Links; Die alte Elsenmetropole Steyr. — Foto: Gerhard Algner, Linz. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13080/313-1.6/82 Geschichtliche Entwicklung von Stadt und Land Zwischen Stadt und Land bestanden ur sprünglich ein starker Gegensatz und eine deutliche Abgrenzung. Die mittelalterliche Stadt hob sich als kompakte Silhouette mit Mauern und Türmen vom „flachen" Land ab. Das künstliche Gebilde Stadt bildete einen zweifelfreien Kontrast zur natürlichen Umge bung, einen Eindruck von Enge im Gegen satz zur Weite der Umgebung. Die visuell ein deutige Zuordnung ergab sich auch funktional: Handwerk und Handel, Kultur und Verwaltung in der Stadt, landwirtschaftliche Erzeugung auf dem Land. Das Wort „Stadt" leitet sich aus dem althochdeutschen „stat", „Ort", „Stelle" ab. Der Übergang zu städtischen Hochkulturen erfolgte seit dem 9./8. Jahrtausend in Palästi na (Jericho), seit dem 5. Jahrtausend im Nil-, Indus-, Euphrat- und Jangtsekiangtal. In Eu ropa begann die Stadtentwicklung im 2. vor christlichen Jahrtausend im östlichen Mittel meerraum und hatte ihren ersten Höhepunkt in der griechischen Polis. In Mitteleuropa ging das Entstehen der Städ te mit dem Erstarken des Bürgertums einher, das sich in Pfarr- und Gerichtsgemeinden zu sammenschloß, bzw. im Hoch- und Spätmit telalter durch herrschaftliche Stadtgründun gen manifestierte. In der Renaissance werden neue Vorstellun gen für den Städtebau entwickelt, wobei die Stadt als formale Einheit gesehen und nach den Gesichtspunkten Regelmäßigkeit und Symmetrie gestaltet wird. Diese als Hauptund Residenzstädte gestaiteten Siedlungen, die in der Barockzeit in Österreich ihren Hö hepunkt erreichen, sind durch strenge Bau vorschriften über Fassaden, Firsthöhe usw. einer einheitlichen Form unterworfen. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhun dert führt zu einer großen Zuwanderungswel le in die neuen Industriezentren. Die Städte dehnen sich explosionsartig aus. So entste hen ganze Stadtviertel mit Mietskasernen. Eine neue Welle der Stadterweiterung erfolgt in der Zwischenkriegszeit, gleichfalls mit ihren unverwechselbaren städtebaulichen Merkmalen. Während und nach den in den meisten Groß städten erlittenen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine bisher noch nicht dagewesene Veränderung des Stadtbildes, sowie bis in die jüngste Gegenwart ein erneu tes, explosives Wachstum der Städte nach außen. Die Geschichte der menschlichen Kultur ist somit von einer ständigen Verstädterung be gleitet. Der ländliche Raum ist immer im Zusammen hang mit diesem Jahrtausende alten Verstäd terungsprozeß zu sehen. Auch der ländliche Raum hat sich verändert, allerdings nicht in derselben dramatischen Weise. Seit jeher diente er der landwirtschaftlichen Produktion, um sich selbst und die Städte zu versorgen. Die Geburtenüberschüsse des ländlichen Raumes, die nicht von der Land wirtschaft leben konnten, wanderten in die Städte ab, um im Erzeugungs- und Dienstlei stungsbereich Arbeit zu finden. Rechts: Tal der Waldzelier Ache bei Ramerding, gut erhaltene Raumstruktur als Gegenbeispiel zur städtischen Struktur von Steyr. — Foto: Gerhard Aigner. Luftaufnahme freigegeben vom BMfLV mit ZI. 13083/225-1.6/89
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2