Oberösterreich, 39. Jahrgang, Heft 3, 1989

\ ■ m als Schicksalsbaum für einen Menschen. Am Tage der Geburt des Stammhalters pflanzte der glückliche Vater, ob Kleinbauer oder feu daler Schloßherr, eine Linde. In vielen Orten sind Gedenklinden zu finden. Die Lärche ist die Frühlingsverkünderin des Nadelwaides und hat als lichthungriger Baum das Bestreben, über andere Bäume hinauszuragen. Als einziger Nadelbaum ver liert die Lärche alljährlich die Nadeln und spielt in der ländlichen Wettervorhersage eine wichtige Rolle. Im Altertum und im Mit telalterwurden schon der Lärchenschwamm, Rinde, Harz und Nadeln als heilkräftige Pflanzenteile geschätzt. Begreiflicherweise gilt die Lärche durch ihre oft bedeutende Höhe als „Blitzableiter" bei Gehöften und Kir chen. Im christlichen Glauben unseres Hei allem in Süddeutschland und Österreich. We gen des unangenehmen Geruches heißt diese Konifere auch „Stinkwacholder". Wei tere Namen sind Seben, Sevel, Sivel oder Säfelbaum. Die seitsame Stellung dieses Strau ches im Volksglauben geht aus einem Kräuterbuch des frühen 16. Jahrhunderts hervor. Hier heißt es in der drastischen Spra che der Zeit; „Die Meßpfaffen und die alten Huren genießen den Sevebaum am besten. Die Pfaffen pfiegen auf den Palmtag den Se vebaum mit anderen grün Gewächsen zu weihen, geben für die Donder (Donner) und der Teufei — können nicht schaffen — wo soiche geweihte Stengel im Haus geführet werden." Diese Wacholderart diente bereits in altheid nischer Zeit als Zauberkraut, welches die ka tholische Kirche übernommen hat. So wer den auch heute noch Zweige des Strauches stellenweise als Bestandteil des „Palmbuschen" am Palmsonntag geweiht. Der ge weihte Palmbusch wird das ganze Jahr über im Haus aufbewahrt oder auf das Feid ge stellt, um Segen zu erwirken und vor Unheil zu schützen. Im Spätmittelalter wurde auf grund einer besonderen Wirkung des Sadematlandes gehört der sprießende Lärchen zweig im „Palmbuschen" als Frühlingsbote miteinbezogen und im Volksglauben des Böhmerwaldes soll das Kreuz Christi aus Lär chenholz bestanden haben. Daher ist die Lär che als heiliger Baum in unmittelbarer Nähe vieler Kleindenkmäler anzutreffen. Immergrüne Pflanzen, wie Fichte, Föhre, Tan ne, Wacholder, Eibe, Sadebaum, Buchs usw., gelten als Sinnbild der Unsterblichkeit und Kraft bzw. als Todes- und Unsterblichkeits symbol und stehen vor allem im alpinen Raum im Zusammenhang mit christlichem Brauchtum und bei Kleindenkmälern nach wie vor in Verwendung. Der Sadebaum (Segenbaum — Juniperus Sabina) war und ist auch heute noch sehr häufig Bestandteil von Bauerngärten, vor „Gerichtslinde in Gries", St. Georgen im Attergau 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2