Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 3, 1989

möglich, einen Teil der Steinbrüche für die re gional am häufigsten verwendeten Steinsor ten (insbesondere Dekorsteine) zu identifizie ren, wenn nötig zu reaktivieren, sowie deren Standorte zu sichern. — Vorsorge für die ständige Belieferung mit traditionellen Baustoffen und Baumaterialien sowie Werkzeugen (z. B. gut abgelagertes Holz, Stumpfkalk, frostsicheres keramisches Material). — Einrichtung einer Prüfstelle für die Ver wendbarkeit von neuen Techniken und Bau materialien neben den alten Methoden im Bereich der Dorf- und Stadterneuerung sowie Denkmalpflege im engen Einvernehmen mit Spezialisten für Altbausanierung und Denk malschutz. Langzeitbeobachtungen von Mu sterarbeiten und neuen Baustoffen sowie deren Verträglichkeit mit anderen Mate rialien. Z Neuorientierung für Ausschreibungs-, Vergabe- und Förderungsrichtiinien, Normen, Bauordnungen bzw. Verordnungen im Sinne einer Berücksichtigung der Aufgaben der Dorf- und Stadterneuerung und Denkmai pflege Bei Vorliegen einer fehlerhaften Ausschrei bung (Fehlen notwendiger Arbeite- bzw. Sa nierungsschritte), die durch ungenügende Sachkenntnis entstanden ist, kann ein umfas sendes, den Gegebenheiten und den Überra schungen des Altbaues Rechnung tragendes Anbot zugunsten eines „Billigeren", das nicht so viele (jedoch notwendige) Arbeitsschritte enthält, beiseite geschoben werden (Franz Neuwirth). Gleichzeitig werden oftmals Bau teile, die nur repariert werden müßten, mut willig aus falschem Prestigedenken heraus, aus Gründen der Steigerung der Verdienst spanne und aus Unwissenheit ausgetauscht, was auch zu höheren Kosten für den Bau herrn führen kann. Die diversen Handbücher mit ihren Berechnungstabellen für Lärm bzw. Wärmedämmung gehen kaum oder zu wenig auf historische Baumaterialien und Baukonstruktionen ein. Leicht aus vollständi gen bauphysikalischen Unterlagen ableitba re kostengünstige Sanierungsmaßnahmen unterbleiben daher aus Unsicherheit und Un wissenheit. Viele nur reparaturbedürftige Ob jekte wurden deshalb „wegsaniert" und durch Neubauten ersetzt. Wichtig erscheint daher eine systematische Sichtung des erwähnten rechtlichen und technischen Instrumentari ums, das das Bauwesen in Oberösterreich bzw. in Österreich prägt. 8. Arbeitsmarktfördernde Maßnahmen für das Handwerk Die derzeit in Geltung stehenden Normen, Ausschreibungs-, Vergabe- und Förderungs richtlinien sowie Verordnungen und Erlässe, die Bedeutung für Denkmal-, Orts- und Stadt bildpflege haben, normieren und fördern „neue" Materialien und Techniken schwer punktmäßig. Sie „erzwingen" damit in direk ter oder indirekter Weise vielfach ungerecht fertigt deren Anwendung im Zusammenhang mit Sanierungsaufgaben an Altbauten. Gleichzeitig ist aber bekannt, daß eine werk gerechte Sanierung unter Berücksichtigung traditioneller Handwerkstechniken um eini ges billiger sein kann als ein Neubau. Die derzeit praktizierte Form der Vergabe von Aufträgen verlangt z. B. derzeit den Zuschlag an den Billigstbieter. Im Rahmen einer Wiederaufwertung der handwerklichen Berufe, einer umfassenden Wirtschaftspolitik für die Dorf- und Stadter neuerung wären Maßnahmen der Gewerbe förderung und der Arbeitsmarktförderung an zusprechen. Schwerpunkte könnten unter anderem sein: — Förderung der Kurskosten für Weiterbild u ngsveranstaitu ngen. — Förderung der Lehrlingsausbildung in Handwerksbetrieben. — Förderung von bestimmten Handwerks betrieben im Rahmen der Gewerbeför derung. — Förderung von Beschäftigungs- und Aus bildungsprogrammen im Rahmen von Dorfund Stadterneuerungsaktionenfür Beschäfti gungslose durch die Arbeitsmarktver waltung. Literaturhinweise: Amt der oö. Landesregierung, Landesbaudirektion: 2. Raumordnungsbericht, Schriftenreihe 1980, Linz 1980, S. 48—50. W. Elbert, Laßt den Schmied im Dorf! Historischer Ort und Handwerk — eine wünschbare Symbiose. — in: Handwerk für Dorf- und Stadterneuerung, OÖ. Raiffeisen-Zentralkasse Linz und OÖ. Han deiskammer Linz, 1986, S. 7—9. H. R Jeschke, Arbeitsmaterialien für die Aus- und Weiterbildung: Wichtige internationaie und natio nale Empfehlungen zur Handwerkerausbildung und -Weiterbildung sowie zu Denkmal-, Orts- und Stadtbildschutz (Auswahl), Raiffeisenkasse Ober österreich, Linz 1986. Ders., Dorferneuerung und Gemeindeentwicklung — Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Planern und Gemeinden, Europarat, Straßburg 1987. K. Neubarth, Weiterbildung des Handwerks — Auf gaben in der Denkmalpflege, Dorf- und Stadter neuerung in Österreich. — in: Handwerk für Dorfund Stadterneuerung, OÖ. Raiffeisen-Zentralkas se Linz und OÖ. Handeiskammer Linz, 1986, 8. 10—12. Österreichische Raumordnungskonferenz: Liste vorrangig erneuerungsbedürftiger städtischer Pro blemgebiete, Wien 1988. Anmerkungen: 1 Für Oberösterreich ist das „Zentrum für Hand werkstechnik in Dorf- und Stadterneuerung" im Schloß Hanshofen bei Braunau eingerichtet wor den und bereits durch mehrere Veranstaltungen aktiv geworden. (Leitung Baudirektor Dipi.-Ing. R. Reinisch und Dipl.-Ing. Hans P. Jeschke). Die Ein richtung erfolgte im Zusammenhang mit einer re gionalen Handwerkerorientierung in Oberöster reich im Jahre 1986 im Rahmen der Aktion „Handwerk für Dorf- und Stadterneuerung" in Zu sammenarbeit von dem Europäischen Ausbil dungszentrum für Handwerker im Denkmalschutz (Venedig) und der Projektgruppe Raumordnung sowie der Trägerschaft OÖ. Raiffeisen-Zentralkas se und OÖ. Handelskammer (Pilotprojekt des Eu roparates unter persönlicher Patronanz von Herrn Generalsekretär Dr. Franz Karasek [f])- 2 Vgl. Jeschke, H.-P; Pitschmann, E.: Orts- und Stadtbilddokumentation, Warum?, Womit?, Wie?, Wozu?, OÖ. Raiffeisen-Zentralkasse, 2. Auflage, Linz 1984. 3 Vgl. H.-P Jeschke, Stadtbilddokumentation und Kulturgüterinventarisation als Instrument der Stadterneuerung und Stadtentwicklung. — in: Österr. Gemeinde-Zeitung, H. 10, Wien, 1986 S. 17—24. Photo: E. Elbert, Zeichnungen: E. Pitschmann 45

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