Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 3, 1989

Bücherecke Landschaft, Kunst Ursula Pflstermelster: Niederbayern — Landschaft, Kunst, Brauchtum. — Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1986, 104 Selten mit 46 farbigen Bildseiten, Reliefkarte Im Vorsatz, Format 23,5 x 28 cm, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 436.80. Niederbayern, unser kaum bekannter Nachbar, ist eine längst fällige Entdeckungsreise wert! Zu dieser Ansicht kommt man spätestens, wenn man Ursula Pfistermeisters Bildband eingehend be trachtet hat. Die einprägsamen, zum Teil meisterli chen Aufnahmen der international anerkannten Fo tografin führen uns im Querschnitt den land schaftlichen und kulturellen Reichtum dieses alt bayerischen Landstrichs vor Augen. Zu den bauli chen Höhepunkten wie Passau, Albersbach, Osterhofen, Niederaltaich, Straubing, Landshut oder Weltenburg gesellen sich verborgene Gustostückl, wie die Wallfahrtskirche zu Sammarei, Schloß Arnstorf oder die prachtvollen gotischen Glasgemälde in der Dorfkirche zu Jenkofen. Doch nicht nur der Kunstliebhaber hat Freude an dem Buch. Der Reichtum der niederbayerischen Land schaft schließt die Waldeinsamkeit um Rachel, Lü sen und Dreisessel ebenso ein, wie den frucht schweren Gäuboden oder das reizvolle Tal der unteren Isar. Daß das Brauchtum nicht zu kurz kommt, beweist die Tatsache, daß wir neben der dominierenden Landshuter Fürstenhochzeit so in time Zeugnisse, wie Totenbretter und Arma-Christi-Kreuze, das Englmarisuchen und den Vilsbiburger Dionysimarkt finden. Zu jeder Biidseite hat die Autorin eine Textseite ver faßt, wobei sie sachliche Informationen in journali stisch aufgelockerter Form vermittelt. Der Leser er fährt darin viel über Schönheit und Besonderheit, Geschichte, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Volksle ben, und doch entsteht in ihm der Wunsch, Land und Leute Niederbayerns noch gründlicher ken nenzulernen — am besten an Ort und Stelle. Bernd J. Welgand und Harry Welgand: Franken. Ein Bildband und Reiseführe.r — Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1983, 175 Selten mit 3 Gebietskar ten und 50 farbigen Bildtafeln, Übersichtskarten auf Vor- und Nachsatz, Format 23,5 x 28 cm, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 452.80. Franken hat mit seiner Landschaft, seinen Burgen und Schlössern, mit seinen Fachwerkbauten, sei nen mittelalterlichen Stadtmauern und Türmen we sentlich das Bild vom romantischen Deutschland geprägt. Zwei gebürtige und überzeugte Franken, Bernd und Harry Weigand, haben es unternom men, ein Bild dessen zu vermitteln, was den Reiz dieser Landschaft ausmacht. Dabei erwies es sich als eine schwierige Aufgabe, die Vielfalt an bedeu tenden Bauwerken, künstlerischen Kostbarkeiten und fränkischen Eigenheiten zu bändigen, waren doch so markante Zentren wie Nürnberg und Würz burg, Bamberg und Bayreuth, Rothenburg und Dinkelsbühl gleichermaßen zu berücksichtigen, wie verborgene Schönheiten am Rande. Die Autoren wählten dazu eine für den Reisenden zwar sehr praktische, für den Leser aber eher nüchtern wirkende Methode: Sie reihten die Städte und Ortschaften nach den Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken und innerhalb dieser nach den einzelnen Landkreisen. Immerhin konnten so mehr als 150 sehenswerte Ansiedlungen beschrieben werden. Jedem Bezirk ist eine Gebietskarte mit Lage der Landkreise vorange stellt, was dem Besucher das flächenmäßig große Gebiet überschaubar macht. Bernd und Harry Weigand haben sich bemüht, ihre Heimat im Bild von der typischesten Seite vorzu stellen. Sie haben auf Motive verzichtet, die aus bereits erschienenen Publikationen hinlänglich be kannt sind und konnten trotzdem noch aus dem Vollen schöpfen — bei der Überfülle an Schönheit in Landschaft und Bauwerk, die das romantische Franken bietet. So ist ein Bildband entstanden, in dem man gern blättert, dem zur Faszination freilich ein Hauch von Stimmung abgeht. Die Aufnahmen sind samt und sondern zu „brav", um aufregend zu wirken. Alles in allem liegt mit „Franken" ein Bilderbuch mit informativem Text vor, das sich gut als Reiseführer eignet, zumal ein umfangreicher Anhang Routenund Tourenvorschläge aufweist und über Feste und Spezialmuseen in Franken unterrichtet. Helga Litschel Siegfried Färber / Wllkln Spitta: Regensburg. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. — Regens burg: Verlag Friedrich Pustet 198,7 148 Selten, 68 vierfarbige Bildselten, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 486.