Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des Handwerks Die Pflege unseres architektonischen Erbes ist eine wirtschaftliche und kulturelle Notwen digkeit zur Wahrung der Identität unserer Dörfer, Städte, Regionen und unseres Staa tes. Diese Bedeutung ist ebenso erkannt, wie die tragende Bedeutung für den Fremdenver kehr und die Vermarktung kulturspezifischer Gegebenheiten in diesem Zusammenhang. Aber auch die Sicherung gewerblicher Ar beitsplätze bekommt angesichts der sich än dernden sozioökonomischen Rahmenbedin gungen einen immer größeren Stellenwert — eine Tendenz, die die Identität des Hand werks selbst stärkt und langfristig der Degra dierung zum bloßen Industriearbeiter entge genwirkt. Handwerkeraus- und Weiterbildung als Teil einer übergeordneten Bau-, Umweitgestaltungs- und Raumordnungspolitik Die komplexen Aufgaben der Revitalisierung, der Umnutzung überkommener Bausub stanz verlangen umfassend ausgerichtete Konzepte auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Das gesamte Bau- und Pla nungsgeschehen läuft im Rahmen bestehen der Gesetze, Verordnungen, Normen und Werthaltungen bei politischen Entschei dungsträgern, privaten und öffentlichen Bau herren, sowie technischen Sachverständigen ab. Die Hausmodernisierung ist dabei ein letztes Glied der langen Kette von Entwick lungsplanungen bzw. Konzepten, die bei bun desweiten Planungen und Normen begin nen, über Landesplanung und Baupolitik des Landes zu regionalen und lokalen Festlegun gen durch die Gemeinde (Entwicklungs-, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne) hinführen. Die Gestalt unserer Heimat hat ihre Verursacher in dieser Vielfalt pluralistischer und föderalistischer „Gestalter" unse rer Umwelt. Der Handwerker ist Teil dieses „Systems", meist am Ende der „Entscheidungskette", ein „Beauftragter", der Entwürfe bzw. Aufträge auszuführen hat. Zusammen mit der engeren Handwerkeraus- und Weiterbildung muß da her ein „Klima" im Rahmen einer umfassen den Bau-, Kultur- und Raumordnungspolitik geschaffen werden, damit das Vorhaben der Sanierung unserer Dörfer und Städte und die Ausbildung von qualifizierten Handwerkern kein Griff ins Leere für alle Beteiligten wird und dadurch zur großen Enttäuschung führt. Für den Handwerker, der noch keinen ausrei chend großen „Markt" vorfindet, um seine Le bensexistenz darauf aufzubauen, für den Bauherrn bzw. Berater, die keine geeigneten Bauausführenden für eine kostengünstige Sanierung finden, sowie die öffentliche Hand, deren Erneuerungskonzepte und Stra tegien Papier bleiben oder sich in vorder gründigen Maßnahmen wie Ortsplatzgestal tung, Fassadenfärbelung oder wenigen „Musterdörfern" erschöpfen. Dorf- und Stadterneuerung spricht die ge samte Struktur unseres baulichen Erbes mit ihren sozialen, wirtschaftlichen und kulturel len Aspekten an. Institutionalisierte Aus- und Weiterbildung für Denkmalpflege, Dorf- und Stadterneuerung Unser kulturelles, architektonisches Erbe ist von Handwerkern geprägt worden, ob es künstlerisch bzw. historisch hochwertige Denkmale sind oder es sich um bescheidene Objekte, z. B. im Rahmen eines ländlichen Ensembles, handelt. Die sich als immer not wendiger abzeichnende Aufgabenstellung der Dorf- und Stadterneuerung macht eine systematische, in eine übergeordnete Wirt schafts-, Bau-, Kultur- und Raumordnungspo litik eingebundene Hinführung des Hand werks zu dieser Aufgabe notwendig. Die Kenntnisvon traditionellenTechniken,Werk stoffen, möglichen Verbindungen neuer Ma terialien und Ersatzstoffe mit traditionellen Werkstoffen muß die Grundlage für Sanie rungsmaßnahmen in unseren alten Dörfern und Städten werden. Die Überbewertung industrieller Arbeitswei sen verhinderte vielfach werkgerechtes Sa nieren im historischen Bereich. Diese erwähnten Anliegen benötigen die Durchsetzung umfangreicher und umfassen der Maßnahmenbündel einer übergeordne ten Bau- bzw. Raumordnungspolitik, die in acht Schwerpunkten die Zukunftschancen für Handwerk und Gewerbe sichern helfen. 7. Aufbau eines regionalen Brennpunktes^ der Handwerkeraus- und Weiterbildung im Hinblick auf die bewahrende Erneuerung Zu den Aufgaben im Rahmen eines umfas senden Konzeptes könnte neben der unmit telbaren Aus- und Weiterbildung gezählt werden: — Regionale Dokumentation und Sammlung von für die Denkmalpflege, Orts- und Stadt bildpflege wichtigen Werkzeugen, Materia lien, Belegen etc. über die Arbeitsabläufe, Techniken und Materialien; — regionale Handwerkerorientierung: Die vielfach beengte zeitliche und finanzielle Situation der Unternehmer macht es notwen dig, kleinregionale Kurse bzw. Seminare dieser Art abzuhalten, damit „mit dem Essen der Appetit" zur gründlichen Weiterbildung kommt; — kritische Prüfung und Sicherung neuer Bauverfahren und Methoden im gegebenen Rahmen samt Materialprüfung, Beobach tung von Langzeitversuchen in Oberöster reich und im österreichischen Bundesgebiet, Beobachtung und Konzeption von Maßnah men zur Minderung bzw. Verhütung von Um weltschäden an Kulturgütern in Ober österreich; — Aufbau von ausgewählten Materialbanken (Steinbank etc. bzw. Karteien über Verfügbar keit von traditionellen Baustoffen); — Betreuung einer Fachbibliothek samt Bi bliothek für Medien wie Video, Film, Dia. In formationsmaterialherausgabe zu Instand setzungsverfahren im genannten Rahmen. — Fernkurs mittels Informationsbrief: Vielen Handwerksbetrieben ist es nicht mög lich, den Arbeitsplatz längere Zeit zu verlas sen, andererseits sind auch die Plätze wegen der gezielten Wissensvermittlung be schränkt. — Systematische Handwerkeraus- und Wei terbildung durch berufsbildende Institutionen in Zusammenarbeit mit einschlägigen fach spezifischen Institutionen. Aufbauend auf die erstgenannten Schritte einer Innovation bzw. parallel dazu ist es not wendig, eine Aus- bzw. Weiterbildung, die auf systematisch erstellten Lehrplänen beruht (hierarchisierte Bildung), anzubieten. Damit sollen fachspezifische und zeitlich (jährlich) sich wiederholende Angebote, die auf den di versen Grundkursen aufbauen, institutionali- .siert werden. Diese Vorgangsweise könnte die sehr verdienstvollen Einzelaktivitäten und Einzelveranstaltungen ablösen und zu einem Gesamtkonzept führen. — Weiterbildung der Berufsschullehrer, Neu orientierung der Ausbildung: Neben den im Beruf stehenden Arbeitskräf ten muß vor allem die jetzt in Ausbildung ste hende Generation mit dem notwendigen Rüstzeug ausgestattet werden. Die Weiterbil42
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