Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 3, 1989

auf das Wohnumfeld („städtebauliche Miß stände") bezieht (Auftraggeber: Österreichi sche Raumordnungskonferenz). Diese Un tersuchung gibt einen ersten Überbiick über die regionaie Verteiiung der vordringiich erneuerunsbedürftigen städtischen Gebiete in Österreich. — „Umfassender örtsbiid- und Kulturgüterka taster" auf Landesebene: Für öberösterreich wurde ein umfassender örtsbiid- und Kuiturgüterkataster ais Teii des Oberösterreichischen Raumordnungskata sters eingerichtet, der den Forderungen des Europäischen Denkmaischutzkongresses und des 5. Europarat-Symposiums im Okto ber 1977 in Granada „Ländiiche Architektur in der Regionaipianung" entspricht. Danach wäre der Tatsache „Rechnung zu tragen, daß eine Politik der Erhaitung unseres kuiturellen Erbes in der Regionaipianung nur dann mögiich ist, wenn es Inventars des Schutzgebie tes gibt". Mit dem im Oberösterreichischen Raumordnungskataster voriiegenden Materiai sind die Grundiagen für einen verbesser ten Ortsbildschutz, verbesserte Ortsbildpfle ge und Ortsgestaltung im Sinne der Wahrung des bauiichen Erbes nach internationaien Empfehlungen des Europarates geschaffen worden. Aufgrund der umfangreichen Doku mentation iiegt erstmals eine Darsteilung der erfaßbaren Materiaiien für die 445 Gemein den des Landes aus zum Teii wiederentdeck ten Archiven, inventaren und Biiddokumentationen vor. Unter diesen befinden sich beispielsweise das vom Land Oberösterreich angekaufte Inventar des bekannten österrei chischen Architekturtheoretikers Prof. Mag. arch. Friedrich Achieitner (Objektkartei des späten 19. und 20. Jahrhunderts mit Bauten des Historismus, des Jugendstiis, der zwan ziger Jahre etc.), das Rudoif-Hecki-Archiv, In ventars der Autoren Klaar, Koepf, Kretschmer, Dimt und Ecker, Erhebungen der Abteilung Raumordnung und Landesplanung des Am tes der oö. Landesregierung (umfassende Kuiturgüterkarten), der Projektgruppe Raum ordnung sowie Baudokumentationen der Ab teilung Vermessung, des Bundesdenkmaiamtes, des Institutes für Baukunst an der Technischen Universität Wien, Dokumenta tionen der OÖ. Landesbiidsteiie und des OÖ. Landesmuseums, desgleichen Verzeichnis se der Haager Konvention zum Schutz der Kulturgüter und ein Hinweisverzeichnis alter Stiche und Abbildungen im OÖ. Landesmu seum etc. Mit Hilfe des Katasters sind derzeit rund 41.000 Fotos und Abbildungen teilweise im Original jederzeit zugänglich, und zwar nach Gemeinden bzw. nach Bezirken geord net. Er enthält überdies rund 6000 wertvolle Orts- und baugeschichtiiche Hinweise. Die Dokumentation beginnt mit dem Jahr 1900. Sie enthält auch einzelne wichtige Grundia gen für den Ortsbiidschutz, die noch vor der Jahrhundertwende abgefaßt worden sind. — Örtsbiid- und Stadtbiiddokumentation in Oberösterreich auf Gemeindeebene: im Rahmen eines gleichnamigen Piiotprojektes des Europarates unter der persönlichen Patronanz des damaligen Generalsekretärs Dr. Franz Karasek läuft, unterstützt durch eine Broschüre^, eine Aktion zur Erarbeitung von Biiddokumentationen bzw. Kulturgüterinventaren, die als amtliche Unterlage für die Bürgermeister, Gemeinderäte im Gemeinde amt institutionalisiert werden soll. Mit Hilfe der Daten des „Umfassenden Örtsbiid- und Kuiturgüterkatasters" des Landes und Anga ben von Bundesebene können auf Gemein deebene noch weitere detaillierte Unterlagen zur Identifizierung und Pflege von Kulturgut und Erneuerungsobjekten zusammengetra gen werden.® 5. Weiterbildung der bautechnischen Sachver ständigen, der Techniker der Bezirksbauäm te,r der Bauamtsieiter und Baubearbeiter in den Gemeinden und Stadtämtern, der Archi tekten und von sonstigen Baufachieuten Die Behörden und Ämter bedienen sich für die behördlichen Aufgaben sowie die Aufga ben der freien Förderung und Beratung der Techniker. Architekten, Statiker, Zivil ingenieure für das Bauwesen etc. sind im Auftrag ihrer Bauherren mit der Realisierung von Bauvorhabenbeschäftigt(Entwurf, Bera tung des Bauherrn, Bauaufsicht etc.). Der Ar chitekt ist in vielen Fällen Vermittler von denkmal-, orts- und stadtbildpflegerischen Anforderungen an den Handwerker, in den meisten Fällen sind es jedoch die Baumei ster, vor allem im ländlichen Bereich, die diese Vermittlerfunktion wahrnehmen. Bei dem genannten Personenkreis liegen daher viele Möglichkeiten einer Innovation des Ein satzes des Handwerks in Dorf- und Stadter neuerung. Einerseits ist da die behördliche Seite mit der Wahrung öffentlicher Interessen (baubehördliche Auflagen) im Bauverfahren und andererseits sind die Weichen für eine fachgerechte Sanierung im Entwurf des Ar chitekten bzw. Baumeisters gestellt. Eine für diesen Personenkreis abgedeckte Weiterbil dung ist daher von größter und vordringlicher Bedeutung. 6. Rohstoff- und Baumaterialforschung für die Dorf- und Stadterneuerung □XL 1 Vielfach wurde versucht, die Sanierung von Altbauten mit Materialien und Techniken zu bewerkstelligen, die in einem Neubau Ver wendung finden können. Für die Objekte im Rahmen der bewahrenden Erneuerung der Dörfer und Städte sind sie vielfach falsch am Platz. Früher wurden die Baumaterialien vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt erstellt, wo bei alle Eigenschaften bekannt waren. Viel fach besteht heute auch nicht mehr die Mög lichkeit, die Rohmaterialien selbst auszusuchen und zu bestimmen. Man muß auf das von der Industrie gelieferte Roh- bzw. Halbfertigprodukt zurückgreifen. Die an und für sich sehr positiv zu bewertende Tatsache der industriellen Produktion der Rohstoffe kann in unserem Zusammenhang mitunter unangenehme Nebenwirkungen bringen. Wichtig erscheint daher: — Identifizierung und Sicherung von für die regionale Dorf- und Stadterneuerung not wendigen (älteren) Baustoffen und Materia lien. So sollte z. B. im Rahmen der österreich weiten Rohstofforschung (Bund/Länder) eine Untersuchung jener mineralischen Rohstoffe hinsichtlich ihres Standortes, ihrer bauphysi kalischen Eigenschaften und ihrer Verwend barkeit für die Zwecke der Dorf- und Stadter neuerung erfolgen. Es wäre dann z. B. auch 44

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