Landschaft und Landwirtschaft Johannes Kunisch Die Landwirtschaft, also die Produktion von Lebensmitteln für die Menschen, hat unmit telbare Auswirkungen auf die Umweltmedien Boden, Wasser, Luft und auf die lebenden Sy steme Pflanzen, Tiere, Menschen. Diese Auswirkungen werden seit einigen Jahren immer kritischer gesehen, insbesondere im Zusammenhang mit der in der Landwirt schaft herrschenden Überproduktion. Seit ei niger Zeit wird auch ein Wertewandel in der Gesellschaft spürbar, wobei die Sehnsucht nach Natur, Heimat und Gemeinschaft — Werte, die über das Materielle hinausgehen — von besonderer Bedeutung sind. Der ländliche Raum, die freie Landschaft und das Dorf, bekommen in diesem Zusammen hang, im Gegensatz zu städtischen Ballungs räumen, wieder ganz neue Chancen. Gerade diese Situation sollte genützt werden für eine positive Entwicklung der Landschaft. Eine auf Qualität und nicht nur auf Quantität orientierte Landwirtschaft, die im Einklang mit den ökologischen Prinzipien wirtschaftet, wird den geänderten Ansprüchen am besten gerecht werden. Es sollte daher eine umwelt freundliche Landwirtschaft forciert werden, die den Eintrag von Fremdstoffen reduziert, die durch die Erhaltung und Schaffung von Extensivflächen und artenreichen Biotop strukturen und Vernetzungen Lebensräume für seltene und gefährdete Tierarten sichert und nicht zuletzt auch für den Menschen eine vielfältige Landschaft, einen erlebnisreichen Ausgleichs- und Erholungsraum schafft. War man früher bemüht, durch künstliche Eingriffe die naturbedingten Standortsunter schiede für die landwirtschaftliche Produk tion mehr oder minder auszugleichen, be sinnt man sich heute wieder der ökologi schen Bedeutung einer größeren Vielfalt bei den Standortsbedingungen für den Natur haushalt. Nur durch sehr verschiedenartige Umweltbedingungen bei den Faktoren Bo den, Wasser und Luft kann auch eine Vielfalt im Tier- und Pflanzenleben existieren. Der künstlich geschaffene, wechselfeuchte Ein heitsstandort zerstört diese Vielfalt, die je doch Voraussetzung für die Stabilität des Natur- und Landschaftshaushaltes ist. Was diese „Niveliierung" der Lebensbedingungen für die Tier- und Pflanzenwelt bedeutet, kann man sich erst vorstellen, wenn man weiß, daß ca. 80 Prozent aller Arten auf Extremstandor te, also auf besonders nasse oder trockene Bedingungen angewiesen sind. Unabhängig von der Landwirtschaft werden auch durch sonstige landschaftsverändernde Maßnahmen Eingriffe getätigt, die zu einer Verinselung letzter naturnaher Lebensräume führen. Diese sind jedoch dann für den Fort bestand der dort vorhandenen Population zu klein, da kein Genaustausch mehr stattfinden kann und es durch Inzucht zur Schwächung und letztlich zum Zusammenbruch der Arten führt. Wenngleich in verschiedenen Landschafts teilen Qberösterreichs grobe Mängel in der Grünausstattung zu verzeichnen sind, kann man in anderen Gegenden Landschaftsele mente, die zu einer Gliederung der Land schaft beitragen, antreffen. Diese verschie denen Landschaftselemente sollen im folgenden allgemein beschrieben und deren ökologische Funktion näher erläutert werden. Hecken, Feldgehölze und Feldraine Diese Landschaftseiemente sind Bestandtei le unserer Kulturlandschaft, die sich meist auf schiecht nutzbaren Flächen wie Gelände kanten entwickeln konnten. Hecken und Feld gehölze weisen mikroklimatische Bedingun gen für die unterschiedlichsten Lebensan sprüche auf. Vor allem dann, wenn die Hecke entsprechend breit und ihr ein Wildkrautstrei fen vorgelagert ist, stellt sich in diesem Le bensraum eine hohe Artenvielfalt ein. Hier können wir auf kleinstem Raum nahezu die Hälfte aller Tier- und Pfianzenarten der Kul turlandschaft vorfinden. Deshalb spielen diese Landschaftselemente auch eine we sentliche Rolle für den integrierten Pflanzen schutz. Darunter versteht man, daß durch na turnahe Ackerbegleitflächen Deckung und Standorte für freiwachsende Pflanzen und freilebende Tiere gewährleistet werden, die als Nützlinge auf agrarische Schädlinge rea gieren. Besonders Hecken bieten Lebens raum und Nahrung für viele Insektenfresser, wie Igel, Mäuse, Erdkröten und Vögel. Aber auch insektenfressenden Spinnen, Käfern und Wanzen oder Blattlausräubern, wie Schwebfliegen und Marienkäfern bieten diese „Brückenbiotope" Lebensmöglichkei ten und Ausbreitung. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, möglichst alle noch naturbe lassenen Flächen zu erhalten, um die ökolo gische Stabilität zu sichern, oder um über haupt den Versuch zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichtes unterneh men zu können. So ist das Auftreten großer Schädlingskaiamitäten ein warnendes Zei chen dafür, daß der Landschaftshaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Auch steigt Hecken und Feldgehölze tragen dazu bei, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. — Foto; Friedrich Witzany, St. Florian iw,. .,«r k»;. ' . ■ 'I - W 21
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