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Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Linz — 500 Jahre Landeshauptstadt Professor Herbert Erich Baumert Das Stadtwappen von Linz — Repräsentatives Signum der autonomen Landeshauptstadt 2 Dr. Georg Wacha Die Habsburger und das barocke Linz — Von Leopold I. über Karl VI. zu Maria Theresia 7 Dr. Gerhart Marckhgott Linz im Biedermeier Dr. Wolfgang Hilger Peter Kubovsky zeichnet Alt-Linz 15 23 Dr. Georg Heilingsetzer Friedensschlüsse, Kriegsbündnisse und Staatsverträge — Linz als Schauplatz politi scher Verhandlungen in der frühen Neuzeit 31 Dr. Harry Slapnicka Der Weg zur Hochschulstadt Linz 37 Professor Wolfgang Sperner Der Pöstlingberg — Wahrzeichen von Linz 45 Dr. Peter Kraft Der MAERZ in 75 Jahreszeiten ... 53 Dr. Walter Knoglinger Eine Stadt, in der sich leben läßt... 59 Peter Möseneder Giselbert Hoke und sein Gesamtkonzept für die Kapelle der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz 69 Autoren Heft 4/1989 Herbert Erich Baumert, Linz Professor, Wissenschaftlicher Konsulent der oö. Landesregierung, Mitglied der Academie internationale d'heraldique Dr. Walter Knoglinger, Linz Amt für Presse und Information beim Magistrat Linz Dr. Peter Kraft, Linz Obermagistratsrat, Amt für Presse und Publizistik beim Magistrat Linz, Kommunalpublizistik Dr. Georg Heilingsetzer, Linz Oberarchivrat, Oberösterreichisches Landesarchiv Dr. Wolfgang Hilger, Wien Kunsthistoriker, Magistrat Wien, Magistratsabteilung 7 Kultur Helga Litschel, Linz Professor, Wissenschaftlicher Konsulent der oö. Landesregierung Dr. Gerhart Marckhgott, Linz Archivrat, Oberösterreichisches Landesarchiv Peter Möseneder, Enns und Linz Ku Itu rjou rnal ist, Ku Itu rredaktion „Oberösterreichische Nachrichten" Dr. Josef Ratzenböck, Linz Landeshauptmann von Oberösterreich Dr. Harry Slapnicka, Linz Historiker (Zeitgeschichte) Wolfgang Sperner, Linz Professor, Chefredakteurstellvertreter „Neues Volksblatt" Dr. Georg Wacha, Linz Direktor des Museums der Stadt Linz Nordico, Senatsrat Umschlagmotiv: Wappen der Stadt Linz. Gestickte Rollwerk kartusche auf rotem Atlas. Antependium zum Pfingstornat der Stadtpfarrkirche Linz, gestiftet von der Bürgerschaft, datiert 1638 Foto: Franz Gangl, Linz Gestaltung: Herbert Friedl Kulturzeitschrift Oberösterreich 39. Jahrgang, Heft 4/1989 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: LANDESVERLAG Gesellschaft m.b.H. A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. Telefon 0 73 2/27 81 21 ISSN 0253-7435 Bankverbindung: Raiffeisenzentrale Linz 7-01.032.697 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3 Jahresabonnement (4 Hefte): S 396.—; Einzelverkaufspreis: S 110.— (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Grußwort zum Stadtjubiläum von Linz 75 Professor Helga Litschel Das Linzer Landhaus — Symbol der oberösterreichischen Landesgeschichte 77 Bücherecke 85 Abbildung Seite 1: Johann Matthias Krinner: Entwurf zu einer Triumphpforte für Maria Theresia, 1743, Tempera, 715 x 507 mm. Linzer Stadtmuseum Nordico, Inv.-Nr. 1987. - Repro: Franz Michalek, Linz
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Das Stadtwappen von Linz — Repräsentatives Signum der autonomen Landeshauptstadt Herbert Erich Baumert Die Entstehung des kommunalen Siegels und daraus später resultierend des Stadt wappens ist in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der im 13. Jahrhundert ein setzenden bürgerlichen Selbstverwaltung zu sehen. Diente das Siegel vorerst vor allem der Beglaubigung von Schriftstücken rechtli chen Inhalts, so wurde es im Laufe der Zeit durch seine signifikante Aussagekraft zum ei genständigen, individuellen Kennzeichen seines Inhabers, den es quasi ad personam vertrat beziehungsweise identifizierte. Das „vorheraidische" Siegelbild wurde wie bei vie len europäischen Städten schließlich auch in Linz in das sich bildende Stadtwappen über tragen und damit zum alle politischen Zeit läufte überdauernden Symbol: Das von der mittelalterlichen Stadt als Charakteristikum ihrer Wehrhaftigkeit und äußeren Erschei nung gewählte typische Architekturbiid »Mauer, Tor und Türme« hat sich durch über sieben Jahrhunderte als Ausdruck eigenen Rechtes und Sinnbild eines blühenden Ge meinwesens bis heute im Amts- und Reprä sentationsleben der Stadt erhalten. An der für das Kloster Wilhering bestimmten, am 1. März 1242 ausgestellten Urkunde, in der erstmals ein eigener Linzer Stadtrichter genannt wird, war nach der im Text enthalte nen Ankündigung „cum appositione sigilli civium in Linzhae" ein Stadtsiegel angebracht, das jedoch abgefallen und leider nicht mehr erhalten, sein Aussehen also heute nicht mehr feststellbar ist. Der an einer im Jahre 1256 entstandenen, im Stiftsarchiv Zwetti verwahrten Urkunde an hangende Abdruck eines Linzer Stadtsiegels wird verschiedentlich wegen der im Vergleich mit anderen Stadtsiegeln aus dieser Zeit un gewöhnlichen Kleinheit (0 37 mm) und primi tiven Ausführung als nicht originär bezeich net, das heißt, er könnte später als Ersatz für ein zerbrochenes Stück angefertigt worden Die Beurkundung mit dem Siegel der Bürger von Linz — + SIGILLVM • CIVIVM ■ IN • LINTZ — rund, 0 63 mm, ist ab 1272 nachzuweisen: Ein zweitürmiger, auf felsigem Grund stehender massiver Torbau mit geöffneter Rundbogenpforte. — Vorbild für das heute geführte Stadtwappen von 1965. — Foto: Franz Michalek, Linz Links: Das Siegel der gesamten Bürger von Linz — + S' * VNIVERSORVM * CIVIVM * IN * LINTZ — rund, 0 68 mm, wurdevon 1288 bis 1465 verwendet: Über dem nun am Wasser situierten gotischen Torgebäude schwebt der österreichische Bindenschiid als Zeichen der landesfürstlichen Stadtherrschaft. — Foto: Franz Michalek sein, um die Rechtsgültigkeit des Schrift stückes nicht zu gefährden. Das mit der Um schrift SIGILLV[M] CIVIV[M] IN LiNZ ver sehene Bild zeigt ein frei im runden Siegelfeld auf felsigem Grund stehendes zweitürmiges Torgebäude. Das sechzehn Jahre später als das (un echte?) Siegel von 1256 an einer dem Salz burger Domkapitel dedizierten Urkunde vom 14. Oktober 1272 erstmals feststellbare -i-SIGILLVM ■ CIVIVM • IN • LINTZ beinhaltet ähnlich dem vorhergehenden ais Siegelbild einen ebenfaiis auf Felsen stehenden, nun mehr wuchtigeren Torbau: zwischen zwei zin nentragenden Türmen mit je einer halbrun den Fensteröffnung eine Rundbogenpforte mit nach außen geöffneten Flügeln. Das kräf tig gearbeitete Siegel gehört kunsthistorisch noch der — bereits auslaufenden — romani schen Stilperiode an und bietet ein gutes Bei spiel der Kleinkunst jener Zeit. Das Torbauwerk