—. Dieser großformatige, sorgfältig ausgestattete Bild band kann als Musterbeispiel einer zeitgemäßen Stadtdarstellung beschrieben werden. Die Autoren sind berufene Verkünder der Schönheit und histo rischen Bedeutung der einstigen „Freien Reich stadt des Heiligen Römischen Reiches", über die Goethe am Beginn seiner Italienischen Reise schrieb: „Regensburg liegt gar schön. Die Gegend muß eine Stadt anlocken." Das Buch ist anschaulich konzipiert. Wilkin Spitta schuf die ganzseitigen Farbaufnahmen, Meister werke der Fotografie. Dazu schrieb Dr. Siegfried Färber, bis 1976 Fremdenverkehrsdirektor der Stadt Regensburg und des Fremdenverkehrsver bandes Ostbayern — in Oberösterreich erinnern wir uns dankbar an seine Hilfe bei der Landesaus stellung in St. Florian „Die Kunst der Donau schule —, sachkundige Texte, die dreisprachig (deutsch — englisch — französisch) verfaßt sind. Hervorzuheben sind auch die Vorsatzpapiere mit einem historischen und einem modernen Stadtplan. Texte und Bilder laden zu einem Besuch von und vielen Spaziergängen in Regensburg ein. Die Glie derung ist historisch orientiert vom Ursprung der Stadt bis in die Gegenwart herein, wobei der „Weichser Radi" nicht fehlen darf: ein Gang durch die Geschichte einer Stadt, die reich ist an römer zeitlichen, hochmittelalterlichen, endgotischen, barocken Architekturen und Kunstschätzen, einer Stadt, die ihren Besuchern ästhetische Träume erfüllt! Für uns Österreicher ist überdies Regensburg eine Stadt mit vielen historischen und kulturellen Bezü gen. Gemeinsam ist die Kulturlandschaft der Do nau: Regensburg am nördlichsten, das nieder österreichische Hainburg am östlichsten deutschsprachigen Punkt dieses zweitgrößten europäischen Stromes. Das römische Legionsla ger Castra Regina wurde von Kaiser Marc Aurel er baut, der viele Regierungsjahre in Carnuntum ver brachte, wohin ihn die Sorge um die Verteidigung des Limes führte. Wenn Regensburg als agilolfingische Herzogspfalz beschrieben wird, so ist auf gleichartige Residenzen der Agilolfinger in Ranshofen und Lorch hinzuweisen. Vor allem aber ist der Reichstag von Regensburg im Jahre 1156 als Geburtsort des selbständigen Herzogstums Öster reich anzuführen. Der hl. Wolfgang — Pacheraltar in St. Wolfgang mit Darstellung seiner Vita — war Bischof von Regensburg. Albrecht Altdorfer — Hauptmeister der sogenannten „Donauschule"! Die Regensburger Bürgerstochter Barbara Blom berg war Mutter von Don Juan de Austria, dessen Vater war Kaiser Karl V. Von 1663—1806, dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Na tion, tagte hier der Immerwährende Reichstag. Diese reiche Vergangenheit dokumentiert sich in einer Vielzahl von großartigen Kunstwerken, so etwa der Verkündigungsengel aus der Zeit um 1280 im Dom, die Glasfenster im Hauptchor des Domes St. Peter — „Kein anderer Dom in Deutsch land hat so viele Scheiben in solcher Geschlossen heit aufzuweisen", das Nordtor des römischen Le gionslagers — die Porta Praetoria, die älteste deutsche Brücke, die „Steinerne Brücke" über die Donau, erbaut Mitte des 12. Jahrhunderts usw. Regensburg ist aber auch eine höchst lebendige Stadt mit einer gepflegten Altstadt, gemütlichen Biergärten, vielen zeitgenössischen Kultureinrich tungen, einer Universität, 1967 als vierte bayeri sche Landesuniversität eröffnet usw. All dies vermittelt dieser Bildband, der vor einem Stadtbesuch als willkommene Informationsquelle benützt und nach einem Stadtbesuch als Erinne rungsbuch gern nach Hause mitgenommen wird. Franz Johann Pilz: Heimische Naturschönheit. Mit Pinsel, Stift und Stichel. Eine Selbstbiographie. — Bad Aussee: Schriftenreihe des Kammerhofmu seums 1989, 172 Seiten mit 23 farbigen und 55 schwarzweißen Abbildungen, 21 x 25 cm. Der Goiserer Maler und Graphiker Franz Johann Pilz hat sein Leben und sein künstlerisches Schaf fen weit abseits von den lauten Straßen der gegen wärtigen Kunstszene eingerichtet. In einer Selbst biographie, die auch als ein beachtliches literarisches Zeitdokument gewertet werden kann, erscheint mir ein Satz für ihn — den Einzelgänger — besonders kennzeichnend: „Als Künstler beste he ich ganz entschieden darauf, das Recht des Menschen auf Idylle, auf seine Träume, auf Ruhe, ja auch auf die verpönte ,Weltflucht' zu betonen!" Er hat diesen Weg konsequent von Jugend an beschritten. Es war sein mühsames Schicksal, das ihm auferlegt worden ist. Geboren in der Ein schiebt des Gosautales, bedrängt von der Not der Zwischenkriegszeit, aber immer beseelt von der Sehnsucht, „irgend etwas Besonderes tun und lei sten zu wollen", fand er dieses „Besondere" im Be ruf des Malers und Graphikers. In Wien erwarb er sich in den Jahren 1946—1950 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, vor allem als Schüler des heute schon legendären Kupferstechers Hans Ranzoni, eine solide Ausbildung. 1953 übersiedel te er endgültig nach Goisern und schuf dort sein umfangreiches Lebenswerk als Aquarellist und 79

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