Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 4, 1989

Eine bisher unbekannte Ansicht der Linzer Wollzeugfabrik von Johann Matthias Krinner (gest. 1784): „Brospect der Kaiserl. Königl. pryvilegierten Fabrica zue Lintz in ober Österreich wie solche von occidens gegen Orient anzusehen". — Repro: Franz Michalek «Li-ini ofn dfCinjic^ Mc ^ " ■ DO-NJAU otiittr Unten: Modell des Spindlerschen Freihauses, Linz Stadtmuseum Nordico. — Foto: Franz Michalek r r i m, Q Wenn man sich dieses Zeitbild vergegenwär tigt, so scheinen die abenteuerlichen Pläne Frankreichs 1682, mit den Türken die Auftei lung der habsburgischen Länder zu verein baren (Böhmen, Mähren und Schlesien für den Dauphin, alles übrige den Türken), nicht so ganz aus der Luft gegriffen. Mit den Über fällen auf Freiburg (1677) und Straßburg (1681) hatte Ludwig XIV. gezeigt, wie ernst die Lage war. Im Lande selbst erließ man wohl Vorschriften gegen „unbillige Beschwerung" der Unterta nen durch adelige Großgrundbesitzer — ob diese aber auch befolgt wurden? Stärker be mühte man sich um Förderung der Wirt schaft, etwa durch das Wiener Kommerzkol legium 1666. In diese Richtung geht das kaiserliche Privilig für die vom Linzer Bürger Christoph Sindt gegründete Wollenzeug- und „Cadis"-Fabrik 1672. Man kann ganz allge mein sagen, daß Leopold I. Linz zur Barock stadt gemacht hat. Damit soll nun nicht be hauptet werden, daß die Bautätigkeit des Hofes in Linz so bedeutend war, aber der er starkte Katholizismus mit seinem Prunkbe dürfnis und seiner Prachtliebe hat dazu ebenso beigetragen wie der Gang der histori schen Ereignisse, der zwangsweise Aufent halt des Kaiserhofes wegen Pest und Türken krieg in der Donaustadt und die damit verbundene Hebung des Wohlstandes, die Förderung von Kultur und Kunst. Für die Neugestaltung des Hauptplatzes blieb die Bürgerschaft allein verantwortlich. Nur an zwei Steilen gelang es Adeligen, die als Landeshauptleute über den nötigen Ein fluß verfügten, ihre Palais unmittelbar auf 'dem Hauptplatz zu errichten: das Freihaus der Grafen Weißenwolff steht heute noch, als Kaufhaus und nunmehr als Bank vielfach ver ändert, an hervorragender Stelle, das Spindlersche Freihaus, das an der Donauseite, ist nach manchen Umbauten der Brückenkopf neugestaltung zum Opfer gefallen. Beim Lin zer Rathaus hatte die Stadt 1650 das Nach barhaus am Hauptplatz, Stammhaus des alten Bürgergeschlechts Mitterhofer, erwor ben und unmittelbar darauf die beiden Häu ser mit einem neuen Portal vereinigt. 1673 wurden Kostenvoranschläge zur Ausgestal tung des großen Saales und noch andere Planungen für das Rathaus vorgelegt, ver mutlich hat man kurz darauf das oberste Stockwerk errichtet und 1675 die reichgeglie derte Schauseite geschaffen, deren Entwurf Carlo Antonio Carlone zugeschrieben wird. Den Freskenschmuck im Saal schuf angeb lich Carlo Carlone. Die frühbarocke Gliede rung mit kolossalen Pilastern neben dem 1668 umgestalteten Turmhelm (damals mit Zwiebel als Abschluß) zeigte ursprünglich auch im Erdgeschoß die gesprengten Giebel

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