im nächsten, nachweislich von 1288 bis 1465 in Gebrauch gestandenen, reich ausgestatteten „Siegei der gesamten Bürger von Linz"— + S'♦VNIVERSORVM* GIVIVM«IN*LINTZ — zeigt bereits typische Elemente der frühgotischen Baukunst: Zwei am gewellten, auf die Lage der Stadt an der Donau deutenden Grund stehende,naturalistisch gestaltete dreigeschossige Türme mit hohen Rundbogenfenstern und Satteldä chern über Zinnen; über dem mit zwei Flü geln geöffneten Spitzbogentor erscheint hin ter einer Zinnengalerie ein bedachter Aufbau mit Doppel-Rundbogenfenster. Seitlich der Türme füllen Blumenranken das Feld, die in einer späteren Nachgravierung Ende des 17. Jahrhunderts durch Säulen mit Knospen-Kapitelien ersetzt wurden. Bedeutsam ist die Aufnahme des über dem Torbau frei schwe benden österreichischen (rot-weiß-roten) Bin denschildes. — Dieser heraldische Hinweis auf den Stadtherrn ist auch in Siegeln andeRechts: In dem 1492 geschnittenen SIGILLVM + MINVS + VNIVERSORVM + CIVIVM + CIVITATIS + IN + LINNTZ — rund, 0 50 mm, letztes urkundlich belegtes Vorkommen 1657, wird das noch immer frei im Siegelfeld stehende, plastisch gestaltete, frührenaissancezeitiiche Bauwerk von zwei aufgerichteten Löwen begleitet. — Foto: Franz Michalek
Mit der Jahreszahl „1496" erscheint das erste bekannte Wappensiegel von Linz als — secretum • civitatis • lynntz; gotische Minuskeln in einen Dreipaß bildenden Schriftband, rund, 0 30 mm. Gebrauch nachweisbar seit 1499. — Foto: Franz Gangl von Abdruck auf Akt 1662 Jänner 23, OÖLA, Stadtarchiv Freistadt, Sch. 163 f Oben: Eines der von 1794 bis 1830 in Verwendung gestandenen Siegel des Magistrates der k. k. Provinzial-Hauptstadt Linz — SIGILLUM CIVITATIS LINCENSIS — Antiquaschrift, hochoval, 32 x 35 mm. Das mit dem Deutschordenskreuz unterlegte und von der Kollane des Goldenen Vließes umgebene Stadtwappen als Brustschild des kaiserlichen Doppeladlers. Foto: Landesbildstelle OÖ, Abdruck vom Original Typar im OÖLA. Rechts: Erste farbige Darstellung des Linzer Stadtwappens im Sebastiani-Bruderschaftsbuch Ried, aquarellierte Federzeichnung 1503. Stadtarchiv Ried im Innkreis, Handschrift 20, fol. 104r. — Repro: Fotostudio ErtI, Ried i. I. rer landesfürstlicher obderennsischer Städte des ausgehenden 13. Jahrhunderts anzutref fen (z. B. Freistadt, Enns, Steyr). Die Habs burger dokumentierten sich mit der Aneig nung des vom letzten Babenberger-Herzog Friedrich II. zum Zeichen der Unabhängigkeit vom Reich eingeführten, und auch vom „Zwi schenherrscher" Ottokar II. PfemysI in sein Reitersiegel übernommenen Bindenschildes als rechtmäßige Nachfolger in den österrei chischen Erblanden. Die Besiegelung der Urkunden erfolgte ur sprünglich in naturfarbenem, gelblich-wei ßem Bienenwachs, die Abdrücke wurden mit Pergamentstreifen, später Seidenschnüren an den Schriftstücken befestigt. Mit dem Wechsel des Schreibstoffes vom Pergament zum Papier änderte sich auch die Beurkun dung: das Siegel wurde nun direkt aufge drückt; ebenso begann zu Ende des 14. Jahr hunderts als Zeichen höheren Ranges und damit auch erweiterter Rechtskraft der Ge brauch von gefärbten — bei den Städten und Märkten zumeist grünen — Wachses. — Mit der am 10. März 1490 ausgestellten Urkunde, in der Friedrich III. Linz als Hauptstadt des Fürstentums Österreich ob der Enns bezeich nete und das Recht zur freien Bürgermeister wahl verlieh, gestattete der Kaiser, der hier re sidierte und 1493 starb, auch das bevorzugte Siegeln in rotem Wachs: „. . . all derselben unnserr stat brief, dartzu sy yetzutzeitten das gross oder das klain statinsigel bedurften, mit rottem wachs verttigen und das gegen meniklich gebrauchen mugen, . . ." In der Folge dieser kaiserlichen Privilegien entstand auch ein neues, 1492 geschnittenes „Kleines Siegel der Stadt Linz" — SIGILLVM + MINVS + VNIVERSORVM -i- CIVIVM -iCIVITATIS H- IN -I- LINNTZ —, das bis auf die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts verwen det wurde. Das bereits an die Renaissance anklingende, perspektivisch dargestellte, nun wieder auf steinigem Boden stehende Bauwerk erscheint graziler als in den Siegeln vorher; sechseckige, drei Seiten zeigende Türme mit steilen Kegeldächern flankieren den halbrunden Mittelbau mit geöffnetem Tor sowie hohem Aufbau mit Mittelerker und Sat teldach, darüber schwebend der Binden schild; zu beiden Seiten der Türme füllt je ein aufgerichteter Löwe das Feld. — Erstmals 1499 als Siegelabdruck nachweisbar, er scheint der Torbau in einem halbrunden Wap penschild, den im Dreipaß gestellte Schrift bänder mit den gotischen Minuskeln secretum ■ civitatis • lynntz • 1496 umgeben: Das ursprüngliche, reine Siegelbild wurde zum Inhalt des Stadtwappens. In dieser Zeit um die Jahrhunderwende ent stand 1503 auch die erste Darstellung des Stadtwappens in Farbe, und zwar bei der Ein tragung des Linzer Bürgers Georg Aschpacher und des Landschreibers Hanns Witte als Mitglieder im Rieder Sebastiani-Bruder schaftsbuch: Es zeigt im roten Halbrund schild das von zwei mit Schießscharten ver sehene, gequaderten weißen Rundtürmen flankierte, vom rot-weiß-roten Bindenschildchen überhöhte mächtige Tor mit weit aufge schlagenen Flügeln. Die Installierung des absolutistischen Ein heitsstaates durch Kaiser Josef II. beseitigte 1783 in den landesfürstlichen Städten die noch vorhandene, jedoch bereits stark einge schränkte Autonomie, die bürgerliche Stadt verwaltung wurde von der kaiserlichen Magi stratsbehörde abgelöst. Die politische
fv ii\: :->' 4iU'= ta. ,. -'mifSin' . I ,s(t." ■ '.'- Veränderung fand auch in der Städte-Heral dik ihren Niederschlag; neue, feingliederige Typare in verschiedenen Größen mit der Anti qua-Umschrift SIGILLUM • CIVITATIS • LINCENSIS •, deren Gebrauch von 1794 bis 1830 nachweisbar ist, brachten den Eingriff der Staatsgewalt und Einbuße der Vorrechte sichtbar zum Ausdruck: Das teilweise mit dem österreichischen Herzogshut bekrönte Stadtwappen wurde zum untergeordneten Brustschild des mächtigen, das Siegelfeld beherrschenden Doppeladlers, über dessen Köpfen die Kaiserkrone schwebte. Mit der auf Grund des (provisorischen) Ge meindegesetzes vom 17. März 1849 erfolgten Konstituierung der Ortsgemeinden wurde in der Folge auch das städtische Wappenwesen wieder frei von den Zwängen und der Einfluß nahme durch die zentralistischen Staatsäm ter. — Die Heraldik verfiel allerdings — insbeEine eigenwillige Darstellung des Linzer Stadtwappens am Neptunbrunnen von Johann Baptist Spaz, Hessenplatz, von 1696 bis 1872 als Jupiterbrunnen am Hauptplatz: Türme ohne Zinnen, von ziegelgedeckten Rundkuppeln gekrönt. — Foto: Franz MIchalek Links: Produkt der josefinischen Städteheraldik: Mit dem Herzogshut bekröntes Stadtwappen als Brustschild des nimblerten, Szepter und Schwert haltenden kaiserlichen Doppeladlers im Mittelpunkt der 1794 angefertigten Fahne des Linzer grünen Bürgerkorps, Stadtmuseum Nordico Linz. — Foto: Franz Michalek sondere in den letzten Jahrzehten des 19. Jahrhunderts — zu antiquierten, formen- und aussageschwachen Bildern. Die Darstellung der Gemeindwappen erschöpfte sich wie die gesamte Wappenkunst konform mit dem Ge schmack der Zeit in der oberflächlichen Übernahme und Vermischung vergangener Stilformen und gelangte zu keiner echten Er neuerung. Auf Anregung der Linzer Graphiker Franz Lehrer und Max Kislinger kam es mit Stadt ratsbeschluß vom 22. April 1926 zur „Feststel lung der richtigen Ausführung des Stadtwap pens" in der von den beiden Künstlern vorgeschlagenen Form (Amtsblatt der Lan deshauptstadt Linz 9/1926 vom 1. 