fasching 1684 wurde eine Akade mie des Erzherzogs Joseph abgehalten, am 9. Juni nochmals eine Oper von Draghi über Tullio Hostilio. Immer wieder wohnte der Hof den Aufführungen des Jesuitentheaters im zweiten Stockwerk des Collegiums bei, dane ben standen Jagdausflüge in die Umgebung, ja bis ins Salzkammergut auf dem Pro gramm. Es sei aber darauf hingewiesen, daß während der Aufenthalte in Linz auch die Po litik zu ihrem Recht kam, schließlich wurde die heilige Allianz zwischen dem Papst, Ve nedig, dem polnischen König und dem Kaiser in Linz abgeschlossen, wovon noch eine to pographisch interessante Darstellung im Museo Correr in Venedig Zeugnis ablegt. Die Witwe Kaiser Leopolds I., Eleonore Mag dalena, die selbst ins Kloster eintreten wollte, war maßgeblich an der Gründung des Karmelitinnenklosters in Linz beteiligt. Sie hatte für diese Niederlassung ein Kapital gestiftet, 1710 konnte ein Haus des Stiftes Engelszell erworben werden und die ersten Klosterfrau en zogen ein. Als es am 12. Juli 1713 zur Grundsteinlegung kam, war es bereits Kaise rin Elisabeth Christine, die Gemahlin Karls VI., die diese Handlung vornahm, wobei der Baumeister Johann Michael Prunner die Handreichungen machte. 1716 wurde das Kloster geweiht und in der noch unausgebauten Kirche vom Abt von Lambach die erste Messe gelesen. Über den hochbegabten, lebenslustigen, ja vergnügungssüchtigen Joseph I (Kaiser 1705, gestorben 1711), dem man aber Energie, Selbstbewußtsein und Ehrgeiz zugute hält, sind wir in der Reihe der barocken Herrscher schon zu Kaiser Karl VI. gelangt. Dieser letzte Habsburger auf dem Kaiserthron war zwar nicht so in deutschem Sinne erzogen wie sein älterer Bruder, er blieb immer dem Spa nischen verhaftet, schrieb aber alles Private in einer seltsam urwüchsigen deutschen Form nieder. Sein Tagebuch hält auch die Jagderfolge fest — das Kalenderjahr war für ihn in Jagdsaisonen eingeteilt, er ließ sich in Jagdkleidung porträtieren und seine Gewehre wegen star ker Kurzsichtigkeit mit Monokeln bestücken. Für den Jagdaufenthalt in Oberösterreich ließ Graf Saint Julien Wallsee das Schloß Neu wartenburg erbauen, für das Bartolomeo Altomonte 1731 das Deckenfresko entwarf (sie he „Oberösterreich-Heft 3/86). Aber nun zum eigentlichen Anlaß des Aufenthaltes im Land ob der Enns: Kaiser Karl VI. traf zur Erb huldigung erst am 23. August 1732 in Linz ein und blieb hier bis zum 5. Oktober. Den Ge burtstag der Kaiserin feierte man am 28. Au gust mit einer Serenade, die wahrscheinlich der kaiserliche Theatralingenieur Giuseppe Galli-Bibiena ausgestattet hat. Die Musik zu der Oper stammte von Antonio Caldara, der Text von Pietro Metastasio. Zur Aufführung war die kaiserliche Theatermusikkapelle, in sgesamt 86 Personen, aus Wien berufen wor den. Übrigens nahm auch Prinz Eugen an dieser Festlichkeit teil. Während dieses Auf enthaltes legte die Kaiserin am 30. Septem ber 1732 den Grundstein zur neuen Ürsulinenkirche. Als Förderer der Kultur in Linz hatte sich Kaiser Karl VI. schon 1719 erwie sen, als er die Bibliothek des Grafen von Seeau dem nordischen Stift der Jesuiten über ließ. Diese Einrichtung zur Erziehung junger Leute aus gemischten (katholisch-protestan tischen) Ehen in einem eigens dafür ange kauften und mit einer Bethlehemkirche ver schönerten Gebäude gehörte zu den vornehmsten Konvikten, die Zöglinge be suchten das damals in hohem Rang stehen de Gymnasium. Besonders bedeutungsvoll war jedoch, daß Karl VI. 1722 die vom Linzer Bürger Sint noch im vorigen Jahrhundert ge gründete Wollzeugfabrik durch die orientali sche Handelskompagnie erwerben und im gleichen Jahr durch Johann Michael Prunner neu erbauen ließ. Der mächtige Komplex, in der Anlage einem monumentalen Vierkanter gleichend, bot nicht nur vielen Tausenden Beschäftigung, er war eine Sehenswürdig keit ersten Ranges und wurde in zahlreichen Reisebeschreibungen geschildert. Nach ei nem langen schweren Kampf um seine Erhal tung wurde er 1969 gesprengt — ein Verlust, den Linz noch lange nicht verwinden wird, der aber vielleicht die Ideen von Denkmal schutz und Altstadterhaltung verwirklichen half. Theateringenieure waren damals sowohl in der Kunst als auch im Entwerfen von Denk mälern besonders beliebt. So entwarf Anto nio Beduzzi die mächtige Dreifaltigkeitssäu le, Denkmal für den Schutz der Stadt Linz im spanischen Erbfolgekrieg 1704 und Dank da für, daß die Pest 1713 nicht neben Urfahr auch Linz ergriffen hatte. Jahrzehnte später hat An dreas Altomonte, in gleicher Funktion tätig, nach dem Brand des Zisterzienserklosters Wilhering den prächtig inszenierten Plan für die Ausgestaltung von Chor und Hochaltar in der neuen Stiftskirche entworfen, heute noch viel bewundertes Zeugnis für eine malerische spätbarocke Architektur und Dekoration. Nach dem Tode Karls VI., des mächtigen För derers der wirtschaftlichen Entwicklung in Linz, rückte ein bayerisch-französisches Heer in Österreich ein, die Stadt wurde be setzt, Kurfürst Karl Albert ließ sich am 2. Okto ber 1741 von den Ständen des Landes ob der Enns huldigen. Daß man so rasch dem baye rischen Widersacher zu Füßen gefallen war, hat Maria Theresia dem Land ob der Enns nicht verziehen. Feldmarschall Ludwig An dreas von Khevenhüller konnte zwar nach ei ner Kanonade und einem Sturm, an dem auch die Trenckschen Panduren beteiligt wa ren, Linz zurückerobern, am 19. Juni 1743 hielt Maria Theresia ihren Einzug zur Erbhul digung in Linz. Vielleicht war auch das schlechte Gewissen daran schuld, daß man drei Triumphbögen errichtete, einer mit den Statuen von Fortuna (Glück) und Victoria 12

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2