Dorferneuerung in Oberösterreich Karl Wolfmayr Mit der Industriallsierung, besonders seit An fang der 50er Jahre, hatte der Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft auf die Dorf siedlungen bzw. auf den ländlichen Raum sehr nachteilige Auswirkungen. Die immer stärkere Mechanisierung der Landwirtschaft hat Arbeitskräfte aus der Land- und Forstwirtschaft freigemacht. Die Folge war eine starke Abwanderung in die Stadt, die jedoch inzwischen wieder weitge hend zum Stillstand gekommen ist. In ver schiedenen Gebieten hat sich dieser Trend bereits umgekehrt. Die Stadt hat in vielen Be reichen, z. B. durch Umweltbelastungen und den Wertewandel, ihre Faszination verloren. Es ist auch eine Rückbesinnung auf die Vor züge des Landiebens als verbreitete Tendenz nach den Jahren der Landflucht festzustel len. Viele Stadtbewohner wandern an den Stadtrand oder in die Dörfer ab. Auch die an gestammten Dorfbewohner geben neuerlich ihren Wohnsitz im Dorf nicht auf und nehmen lieberweitere Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf. Die Dörfer sind allerdings keine reinen Bau erndörfer mehr, sondern Wohn-, Erholungs und Fremdenverkehrsdörfer geworden. Auch durch Umbauten der bestehenden Bausub stanz wurde das Dorfbild verändert. Der Wunsch nach mehr Wohnkomfort veranlaßte viele, den Wohnteil der überkommenen BauAltes Innviertier Holzhaus in Pesenreith bei Tumeltsham. — Foto; H. G. Priliinger, Gmunden ernhäuser umzugestalten. Bei diesen Um bauten hat man leider oft zu wenig Rücksicht auf das Ortsbiid genommen. Vor allem sind hier anzuführen die sprossenlosen Fenster, die Verwendung von nicht bodenständigen Baustoffen und die Anwendung fremder Stil elemente. Dies ist umso bedauerlicher, da ja das überlieferte Bauernhaus mit seinen viel gestaltigen Hausformen in den verschiede nen Landesteilen immer noch das Land schaftsbild bestimmt und ein wertvolles Dokument der Volkskultur darstellt, das häu fig sogar Denkmalwert besitzt. Die Trennung der alten Ortskerne von den neuen Siedlungsgebieten am Ortsrand oder außerhalb hat sehr oft zum Verlust der Identi tät der Dörfer geführt. Die Bevölkerung in den Ortskernen ist überaltert, Häuser sind unbe wohnt bzw. der Zustand der Objekte hat sich allmähiich verschlechtert. Zwangsweise sind verschiedene Dorfbereiche entstanden, und zwar solche mit dörflichem und andere mit (vor)städtischem Lebensstil. Die erwünschte dörfliche Gemeinde ging verloren. I
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