5. 1926). Das städtische Bauamt wurde angewiesen, „alle Stadtwappen, soweit sie mit diesem Ent wurf nicht übereinstimmten, diesen anzupas sen". Beispiel: Noch erhaltenes, steinernes
1 Die mit Stadtratsbeschluß vom 22. April 1926 festgestellte „richtige Ausführung des Stadtwappens" nach dem Entwurf von Franz Lehrer und Max Kisiinger. Nach der Beschreibung im Linzer Stadtrecht 1935 offiziell festgelegte zeichnerische Darstellung des Stadtwappens von Franz Lehrer. Das auf Grund eines Wettbewerbes ausgewählte Stadtwappen von Arthur Zeiger; gesetzlich verankert im Statut für die Landeshauptstadt Linz vom 1. 12. 1965. Wappen an der ehemaligen „Städtischen Volksküche", Ecke Lederergasse 17 — Prunerstraße 12, signiert und datiert G. Mu her 1926: Zweitürmiger Torbau, auf den Zelt dächern der beiden Türme zueinandergekehrte, doppelzüngige Fähnchen, im Schildfuß zwei (heraldisch gesehen) rechtshin schwimmende Fische. In dem am 9. Juli 1935 erlassenen Linzer Stadtrecht (Landesgesetzblatt für Oberöster reich 40/1935) findet sich mit der Formulie rung im § 2, Abs. 2 die erste gesetzliche Ver ankerung des Stadtwappens mit folgender Beschreibung: „In rotem Felde ein silbernes, gequadertes und zinnenbekröntes Stadttor mit weit geöffneten, goldenen Torflügeln und mit einem hochgezogenen goldenen Fallgat ter. Zu beiden Seiten des Stadttores erheben sich zwei silberne, gequaderte und zinnenbe krönte Rundtürme mit goldenen Kegel dächern. Über dem Torbogen erscheint ein goldener Dachwalm, darüber der öster reichische Bindenschild. Vom geöffneten Tor führt über einen grünen Grund ein goldener Weg zum blauen Strom." Die offizielle Festle gung der zeichnerischen Darstellung erfolgte im Amtsblatt der Stadt Linz 9/1936 nach dem auf Grund eines Ideenwettbewerbes ausge wählten Entwurf von Franz Lehrer. — Stein wappen vom ehemaligen Brückenkopf (1936) im Arkadengang des Finanzgebäudes West, Hauptplatz 8. — Das auch von der „Gau hauptstadt Linz" von 1938 bis 1945 ohne Än derung geführte Wappenbild wurde im Jahre 1947 vom Stadtrat bestätigt, die diesbezügli che Wappenbeschreibung jedoch erst 1951 in das Gemeindestatut aufgenommen (Ge setz vom 10. Juli 1951, § 1a; LGBI. für OÖ. 43/1951). Im Jahre 1962 erfolgte über Initiative des da maligen Archivdirektors Wilhelm Rausch die öffentliche Ausschreibung eines Wettbewer bes zur Erlangung einer dem zeitgenössichen Geschmacksempfinden entsprechen den vereinfachten Form des als zu farbenund formenreich angesehenen Stadtwap pens von 1935/36. Mit einigen Änderungen entschied sich die Jury für den Entwurf von Arthur Zeiger, Innsbruck, als ausgewogene Komposition unter sparsamster Verwendung der Formelemente in Anlehnung an das erste einfache Siegelbild aus dem 13. Jahrhundert. Nach der Beschreibung im Statut für die Lan deshauptstadt Linz, Gesetz vom 1. Dezember 1965, LGBI. für OÖ. 46/1965) führt die Stadt nun bereits seit 25 Jahren folgendes Wap pen: „In rotem Schild über einem weißen Zwillingswellenbalken zwei weiße mit drei Zinnen bekrönte Türme, die ein offenes Tor einschließen, über dem der rot-weiß-rote Bin denschild Österreichs angebracht ist." Zu gleich wurden die Stadtfarben für Linz mit „Rot-Weiß" anstelle der bisher geführten weiß-roten Kombination zur Unterscheidung dieser vom Land Oberösterreich verwende ten Farbenfolge festgelegt. Literatur (Auswahl) A. Hoffmann, Siegel und Wappen der Stadt Linz. Jahrbuch der Stadt Linz 1935 (1936), S. 41—65 —, Das Linzer Stadtsiegel und die Linzer Urkunde. Jahrbuch der Stadt Linz 1937 (1938), S. 140—145 A. Zöhrer, Das neue Linzer Stadtwappen. Jahr buch der Stadt Linz 1936 (1937), S. 23—25 F. Lehrer, Linzer Stadtwappen. Heimatland 3/1937, S. 47 [W. Rausch], Das Linzer Stadtwappen. Ausstellung des Archivs der Stadt Linz, Katalog (1963) H. Jäger-Sunstenau, Wettbewerb für das Wappen der Stadt Linz. Archivum heraldicum 1963, S. 51—53 F. Mayrhofer, Rechtsquellen der Stadt Linz 799—1493. Fontes Rerum Austriacarum 111/11 (1985), S. 78, nr. 15; 84, nr. 22; 87, nr. 26 —, Einige Überlegungen zum ältesten Linzer Stadtsiegel. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1985 (1986), S. 333—341 H. E. Baumert, Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs. Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich 10 (1958), S. 55; 2. Nachtrag (1970), S. 10 D. Heinz, Der Paramentenschatz der Stadtpfarrkirche in Linz (Wien 1962), S. 50, Nr. 4/1 C. Hahmann — G. Wacha, Die Fahnen des Stadt museums und ihre Restaurierung. Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1965, S. 56ff
Eine Stadt feiert Jubiläum 500 Jahre Landeshauptstadt Linz Ein veranstaltungs reiches Jahr Im nächsten Jahr ist es soweit — 500 Jahre sind vergangen, seit dieses Ereignis in die Ge schichte der Landeshaupt stadt eingegangen ist. Das ganze Jahre über wird in zahlreichen noch nie dage wesenen Veranstaltungen so zusagen ein „Fest für alle Linzerinnen und Linzer" mit überregionalen und interna tionalen Akzenten gefeiert. Die Planung und Koordina tion geht von einem eigens eingerichteten Stadtjubi läumsbüro aus. Der Terminkalender für das kommende Jahr steht mit mehr als 100 Aktivitäten im großen und ganzen fest. Den Auftakt des Veranstal tungsreigens bildet das Sil vesterklangfeuerwerk zum Am 10. März 1490 erlangte das damalige „Lynntz" von Kaiser Friedrich III. die besondere Gnade, all jährlich einen ihrer Bürger zum Bürgermeister wählen zu dürfen. In der Urkunde bezeichnete der Kaiser die Stadt erstmals als Hauptstadt des Fürstentums Österreich ob der Enns, mit folgen dem VVprtlaut: „ain Haubstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns ist." Infolge dieser Funktion wurde Linz vor anderen