Vierkanthof „Huber in Thann", Gemeinde Hargeisberg, eine Baupianung des Maurermeisters Martin Breinesberger aus Hargeisberg bzw. St. Fiorian aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. — Foto: G. Dimt ■ legt wurden. Daß mit diesen Neusiedlungs bewegungen zugleich Neuerungen in der Gehöftentwicklung einhergingen, ist für an dere Landschaften erwiesen und sollte uns im Falle des Mittertennhofes nicht verwun dern. Vermutlich entsprachen die Gehöfte der Weilersiedlungen in den tieferen Altsie dellagen noch ganz dem bajuwarischen Vielhaussystem, während in den neu angelegten Rodungen die rationellere Form des Mitter tennhofes in seinen Protoformen erprobt wur de. Generell kann beobachtet werden, daß man mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert die Gehöfte durchwegs vergrößert hat, wobei das Ausmaß dieser Erweiterungen von der Betriebsgröße abhängt. Die von Joseph II. eingeleiteten und von Kameralisten ent wickelten Landwirtschaftsreformen führten zu einer wesentlichen Vergrößerung der Stall- und Stadelbauten, neu eingeführte Feldfrüchte wie Erdäpfel und Klee erlaubten eine Vervielfachung des Viehbestandes. Daß eine Vergrößerung der Wohnhäuser mit eine Folge dieser Abkehr vom mittelalterlichen Prinzip des fast ausschließlichen Getreidean baues war, ist eine weitere logische Konse quenz. Der zusätzliche Bedarf an Bauland war im Streusiedlungsgebiet leicht aus den die Häuser umgebenden Gartenparzellen zu decken, Neubauten neben bereits bestehen den Altbauten waren eher selten und führten dann meist zur Abtragung der nicht mehr be nützten Objekte, so daß eine echte Vermeh rung der Häuserzahl nur in belanglosen Di mensionen zu verzeichnen ist. Jedenfalls sind in den Streusiedlungsgebieten keine Prozesse zu bemerken, die als Beginn einer „Zersiedelung" in unserem heutigen Sinn aufgefaßt werden können. Daran können auch jene kleinen Häuser oder Kleinstwirt schaften nichts ändern, die tatsächlich im Sinne der Zersiedelungsdefinition auf min derwertigen Wirtschaftsflächen abseits der Gehöfte oder außerhalb der Dörfer und Wei ler errichtet wurden. Meist handelte es sich um Handwerker (Schuster, Schneider, Weber, Rechenmacher, Maurer, Zimmerleute usw.), die sich bescheidene Wohnstätten — oft mit einem kleinen Stall — errichteten. Zweifellos bilden aber diese in der Regel ebenerdigen Kleinhäuser neben dem Vorbild der Herr schaftsvilla eine der genetischen Wurzeln un seres heutigen Einfamilienhauses, das zwei fellos — im Gegensatz zum historischen Vorbild — ganz erheblich die Zersiedelung unseres Natur- und Kulturraumes prägt. Literaturauswahl: Gunter Dimt, 1000 Jahre Siedlungstechnik und Siedlungsentwicklung im Mühiviertel. in: Das Mühiviertel. Katalog zur Landesaussteilung 1988, Linz 1988. Ders., Eine Haus- und Wohnform des 17. Jahrhun derts im Bereich des oberösterreichischen Ennstales. In: Völkskuitur, Mensch und Sachwelt. Fest schrift für Franz C. Lipp, Wien 1978. Ders., Siedlung und Haus im Mondseeland und At tergau. In: Der Bezirk Vöcklabruck, 1. Teil, Linz 1981. Ders., Die Städte und Märkte des innviertels im 18. Jahrhundert. In: Historische Dokumentation zur Eingliederung des Innviertels im Jahre 1779. Kata log zur Sonderausstellung in Ried i. I. 1979. Ders., Das ländliche Bauwesen im Bezirk Wels, in: Stadtmuseum Wels Katalog (2) = 26. Jb. des Museaivereins Wels, 1986. 18
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