Städten des Lan des geehrt und mit besonderen Würden und Frei heiten ausgestattet. Das Linzer Privileg von 1490 hat im Land ob der Enns klare Verhältnisse ge schaffen. Auch wenn die Stadt schon vorher diese Position eingenommen haben mag und als erste Stadt des Landes anzusprechen war — wie unter Albrecht VI. — so ist doch diese Urkunde die erste klare Manifestation des Landesfürsten in dieser Richtung und eindeutige Festlegung. Seither wurde der Vorrang von Linz kaum mehr ernsthaft ange zweifelt. Mit der Ausfertigung eines entspre chenden Dekrets am 10. März 1490 bezeichnete Kaiser Friedrich III. „Lynntz", wie es damals noch hieß, erstmals als Hauptstadt des Für stentums ob der Enns. Jahreswechsel mit bekannten Melodien aus Pop und Klas sik. Der eigentliche Ge denktag — der 10. März 1990 — wird im Rahmen eines Festakts mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Linzer Bruckner haus gefeiert. Ein Riesen spektakel verspricht auch im Mai das große Linz-Fest zu werden. Gefeiert wird unter dem Motto „Alle Linzer fei ern Jubiläum" im Donaupark und in der Innenstadt. LINZKUNST — KUNSTLINZ zeigt 14 Tage lang vom 23. Mai bis 7. Juni zeitgenössi sche Kunst aller Sparten aus Linz und Oberösterreich. Die Linzer Landstraße wird zur „Kunststraße", wo die Künst ler in den Geschäftsauslagen ihre Werke zum Besten ge ben. Zentrum der Veranstal tung ist das Kunstzelt am Linzer Hauptplatz. Der Klo sterhof wird zum „Kunst garten", und auch Altstadtbeisln und Innenstadtgale rien werden in das Gesche hen miteingebunden. Im Zeichen Keplers Der deutsche Astronom und Mathematiker Johannes Kepler wird nach einer Idee von ORF-Intendant Dr. Han nes Leopoldseder dem Jubi läum als Leitfigur dienen. Immerhin zählt Kepler neben Anton Bruckner und Adal bert Stifter zu jenen Persön lichkeiten, die Linz bekannt gemacht haben. So wird es im Rahmen des Brucknerfe stes 1990 neben der klassichen Klangwolke eine Kepler-Klangwolke geben. Eben so ganz im Zeichen Keplers stehen die ARS ELECTRONICA und die Landesaus stellung, die an zwei ver schiedenen Orten, nämlich im Schloßmuseum und in der Neuen Galerie, stattfin den wird. Studenten und Lehrer der Kunsthochschule Linz, Meisterklasse Metall, errichten außerdem etwa zwölf „Kepler-Stationen" in Ellipsenform im gesamten Stadtgebiet. Bei diesen Frei luftplastiken und -Objekten ist Kepler in das künstleri sche Konzept miteingebun den worden. Ausstellungen über Linz, Kongresse, Tagungen sowie 1490-1990 Ii! - 500 JAHRE LANDESHAUPTSTADT LINZ Zentrum der Veranstaltung „LINZKUNST — KUNSTLINZ" ist der Hauptplatz, hier soll das Kunstzelt — eine Kombination aus Schiff und Zelt errichtet werden. Repro: Presseamt Konzerte, Sport- und Sozial veranstaltungen und vieles mehr ergänzen die breite Pa lette der Jubiläumsaktivitä ten. Etwa 130 Ideen bezie hungsweise Vorschläge zum Jubiläum kamen von der Linzer Bevölkerung. So wer den die verschiedensten Pu blikationen, Linz-Bücher, Kunstkalender, ein Kunst jahrbuch und Kunstprojekte, wie die moderne Operette „Wasserplanet" von Altmüller/Bogner, ein Schultheater sowie die Aufführung eines avantgardistischen Stücks im Linzer Dom, „Domklang", mit Unterstützung der Stadt vorbereitet.
Die Habsburger und das barocke Linz Von Leopold I. über Karl Vi. zu Maria Theresia Georg Wacha Kaiser Leopold I. bestieg nach dem vorzeiti gen Tode seines ältesten Bruders, des bereits zum König gekrönten Ferdinand IV. (an den Blattern gestorben am 9. Juli 1654), nicht ohne Schwierigkeiten den Kaiserthron: eine Zeitlang hatten gewisse Kreise seinen Onkel, Erzherzog Leopold Wilhelm, zur Nachfolge im Reich ausersehen. Wie Jahrhunderte spä ter der letzte bedeutende Nachfahre des Ge schlechts, Franz Josef, stand er mit 18 Jah ren recht dornenvollen Aufgaben gegenüber. 1640 geboren, wurde er am 18. Juli 1658 zum Kaiser gewählt und am 1. August in Frankfurt am Main auch gekrönt. König von Ungarn war er bereits seit 1655, von Böhmen seit 1656. Die Merkmale seiner Familie traten bei ihm besonders eindringlich in Erscheinung: die Habsburgerlippe, manchmal von Künst lern übertrieben dargestellt, auf der einen Seite, die geistigen Merkmale, wie das gute Gedächtnis, die Vielsprachigkeit, die Bildung und die starke Musikalität ebenso wie die tra ditionelle Abneigung gegen den französi schen Hof auf der anderen Seite. Leopold I., ursprünglich für den geistlichen Stand be stimmt, verkörperte in mancher Hinsicht na hezu den asketischen Typus, aber in vollem Bewußtsein seines Gottesgnadentums. Es standen ihm gute Erzieher, später aber auch ungewöhnlich fähige und pflichttreue Ratge ber zur Seite. Im letzten Lebensjahrzehnt Kaiser Ferdi nands III. (gestorben 1657) hatte man ver sucht, die ärgsten Wunden von dreißig Kriegsjahren im Reich zu heilen. In Öster reich war besonders die Gegend nördlich der Donau durch den Einfall der Schweden in den letzten Jahren des langen Krieges ver heert worden. Sorgen bereitete damals vor allem Siebenbürgen und dessen Verhältnis zu Polen und Ungarn, weniger die Hinrich tung eines gekrönten Hauptes, nämlich des Stuartkönigs Karl I. in London (1649), und das Entstehen der englischen Republik. „Eigentliche Abbildung der Schönen Lustigen und berühmten Statt Lintz in Österreich an der Donau gelegen: Woselbsten Ihre kayßerliche Majest (Leopold I., Anm. d. Red.): seithero deroselben abzug von Prag, sich mit dero Kayßerl: Hoffstatt biß in den Martium deß 1681 Jahrs enthatten." — Repro: Franz Michalek, Linz ttm Leopold I. mußte sich gegen die Politik des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zur Wehr setzen, er erreichte durch Montecuccolis geniale Heeresführung einen Erfolg im Türkenkrieg 1663/64 mit der Schlacht von Mogersdorf bzw. St. Gotthard an der Raab. Nach der Nie derlegung der polnischen Königskrone durch den letzten Wasa-König Kasimir 1668 hatte der Piast Michael (Wisniowiecki) die Krone Polens erlangt, der eine Stiefschwester Leo polds heiratete, aber schon 1673 an demsel ben Tag starb, an dem Johannes Sobieski die Türken bei Choczym in der Moldau besiegte; 1674 wurde der siegreiche Feldherr zum Kö nig gewählt. Inzwischen war 1670 in Ungarn die antihabsburgische Magnatenverschwörung unter drückt worden, nach Hochverratsprozessen wurden die Anführer (Zriny, Frangepani und Nädasdy) 1671 in Wiener Neustadt und Wien hingerichtet. Damit konnte die mit so vielen Opfern durchgeführte Rekatholisierung auf Ungarn ausgedehnt werden, evangelische Prediger und Lehrer, die sich nicht schuldig bekannten, kamen in den Kerker oder auf die Galeere. i^n ^ ttttf ^frp-vfej^pirC: ' i 1 I> » » tu . u 1 infTTTr.
Eine bisher unbekannte Ansicht der Linzer Wollzeugfabrik von Johann Matthias Krinner (gest. 1784): „Brospect der Kaiserl. Königl. pryvilegierten Fabrica zue Lintz in ober Österreich wie solche von occidens gegen Orient anzusehen". — Repro: Franz Michalek «Li-ini ofn dfCinjic^ Mc ^ " ■ DO-NJAU otiittr Unten: Modell des Spindlerschen Freihauses, Linz Stadtmuseum Nordico. — Foto: Franz Michalek r r i m, Q Wenn man sich dieses Zeitbild vergegenwär tigt, so scheinen die abenteuerlichen Pläne Frankreichs 1682, mit den Türken die Auftei lung der habsburgischen Länder zu verein baren (Böhmen, Mähren und Schlesien für den Dauphin, alles übrige den Türken), nicht so ganz aus der Luft gegriffen. Mit den Über fällen auf Freiburg (1677) und Straßburg (1681) hatte Ludwig XIV. gezeigt, wie ernst die Lage war. Im Lande selbst erließ man wohl Vorschriften gegen „unbillige Beschwerung" der Unterta nen durch adelige Großgrundbesitzer — ob diese aber auch befolgt wurden? Stärker be mühte man sich um Förderung der Wirt schaft, etwa durch das Wiener Kommerzkol legium 1666. In diese Richtung geht das kaiserliche Privilig für die vom Linzer Bürger Christoph Sindt gegründete Wollenzeug- und „Cadis"-Fabrik 1672. Man kann ganz allge mein sagen, daß Leopold I. Linz zur Barock stadt gemacht hat. Damit soll nun nicht be hauptet werden, daß die Bautätigkeit des Hofes in Linz so bedeutend war, aber der er starkte Katholizismus mit seinem Prunkbe dürfnis und seiner Prachtliebe hat dazu ebenso beigetragen wie der Gang der histori schen Ereignisse, der zwangsweise Aufent halt des Kaiserhofes wegen Pest und Türken krieg in der Donaustadt und die damit verbundene Hebung des Wohlstandes, die Förderung von Kultur und Kunst. Für die Neugestaltung des Hauptplatzes blieb die Bürgerschaft allein verantwortlich. Nur an zwei Steilen gelang es Adeligen, die als Landeshauptleute über den nötigen Ein fluß verfügten, ihre Palais unmittelbar auf 'dem Hauptplatz zu errichten: das Freihaus der Grafen Weißenwolff steht heute noch, als Kaufhaus und nunmehr als Bank vielfach ver ändert, an hervorragender Stelle, das Spindlersche Freihaus, das an der Donauseite, ist nach manchen Umbauten der Brückenkopf neugestaltung zum Opfer gefallen. Beim Lin zer Rathaus hatte die Stadt 1650 das Nach barhaus am Hauptplatz, Stammhaus des alten Bürgergeschlechts Mitterhofer, erwor ben und unmittelbar darauf die beiden Häu ser mit einem neuen Portal vereinigt. 1673 wurden Kostenvoranschläge zur Ausgestal tung des großen Saales und noch andere Planungen für das Rathaus vorgelegt, ver mutlich hat man kurz darauf das oberste Stockwerk errichtet und 1675 die reichgeglie derte Schauseite geschaffen, deren Entwurf Carlo Antonio Carlone zugeschrieben wird. Den Freskenschmuck im Saal schuf angeb lich Carlo Carlone. Die frühbarocke Gliede rung mit kolossalen Pilastern neben dem 1668 umgestalteten Turmhelm (damals mit Zwiebel als Abschluß) zeigte ursprünglich auch im Erdgeschoß die gesprengten Giebel
Innenraum des Alten Domes in Linz (Jesuitenkirche hi. Ignatius) nach erfolgreicher Restaurierung. Bück gegen den Marmorhochaltar, Entwurf von Giovanni Battista Coiomba, Ausführung Giovanni Battista Barberini 1681—1683, Kanzel 1678, — Foto: Franz Michalek ■ tsr, i r J
i: Fotos aus dem Jahr 1890 mit Details vom ehemaligen Deckengemälde Bartolomeo Aitomontes in der Bibliothek des Unzer Jesuitenkoiiegiums. — Repro: Franz Michalek als Verdachung und ein schlichtes, durch den später errichteten Balkon betontes Haupt portal. Die Jesuiten hatten es um 1632 bereits zu elf Häusern in Linz gebracht, gaben aber man che im Tausch für das große Grundstück zum Gollegium- und Kirchenneubau. Das wieder hergestellte Innere des „Alten Domes" zeugt von dem aufgewendeten Prunk, im Gollegi um sind nur Stukkaturreste von der ehemali gen Franz-Xaver-Kapelle erhalten, Fotos ha ben das Aussehen der Altomonte-Fresken von der ehemaligen Bibliothek bewahrt. Daß der Kaiser für die Karmeliten viel getan hat, geht schon daraus hervor, daß ursprüng lich an der Fassade der Karmelitenkirche ein Doppeladler mit dem Monogramm Leo polds I. vorgesehen war. Die Gründung war 1670 auf Grund einer testamentarischen Ver fügung des Münchner Karmeliten Franz Ernest von Kaiserstein beschlossen worden. Sukzessive waren 1673 und 1676 Häuser an der Landstraße angekauft worden; den Erd aushub für die Kirchenfundamente mußte Baumeister Maischinger auf Befehl der Stadt wiederum einstellen, Landeshauptmann Graf Heinrich Wilhelm Starhemberg konnte aber am 20. Mai 1674 den Grundstein legen, fünf Jahre später begann die Errichtung des Klo sters mit dreizehn Zellen, zu denen 1680 Bi bliothek und Gastzimmer hinzukamen. Die heutige Kirche wurde im Mai 1690 begonnen, Kaiser Leopold I. beauftragte damals den Landeshauptmann Franz Josef Graf Lamberg, die Grundsteinlegung am 1. Juli 1690 in seinem Namen vorzunehmen. Schon daraus ersieht man, daß nicht die Ver mählung Leopolds I. auf einer glanzvollen Hochzeit mit seiner dritten Gattin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg 1676 diese klösterliche Niederlassung gefördert hatte, sondern die Flucht aus Wien im August 1679, zuerst als Wallfahrt nach Mariazell getarnt, die den Hof anfangs in Prag Zuflucht vor der Pest suchen läßt, um dann ab 22. Juli 1680 in Linz Aufenthalt zu nehmen. Die kaiserliche Bewilligung zur Gründung eines Ursulinenklosters in Linz war am 24. Mai 1679 ergan gen, Klosterschwestern aus Wien waren am 18. Juli 1679 in Linz eingetroffen. Am 26. Juni 1680 bewilligte der Bischof von Passau die
Innenraum der Karmelltenkirche in Linz. Blick gegen den Hochaltar 1723 mit Altarbild von Martino Altomonte, darstellenddie Hl, Familie.— Foto: Franz Michaiek 11
Errichtung einer Schule, wenige Tage später begann der Kirchenbau. Die erste Messe wurde am 21. Oktober 1680 gelesen. Dabei handelte es sich eher um eine öffentlich zu gängliche Kapelle, nicht um den nach ande ren Planungen erst 1736 begonnenen monu mentalen Neubau. Die Minoriten hatten 1674 in Linz wiederum ein Haus in der Klosterstraße erworben, we nig später das Nachbargebäude und erhiel ten 1679 ihre ehemalige Klosterkirche zurück. Die Kapuziner erreichten in diesen Jahren den Höhepunkt ihres Ansehens am Kaiser hof. P. Markus von Aviano war der enge Rat geber Leopolds I., weilte in Linz während der erzwungenen Aufenthalte des Hofes, predig te auch hier bei großem Zulauf. Ein Kapuziner (R Emerich Sinelli) gelangte auf den Wiener Bischofstuhl und zählte zu den wichtigsten Beratern des Kaisers. In Linz erteilte Kaiser Leopold I. den Kapuzinern am 18. Dezember 1680 die Bewilligung, in Urfahr ein Hospiz zu errichten. Zu Weihnachten desselben Jahres genehmigte der auf Schloß Ebelsberg wei lende Passauer Bischof diese Neugründung. 1681 errichtete Baumeister Georg Pruckmayr das Hospiz mit Kapelle und Glocke. Die Um wandlung in ein Kloster wurde zwar 1683 ab geschlagen, 1687 aber doch genehmigt. Der Klosterbau konnte 1690 errichtet werden, der Kirchenbau 1692 bis 1694. Am Palmsonntag verließen die Kapuziner das Hospiz und zo gen in das neue Kloster ein. Es diente nach der Aufhebung 1784 noch als Pfarrhof und Schule, blieb aber bis vor wenigen Jahrzehn ten erhalten, um dann einem häßlichen Park platz zu weichen. 1683 führte die Flucht des Kaisers über Linz bis nach Passau, erst nach der Wiederein nahme der Residenzstadt beglückwünschte Leopold 1. die Verteidiger und die Entsetzer in Wien, kehrte aber im September sogleich wieder nach Linz zurück, um der Typhusge fahr auszuweichen. Jetzt war eher Gelegen heit für Feste und Feiern. Hatte man schon 1677 im Landhaus eine Oper von Antonio Draghi mit Dekorationen von Burnacini auf geführt, waren es 1680 sowohl eine Serenata von Draghi, als auch eine Einführung zu ei nem deutschen Tanz sowie weitere Ballette von Schmelzer, so war es zu Dreikönig 1684 die Oper „GI'Elogii" von Draghi, in der auch Arien des komponierenden Kaisers zu hören waren. Im Fasching 1684 wurde eine Akade mie des Erzherzogs Joseph abgehalten, am 9. Juni nochmals eine Oper von Draghi über Tullio Hostilio. Immer wieder wohnte der Hof den Aufführungen des Jesuitentheaters im zweiten Stockwerk des Collegiums bei, dane ben standen Jagdausflüge in die Umgebung, ja bis ins Salzkammergut auf dem Pro gramm. Es sei aber darauf hingewiesen, daß während der Aufenthalte in Linz auch die Po litik zu ihrem Recht kam, schließlich wurde die heilige Allianz zwischen dem Papst, Ve nedig, dem polnischen König und dem Kaiser in Linz abgeschlossen, wovon noch eine to pographisch interessante Darstellung im Museo Correr in Venedig Zeugnis ablegt. Die Witwe Kaiser Leopolds I., Eleonore Mag dalena, die selbst ins Kloster eintreten wollte, war maßgeblich an der Gründung des Karmelitinnenklosters in Linz beteiligt. Sie hatte für diese Niederlassung ein Kapital gestiftet, 1710 konnte ein Haus des Stiftes Engelszell erworben werden und die ersten Klosterfrau en zogen ein. Als es am 12. Juli 1713 zur Grundsteinlegung kam, war es bereits Kaise rin Elisabeth Christine, die Gemahlin Karls VI., die diese Handlung vornahm, wobei der Baumeister Johann Michael Prunner die Handreichungen machte. 1716 wurde das Kloster geweiht und in der noch unausgebauten Kirche vom Abt von Lambach die erste Messe gelesen. Über den hochbegabten, lebenslustigen, ja vergnügungssüchtigen Joseph I (Kaiser 1705, gestorben 1711), dem man aber Energie, Selbstbewußtsein und Ehrgeiz zugute hält, sind wir in der Reihe der barocken Herrscher schon zu Kaiser Karl VI. gelangt. Dieser letzte Habsburger auf dem Kaiserthron war zwar nicht so in deutschem Sinne erzogen wie sein älterer Bruder, er blieb immer dem Spa nischen verhaftet, schrieb aber alles Private in einer seltsam urwüchsigen deutschen Form nieder. Sein Tagebuch hält auch die Jagderfolge fest — das Kalenderjahr war für ihn in Jagdsaisonen eingeteilt, er ließ sich in Jagdkleidung porträtieren und seine Gewehre wegen star ker Kurzsichtigkeit mit Monokeln bestücken. Für den Jagdaufenthalt in Oberösterreich ließ Graf Saint Julien Wallsee das Schloß Neu wartenburg erbauen, für das Bartolomeo Altomonte 1731 das Deckenfresko entwarf (sie he „Oberösterreich-Heft 3/86). Aber nun zum eigentlichen Anlaß des Aufenthaltes im Land ob der Enns: Kaiser Karl VI. traf zur Erb huldigung erst am 23. August 1732 in Linz ein und blieb hier bis zum 5. Oktober. Den Ge burtstag der Kaiserin feierte man am 28. Au gust mit einer Serenade, die wahrscheinlich der kaiserliche Theatralingenieur Giuseppe Galli-Bibiena ausgestattet hat. Die Musik zu der Oper stammte von Antonio Caldara, der Text von Pietro Metastasio. Zur Aufführung war die kaiserliche Theatermusikkapelle, in sgesamt 86 Personen, aus Wien berufen wor den. Übrigens nahm auch Prinz Eugen an dieser Festlichkeit teil. Während dieses Auf enthaltes legte die Kaiserin am 30. Septem ber 1732 den Grundstein zur neuen Ürsulinenkirche. Als Förderer der Kultur in Linz hatte sich Kaiser Karl VI. schon 1719 erwie sen, als er die Bibliothek des Grafen von Seeau dem nordischen Stift der Jesuiten über ließ. Diese Einrichtung zur Erziehung junger Leute aus gemischten (katholisch-protestan tischen) Ehen in einem eigens dafür ange kauften und mit einer Bethlehemkirche ver schönerten Gebäude gehörte zu den vornehmsten Konvikten, die Zöglinge be suchten das damals in hohem Rang stehen de Gymnasium. Besonders bedeutungsvoll war jedoch, daß Karl VI. 1722 die vom Linzer Bürger Sint noch im vorigen Jahrhundert ge gründete Wollzeugfabrik durch die orientali sche Handelskompagnie erwerben und im gleichen Jahr durch Johann Michael Prunner neu erbauen ließ. Der mächtige Komplex, in der Anlage einem monumentalen Vierkanter gleichend, bot nicht nur vielen Tausenden Beschäftigung, er war eine Sehenswürdig keit ersten Ranges und wurde in zahlreichen Reisebeschreibungen geschildert. Nach ei nem langen schweren Kampf um seine Erhal tung wurde er 1969 gesprengt — ein Verlust, den Linz noch lange nicht verwinden wird, der aber vielleicht die Ideen von Denkmal schutz und Altstadterhaltung verwirklichen half. Theateringenieure waren damals sowohl in der Kunst als auch im Entwerfen von Denk mälern besonders beliebt. So entwarf Anto nio Beduzzi die mächtige Dreifaltigkeitssäu le, Denkmal für den Schutz der Stadt Linz im spanischen Erbfolgekrieg 1704 und Dank da für, daß die Pest 1713 nicht neben Urfahr auch Linz ergriffen hatte. Jahrzehnte später hat An dreas Altomonte, in gleicher Funktion tätig, nach dem Brand des Zisterzienserklosters Wilhering den prächtig inszenierten Plan für die Ausgestaltung von Chor und Hochaltar in der neuen Stiftskirche entworfen, heute noch viel bewundertes Zeugnis für eine malerische spätbarocke Architektur und Dekoration. Nach dem Tode Karls VI., des mächtigen För derers der wirtschaftlichen Entwicklung in Linz, rückte ein bayerisch-französisches Heer in Österreich ein, die Stadt wurde be setzt, Kurfürst Karl Albert ließ sich am 2. Okto ber 1741 von den Ständen des Landes ob der Enns huldigen. Daß man so rasch dem baye rischen Widersacher zu Füßen gefallen war, hat Maria Theresia dem Land ob der Enns nicht verziehen. Feldmarschall Ludwig An dreas von Khevenhüller konnte zwar nach ei ner Kanonade und einem Sturm, an dem auch die Trenckschen Panduren beteiligt wa ren, Linz zurückerobern, am 19. Juni 1743 hielt Maria Theresia ihren Einzug zur Erbhul digung in Linz. Vielleicht war auch das schlechte Gewissen daran schuld, daß man drei Triumphbögen errichtete, einer mit den Statuen von Fortuna (Glück) und Victoria 12
f %^ 4 ^ (Ji I/ff,/')l/inl i}i-r,u/.i iiri/ir/,.'^/,fi/m,;-iJ,,l,.r ,. ■: cll',m/*it,n>/ Clnvei/nn-n^/^ u/ &i/'n-/> .h- ('/l/.,-/,.,!,,,., irt-i/rii L' /'/ir,ii,>tni./ .V.' ' i'l.'f r ' rm y'Mft//v t'/Ant/yt ,ii i-fi-h, thj/r-Zi Mt '''//iliint ' ' fiYWfiir/ c'tcli;i/<'i/>// rn-i.- //■/.// yyr/irimy ii/i/rr l 'i/tm/t :r7.' (/fiirtfiin'/ i\'n ■ \ ,v Johann Schütz und Klemens Kohl nach Michael Herstorffer: „Abbildung der aus weißem Marmor in der k. k. Hauptstadt Oberoesterreichs Linz zu Ehren der Allerhelligsten Dreyeinigkeit wegen Abwendung der Pest verlobt und Im Jahre 1723 erbauten Säule . . ." nach 1780, Kupferstich, Linz Stadtmuseum Nordico, Inv. Nr. 2428. Repro: Franz Michalek (Sieg) auf der Donaubrücke, der zweite nach einem erhaltenen Entwurf Matthias Krinners vor dem Wassertor, der dritte in der Kloster straße vor dem Landhaus. Bartolomeo Altomonte entwarf den Triumphbogen, er reiste eigens nach Wien, um zur Bemalung einige Theatermaler herbeizuholen und stellte auch die Stände beim Treueschwur dar. Daß auf dem Triumphbogen in der Mitte „Ihre Maje stät auf dem Thron . . zur einen Seiten von der Gerechtigkeit, zur anderen von der Miltigkeit" umgeben, zu sehen war, nahm wohl auch auf die Ereignisse von 1741 Bezug. Ma ria Theresia nahm an einer Aufführung des Schuldramas „Debora Victrix" im Linzer Je suitenkolleg teil, sie nahm besonderes Inter esse an der Neugestaltung des Unterrichts wesens, richtete im Lambergschen Freihaus in der Museumstraße ein Waisenhaus, das Theresienstift 1766 für 24 (zuletzt 1786 für 43) Waisen ein. Das Praktische verlor sie nie aus den Augen; die Kinder wurden zum Spinnen angeiernt und angehalten. Als die Burg in Wiener Neustadt durch ein Erdbeben be schädigt worden war, wollte man die Militära kademie in das Linzer Schloß verlegen, ge naue Pläne wurden ausgearbeitet. Die Wollzeugfabrik wurde 1754 endgültig in Staatsbesitz genommen, 1759 eine eigene Kapelle der hl. Theresia dort errichtet. Konrad Sörgel von Sorgenthal, den man heutzutage als einen fähigen Manager bezeichnen wür de, wurde nach Linz berufen und 1772 zum Direktor ernannt. Der Linzer Klöster bediente sich die Kaiserin aber, um unbotmäßige oder gar zu freizügig lebende Adelige — weibli chen Geschlechts — in sichere Obhut zu bringen. Und als nach dem Tode der belieb ten Landesfürstin in Linz eine „Sammlung merkwürdiger Aufsätze nach dem Tod Maria Theresias" erschien, da enthielt dieser auch von Wenzel Heinze einen Text „Maria There sia im Tempel der Unsterblichkeit". Schließen wir mit der Charakteristik, die Frie drich Walter, intensiver Erforscher der Zeit und der Paladine der großen Herrscherin über sie niedergeschrieben hat: „Zuerst den Gatten (Kaiser Franz I. Stefan), dem, kam er auch in keiner Hinsicht über ein gutes Mittelmaß hinaus, mit ihrer Liebe ihr ganzes Sein gehörte, dann den Sohn (Jo sef II.) zur Seite, der, ihr an Schärfe des Ver standes mindestens ebenbürtig, sie an Tiefe des Gemütes nie erreicht, steht die Kaiserin inmitten — nein, stets über allen diesen Män nern (ihren Ratgebern), sie ebenso durch ihre genialen Regentengaben beherrschend wie durch ihr wunderbares Frauentum bezwin gend. Gewiß war ihr dieser oder jener an sachlichen Kenntnissen überlegen, aber die Überschau des Ganzen und die Richtigkeit der Entscheidung im einzelnen, gemessen an den Notwendigkeiten der gesamtstaatli chen Interessen, machte Ihr keiner streitig. Und das war so in der aligemeinen Verwal tung und in den Finanzsachen, in der Wirtschaftspoiitik und in den sozialen Fragen, in der Auseinandersetzung über die Rechte der Kirche und um Unterrichtswesen, in der Au ßenpolitik und sogar in ,Militaribus'. Sie war nicht unfehlbar — sie blieb zeitlebens in man chem Irrtum befangen, sie stand immer wie der einmal an den ihrem Wesen gesetzten Grenzen, sie bekannte wohl auch selber da und dort ihr Nichtwissen —, ihr Ansehen konnte das nicht berühren. — Ihr ist gelun gen, was keiner anderen großen Frau der Weltgeschichte hat glücken wollen: sie wurde
eine überragende Herrscherin, ohne jemals ihre Fraulichkeit zu verleugnen, und sie war Immer Frau, ohne je ihre kaiserlichen Würde zu vergessen: sie war als Kaiserin-Königin stets ihrer Länder ,allgemein und erste Mutter'." Mit dem Sohn Maria Theresias, mit Kaiser Jo seph II, trat ein anderer Geist an die Spitze des Staates. Überstürzte Reformen, beunru higende Veränderungen im kirchlichen und weltlichen Gefüge, all das brachte auch in die Provinzhauptstadt Unruhe und Besorgnis, sollte aber den Beginn der neuen Zelt bilden. Beschreibung des Aufenthaltes von Kaiser Karl VI. in Linz 1732 (nach der Linzer Chronik des Exjesuiten P. Ignaz Seyringer, 11777) Kaiser Karl VI. kam anno 1732 nach Linz um die Hul digung einzunehmen Nachdem seine kaiserliche Majestät Karl VI. sich entschlossen von den oberösterreichischen Land ständen den 10. September 1732 die Erbhuldigung einzunehmen, so sind höchst dieselbe samt der Kaiserin aus Böhmen den 22. August zu Freystadt und den 23. um 11 Uhr mittags In Linz eingetroffen. Herr Landeshauptmann Christoph Wilhelm Graf und Herr von Thürhelm Exzellenz begaben sich den 20. August nacher Gäpilz und die ständischen Deputierten den 21. nacher Freystadt um allda bei de Majestäten alleruntertänigst zu empfangen. Bei der den 23. beschehenen Ankunft In Linz wurden unter Abfeuerung der Kanonen, Läutung aller Glocken beide Majestäten bei dem Brucktor unter Trompeten- und Paukenschall von dem Stadtrat die Schlüsseln auf einem samtenen Polster überge ben, sodann ging der Zug, soviel die damals ge standenen Markthütten zugelassen, zwischen der In zwei Reihen mit Gewehr gestandenen Bürger schaft über den Platz durch die Klostergassen und Altstadt bis an den Hofberg, In dero Residenz schloß, allwo höchst dieselbe von den zu unterst an der Stiegen versammelten Ständen erwartet wur de. Die folgenden Tage wurden teils mit Audlenzgebung, Konferenzen, gepflogener Andacht, teils In Linz und mit Jagden zu Riedegg und Neubau zu gebracht. Den 1. September war der Aufbruch nachher Lambach, nacher Gmunden In das Salz kammergut und Ischl, von dannen nach dem Traunfall und Wartenburg, In welchen Orten beide Majestäten mit Jagden sich erlustigten. Nach der den 10. September solemniter vor sich gegange nen Erbhuldigung hatte den 11. September der Im Haagen einlogierte Herr Erzblschof von Salzburg Audienz, den 25. geschah der Aufbruch nach Enns, Steyr, Steyrgärsten und zurück nach St. Florian. Den 30. September legte Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth zu der neuerbauten Kirche bei den Klo sterfrauen St. Ursula den ersten Stein. Die Abreise von Linz nach Wien war zwar auf den 2. Oktober bestimmt, wurde aber wegen angehal tenem Regenwetter und hochangelaufenem Do naustrom auf den 5. Oktober verschoben, als an welchem Tag sich beide Majestäten um drei Uhr nachmittag auf das Schiff begaben, nachdem höchst dieselbe sich anderthalb Monate In diesem Land aufgehalten hatten. ftiiiMitiTir Direkt an der Kremstal Bundesstraße. ÜDas ((jjÄrtenparadies. 'l Merta IKlavierbaumeistcr und I gerichtlich beeideter Sachverständiger | Das neue Qanencenter in Linz. Lei: 0732/67 20 87. Direkt an der 'J(remstak'Biindesstraße. ^cßcnüBer %^nauCt ScftöUer. Das (Q)Ärtenparadks ist ein Qartencenter der Qroßbaumscftuke Inß. 9{prBert Stöck/-
Linz im Biedermeier Gerhart Marckhgott Um falschen Erwartungen angesichts des umfassenden Titels vorzubeugen, sei eine kurze Vorbemerkung erlaubt: Es ist hier nicht beabsichtigt, den Versuch einer vollständi gen Darstellung zu unternehmen. Eine sol che ist — darauf sei nachdrücklich hingewie sen — in Arbeit und wird bald Im Rahmen der Geschichte der Stadt Linz erscheinen; dort werden nicht nur altbekannte Fakten zusam mengefaßt und ausgewogen dargelegt wer den, sondern auch neue Forschungserkennt nisse für das Linz des 19. Jahrhunderts zu finden sein. Auch andere Publikationen zum bevorstehenden „Jubiläumsjahr" werden mit ähnlichem Anspruch vorgelegt werden. Ver öffentlichungen, in denen nachzulesen ist, welche Gebäude wo standen, Bücher mit al ten Ansichten, all dies liegt bereits vor und ist durch die in jeder Bibliothek aufliegende „hi storische Bibliographie der Stadt Linz" er schlossen. Die folgenden Zeilen werden nur einige Andeutungen, Skizzen aus einer nicht besonders glorreichen und deshalb auch re lativ wenig beachteten Phase der Linzer Ver gangenheit bringen. Einzelne „berühmte" Er eignisse oder Institutionen werden nur kurz erwähnt, da über diese Glanzlichter genug Abhandlungen existieren. Vielleicht können weniger „genaue Daten", dafür etwas mehr Überlegungen und eine Prise historischer Phantasie manchen Leser zur eingehende ren Beschäftigung mit der Linzer Geschichte des 19. Jahrhunderts anreizen. Linz mit seiner nächsten Umgebung, Verlag der k. k. privilegierten Kunst- Musik- und Buchhandlung des Friedrich Eurich und Sohn, lithographiert bei Hafner in Linz, 1838. — Repro: Fotostelle oö. Landesarchiv Linz zu Beginn des 19. Jahrhunderts — von welchem Gebiet ist da die Rede? In erster Li nie natürlich von der eigentlichen, der „inne ren" Stadt, die anno 1822 innerhalb des alten Mauerringes gezählte 241 Fiäuser hat und 4268 Einwohner. Diese innere Stadt ist aber nur das erste von vier Vierteln oder „Sektio nen" des weiteren Stadtbereiches, zu dem die Obere (östlich). Untere (westlich der Landstraße) und Äußere Vorstadt (im Süden) gehören. Und zum Kommissariatsbezirk Linz zählen schließlich noch die Orte Waldegg, Lustenau, St. Peter, Kleinmünchen und Leon ding. In diesem damaligen Großraum Linz le ben um 1820 etwa 24.000 Einwohner; dazu kommt die Garnison in wechselnder Stärke, eine nicht unbedeutende Zahl von Schülern und Studenten und last not least Scharen von Bediensteten, Gesinde, Taglöhnern und son stigem „Volk", das in Linz kein „Fieimatrecht" genießt, aber im Dunstkreis der Adelshäuser und bürgerlichen Wohn- und Arbeitsstätten zeitweilig sein Auskommen sucht. im ,, . I V-ÜJk- /z • "v I V .1, • 1 ( Vy" —. r • /JT A r> * ^ \ s iS'Ä.^meso.r. Ok^vrnt ^ ' x?-' / S?sbsa. ' "pT f y/ \ \ II tfAf ■ '*'T£ ^ ^ 'i ■ * _ .K.v.vi'i V> vfl
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